Sie stoßen mit einem lokalen Produkt an (von links): Baumwart Dienter Jenter, Eberhard Lohner, Ortsvorsteher Berthold Roller, Erwin Feucht, Sandra Detzer, Andre Baumann und Landrat Günther-Martin Pauli. Foto: Hauser Foto: Schwarzwälder Bote

Politik: Grünen-Landespolitiker zu Besuch in Balingen

Balingen. Eine Lanze für die Streuobstwiesen und Produkte aus der Region brach am Dienstag Nachmittag Umwelt-Staatssekretär Andre Baumann. Im Rahmen der "Grünen Heimattour" war er mit der Grünen-Landesvorsitzenden Sandra Detzer nach Balingen gekommen.

Erste Station der "Heimattour" waren die Streuobstwiesen oberhalb des Heselwanger Friedhofs. "Wenn alle Streuobstwiesen im Land so aussehen würden, müsste man sich um dieses Kulturgut keine Sorgen machen", hielt Baumann fest. Doch dies sei nicht der Fall. Rund 80 Prozent der Bäume im "Streuobstland" Baden-Württemberg seien in einem schlechten Zustand. Viele Ehrenamtliche, die sich der Pflege annähmen, würden älter, und die Jüngeren wollten die Arbeit nicht mehr machen.

"Die Politik und die Verwaltung sind gefordert", so der Staatssekretär weiter. Er machte aber deutlich, dass es nicht möglich sei, jede Streuobstwiese im Land zu unterhalten und zu pflegen. Die Konzentration auf zukunftsträchtige Bereiche sei notwendig. Helfen könne zum Beispiel eine Schnitt-Förderung. Aber auch jeder einzelne könne seinen Beitrag leisten, wenn er sich bewusst für regionale Obstsorten entscheide. "Es muss sexy und en vogue sein, lokale Produkte zu konsumieren", so Baumann und brachte unter anderem den Most ins Spiel.

Auch Friedrich Scholte-Reh, Vorsitzender des Imkervereins Balingen-Geislingen-Rosenfeld und des Imkervereins Balingen, sprach im Zusammenhang mit der Streuobstwiese oberhalb Heselwangens von einer "ökologischen Fläche in Reinformat", die eben gepflegt und unterhalten werde. Doch damit sei es nicht getan. "Eine Ernte von hoher Qualität muss auch gefördert werden", richtete er einen Wunsch an den Staatssekretär. Auch das Verbot, Holzschnitt auf der Wiese zu verbrennen, liege den Obstbauern im Magen.

Eberhard Lohner, Vorsitzender der Baum- und Fachwarte Zollernalb, die die Heselwanger Streuobstwiese pflegen, wies darauf hin, dass "biologisch einwandfreies Obst" geerntet werde. Denn seit gut 50 Jahren werde dort nicht mehr gedüngt. Auch er forderte eine bessere Föderung; so könnte zum Beispiel das Konzept Streuobstwiese weitergeführt werden. "Denn Geld verdienen kann man mit dem Obstanbau nicht", so Lohner.

"Heimat haben wir genug", sagte der Vorsitzende der Balinger Grünen, Erwin Feucht, zur Begrüßung der beiden Grünen-Landespolitiker. Diese wolle er auch zeigen und machte sich mit den Besuchern und Gästen von Heselwangen aus auf nach Balingen. Beim Zollernschloss wurden Detzer und Baumann die Projekte der Landesgartenschau geschildert. Auch die Nahwärmevesorgung in der Innenstadt war Thema, bevor die Landespolitiker nach dem Besuch des Eine-Welt-Ladens und der Genießbar noch am Grünen-Sommerfest im Café La Gare teilnahmen.