Angeregt unterhalten sich die Teilnehmer beim Regionalgenial-Treff im Balinger Bahnhof. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Bewusster Umgang, "Retter" und Tafelläden: Beim Verein "Regionalgenial" werden viele Aspekte beleuchtet

Der monatliche offene Infotreff des Vereins Regionalgenial Zollernalb hat sich nun im Wartesaal des Balinger Bahnhofs dem Thema gewidmet, wie Lebensmittel produziert und verkauft werden.

Balingen. Mit der Frage "Wird gegessen, was auf den Tisch kommt?" eröffnete Sandra Stopper das Infogespräch, zu dem der Verein vier kompetente Frauen eingeladen hatte. Die Gesprächsrunde erfuhr dabei viel Interessantes und widmete sich bald der Frage, wie mit dem Überfluss auf der Ladentheke umgegangen wird und was getan werden kann, um der Verschwendung von Lebensmitteln zu begegnen.

So berichtete Sabine Franz, Geschäftsführerin des B2 Biomarkts, von ihrer langjährigen Expertise und Verbundenheit mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft sowie den Anfängen der Produktion vor über 20 Jahren in der Fischermühle in Rosenfeld. Die Gäste erfuhren, dass der Biomarkt nicht einfach Dinge verkauft, sondern auch selbst Obst und Gemüse in eigener Gärtnerei und Landwirtschaft erntet.

"Wir stemmen uns hier dem allgemeinen Trend entgegen, möglichst große Flächen mit auf Ertrag gezüchteten Pflanzen zu bewirtschaften. Wir arbeiten kleinteilig und versuchen, alles zu verarbeiten. Wenn ein Kohlrabi einen Riss hat und deshalb im Regal liegenbleibt, dann verwerten wir ihn in einem Gemüseauflauf, der bei uns im Bistro verkauft wird", so Franz.

Andere Herausforderungen haben Ursula Koschak und Irina Weck zu bewältigen, die vom Hechinger Tafelladen berichteten. Sie versorgen Kunden, die nur begrenzte Auswahl im Sortiment haben. "Wir sind wirklich froh über jeden Laden, der uns etwas spendet", erzählte Ursula Koschak. Übrig bleibe eigentlich nie etwas. 2018 musste der Tafelladen innerhalb Hechingens umziehen und hat sich nun erheblich verändert. "Wir haben den Tafelladen und den Second-Hand-Laden zusammengelegt und sind momentan dabei, eine Art Quartiersmanagement aufzubauen. Ein Nähcafé gibt es schon, und wir entwickeln das Angebot immer weiter", so Koschak. Der "Glücksgriff", wie der Laden mittlerweile heißt, sei so zu einer echten Begegnungsstätte geworden.

Doch trotz der Tafelläden werden immer noch tonnenweise Lebensmittel vernichtet, etwa weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Hier greift Kristina Zinnebner mit ihrer neu gegründeten Foodsharing-Gruppe ein. "Wir verstehen uns als Umweltaktivisten", erklärt sie ihr Engagement: "Uns geht es einfach darum, dass nicht so viel weggeworfen wird, was noch verwertbar ist."

Die "Foodsaver" (Lebensmittelretter) sind Teams, die eine Kooperation mit Läden eingehen, um übriggebliebene Waren abzuholen und kostenlos zu verteilen. "Es geht bei uns nicht um Bedürftigkeit sondern darum, diese Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Wir kommen erst nach der Tafel, holen abgeschriebene Lebensmittel ab und verteilen sie entweder in unserer Nachbarschaft oder in frei zugänglichen ›Fair-Teilern‹" (Infos unter www.foodsharing.de).

Auch Peter Seifert, Eigentümer des Balinger Bahnhofs, hat sich bereits Gedanken über übriggebliebenes Essen gemacht und sich der Initiative "To good to go" angeschlossen, bei der er übriggebliebene Portionen in einem bestimmten Zeitfenster billiger verkauft. Über eine App kann sich jeder informieren, ob im Bahnhof noch ein paar Auflauf-Portionen zu ergattern sind.

Und es geht sogar noch einfacher: "Manchmal", sagt Seifert, "wenn ich noch viele Brezeln oder Brötchen übrig habe, dann packe ich sie auch einfach in Tüten und hänge sie bestimmten Leuten an die Tür, von denen ich weiß, dass es sie freut."