Waldemar Rehfuss wird am heutigen Dienstag 80 Jahre alt / Mit dem Balinger Bürgerverein viel bewegt

Von Gert Ungureanu

Balingen. "Ich kann’s nicht glauben, aber rechnerisch kommt’s hin", sagt Waldemar Rehfuss. Am heutigen Dienstag feiert er seinen 80. Geburtstag.

Eigens zu dem Anlass hat er seine ersten Schuhe und sein erstes Hemd aus dem Keller geholt. "Die passen nicht mehr", bemerkt er schmunzelnd. Daneben liegen die Bürgermedaille der Stadt Balingen und die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Zwischen den Einen und den Anderen ist viel geschehen.

"Ich bin nicht der Einfachste", sagt er rückblickend, "und ich bin auch nicht den einfachsten Weg gegangen." Ein DIN-A4-Blatt hat er beidseitig mit seinen "Moritaten" beschrieben. Es ist eine lange Liste geworden.

Die Figurengruppe von der alten "Rose" gäbe es nicht mehr, wäre er nicht gewesen. Und die Heinzlenbrücke beim "Lang". Die Schellenbergbrücke hat er zusammen mit vier anderen Balingern gekauft, hergerichtet und aufgestellt, das Hochwasserdenkmal vom Friedhof an den heutigen Platz versetzt. Und die "Sonne" hat er zusammen mit dem Bürgerverein vor dem Abbruch gerettet.

Die Friedensglocke mit eichenem Joch im Turm der Stadtkirche ist aber sein liebstes Kind: "Es ist kein Eigenlob, obwohl es danach klingt", sagt Waldemar Rehfuss. "Aber ohne mich hätte Balingen die Friedensglocke nicht."

Als seinerzeit die Idee aufkam, eine siebte Glocke für den Turm der Stadtkirche anzuschaffen, hatte er leichtfertig gesagt: "Das schaffen wir auch noch." Viel Arbeit und Schweiß hat es gekostet, bis sie endlich an ihrem Platz hing: Eine ganze Kiste voller Ordner dokumentiert die Entstehung. "Zuckerhasen haben wir verkauft, Glockentröpfle, Glockenbarren aus Kupfer für 50 Euro pro Stück", erinnert er sich. Schön wäre jetzt noch ein Linearantrieb gewesen, aber den habe der Kirchengemeinderat ja nicht gewollt, obwohl es eine Projektarbeit von der Technikerschule gab.

Das habe aber weniger geschmerzt als die Tatsache, dass abgelehnt wurde, eine Tafel im Glockenstuhl anzubringen, die besagte, dass ein Jahrgang von Zimmerleuten der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule daran mitgearbeitet hatte: "Das hat mich verletzt, das waren meine Buben."

Seine Familie? Er breitet einen riesigen Stammbaum auf dem Tisch aus. Die Familie, sagt er, sei seit 1530 nachweisbar. Handwerker sind dabei, Zeugfabrikanten, Gerber. Der Vater war Kaufmann.

Er selbst hat das Schneiderhandwerk gelernt. Bei Albert Wagner in Balingen hat er seine spätere Frau kennengelernt. Ein Sohn und eine Tochter sind aus der Ehe hervorgegangen, jeder von ihnen hat mittlerweile zwei eigene Kinder, "lauter Buben".

Als seine Frau an Parkinson erkrankte, pflegte er sie 23 Jahre lang bis zu ihrem Tod im Jahr 2009. Später, bis zu seiner Pensionierung, arbeitete Waldemar Rehfuss beim Landratsamt – bei der Poststelle, dann bei der Zulassungsstelle und zuletzt bei der Kreiskasse.

Zurzeit ist er viel unterwegs mit seiner neuen Lebensgefährtin Christel Baumann. Sie haben unterschiedliche Hobbys: Sie interessiert sich für Handball, er für den Bürgerverein. "Wir haben ausgemacht, wenn er irgendwo hingeht, gehe ich mit, und umgekehrt", sagt sie. Jetzt werde erst mal gefeiert – gleich dreimal: mit den Kindern und der Familie, dann mit den Freunden aus Metzingen und zuletzt in kleinem Kreis mit der Freundin und deren Tochter mit Ehemann.

Die Zeit sei so durchgelaufen, da führt kein Weg dran vorbei, sinniert Waldemar Rehfuss. "Aber im Kopf ist man jung geblieben." Und fügt verschlitzt lächelnd hinzu, während er an sein Herz fasst: "Es gibt noch andere Ideen, solange es hier noch warm ist."