Relatio-Geschäftsführer betonen: Derzeitige EEG-Umlage von 0,0353 Kilowatt ist verschwindend gering.

Balingen - "Unsere Kinder sollen lachen und nicht strahlen", stand auf einem Transparent, "Sun-Blocker – Solarenergie-Verhinderungsfaktor 90" auf einem anderen. Bei einer Großdemonstration in Berlin haben zahlreiche Menschen gegen die Beschneidung der Photovoltaik-Branche protestiert.

Relatio-Geschäftsführer Bernd Bodmer verweist auf einen besonderen Aspekt: "In welchem Verhältnis stehen eigentlich die Gewinne der vier großen Stromkonzerne EON, EnBW, RWE und Vattenfall zur EEG-Umlage?" Es werde einem nämlich weisgemacht, dass die erneuerbaren Energien an den gestiegenen Strompreisen schuld seien.

Etlichen renommierten Unternehmen habe schon die alleinige Ankündigung der Einspeisekürzungen gereicht, um in die Insolvenz abzurutschen. Für Bodmer kommt in der ganzen Diskussion ein Punkt zu kurz – und das ist der Vergleich von EEG-Umlage und dem Gewinn der großen Stromgiganten. "Ehrlich gesagt, nervt es unsäglich, immer zu hören, dass alle PV-Anlagenbetreiber allein dafür verantwortlich sind, dass der Strom so teuer geworden ist", schimpft der Relatio-Chef, "dabei ist das hirnrissiger Blödsinn." Vielmehr trage der Solarstrom wesentlich dazu bei, dass die Preise an der Leipziger Strombörse zu Spitzenlastzeiten fallen: "Und exakt das ist es, was den Konzernen so gewaltig gegen den Strich geht. Dadurch schmelzen ihre eigenen Gewinne."

Geschäftsführer Frank Rothacher hat zwei weitere Fakten parat. Der Staat nehme pro Jahr rund zwölf Milliarden Steuern mit der Erneuerbare-Energien-Branche ein. Kosten habe er dagegen keine: "Solarstrom ist ja umlagenfinanziert." Was übrigens kein vollkommen neues Konzept sei, wie er nachdrücklich betont: "Das ist eine altbekannte deutsche Tradition und nennt sich ›Verursacherprinzip‹ – genau wie einst schon bei Anteilen der Atomkraft oder den Kohlesubventionen durch den sogenannten ›Kohlepfennig‹."

Rothacher hat dazu ein Rechenbeispiel parat: Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt seinen Recherchen zufolge für die Solarstromumlage rund 70 Euro im Jahr an die Stromkonzerne, also nicht einmal sechs Euro pro Monat. Doch für die Gewinne eben jener Stromgiganten müsse die Familie seinen Berechnungen zufolge im Schnitt 380 Euro berappen – und da seien Parteispenden und Sponsoring für die Regierungsparteien schon abgezogen.

Die gesamte EEG-Umlage liege derzeit gerade einmal bei 0,0353 Euro pro Kilowattstunde, fügt Bodmer hinzu – und könnte noch geringer ausfallen, wenn nicht die Bundesregierung die Großindustrie zu Lasten aller kleinen Verbraucher und der Mittelstands-Unternehmer von den Netzentgelten befreit hätte.

Konkret Aufschluss über die Konzerngewinne gibt die Kurzstudie "Stromwatch 3: Energiekonzerne in Deutschland", die Uwe Leprich, Andy Junker sowie Diplom-Wirtschafts-Ingenieur Andreas Weiler im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen im ausgearbeitet haben. Danach haben sich innerhalb von sieben Jahren die Konzerngewinne vervierfacht – von 5,7 Milliarden Euro (2002) auf über 23 Milliarden 2009. Die Strompreise würden einfach massiv erhöht, um den Gewinn zu maximieren, folgert Bodmer. "Und wenn jemand fragt, sind die Erneuerbaren Energien daran schuld. So einfach ist das."