"La Cuisine de Mapie" – "Die Küche von Mapie": François Thiercy zeigt sein Lieblingskochbuch während des Kurses in Weilstetten. Der Balinger Franzose ist nun Gegenstand einer Kolumne im Magazin Waldrausch. Foto: thiercy Foto: Schwarzwälder Bote

Trends: Magazin "Waldrausch" startet eine neue Kolumne über den Balinger Franzosen François Thiercy

"Waldrausch": Das Hochglanzmagazin über Lifestyle und Sport hat nun auch einen Balinger fest im Programm: François Thiercy. Der Franzose steht von Januar an im Mittelpunkt einer Kolumne, die seine Frau, Silke Thiercy, schreibt. Zum Auftakt geht es, bei einem Franzosen ja irgendwie naheliegend, ums Essen.

Balingen. Eigentlich hängt alles an der Balinger Volkshochschule, und das kam so: Da ich mit einem Franzosen verheiratet bin, spreche ich leidlich gut Französisch. Und habe an der VHS Sprachkurse angeboten. Der Fachbereichsleiterin war das nicht genug. Sie rief mich an, ob ich nicht vielleicht einen Kochkurs geben könnte? Mit französischem Einschlag?

Ich kann nicht kochen. Mein Monsieur wohl. Und er saß in diesem Moment neben mir. Vermutlich hat mein Lieblingsgallier gar nicht verstanden, was die nette Dame wollte. Er hat nur "Oui" gesagt. Und sich selbst gewundert, dass sein Name im neuen Programmheft erschien. "Die Geheimnisse der französischen Küche". Ein Abend in der VHS-Küche in Weilstetten. Zu François’ Erstaunen füllt sich die Teilnehmerliste kontinuierlich. Er schwitzt. Kochen nach Rezept? Kann er nicht.

Kolumnen schreiben zu dürfen, das ist für eine Journalistin sowas wie der Ritterschlag. Ein Lebenstraum. Ein Sahnehäubchen trotz Laktoseintoleranz. Dass es dabei um meinen Mann gehen soll – noch besser. Wir kennen uns seit weit mehr als 30 Jahren. Das aber wäre eine andere Geschichte, über die ich mal einen Roman schreiben soll. Neulich allerdings galt es, den Kochkurs zu wuppen. Man kann es sich vorstellen: Monsieur war mehr als nervös.

Denn er ist zwar leidenschaftlicher Hobby-Koch – aber eben nur für Menschen, die er kennt und mag. Und nun, vergattert vom Bildungsinstitut und vom Magazin Waldrausch, war er wie ein Pennäler, der zum ersten Mal bei den Eltern der Liebsten antanzt.

Gutes Essen verbindet Fremde miteinander

Was es nicht besser machte für ihn: Peter Flaig, gemeinsam mit Arne Hahn Chefredakteure des Magazins, kam ein paar Tage vor dem Kurs zum Interview. Damit er sich beim Event selbst voll und ganz dem Kochen widmen kann. Peter Flaig blieb zwei Stunden. Mein François war danach noch nervöser. Was würde da auf ihn zukommen?

Trotzdem besorgte mein Mann tapfer alle Zutaten. Eine Woche vor Kursbeginn fährt er dafür nach Straßburg, wo er, der "Sh’ti", viele Jahre lang gewohnt hat, ehe er als Angehöriger der französischen Armee nach Tübingen versetzt wurde. Im Gepäck immer das mittlerweile völlig zerfledderte Rezeptheft von Mapie, einer Nichte des genialen Künstlers Henri de Toulouse-Lautrec.

Und dann ist er da, der Tag des Kochkurses. Punktgenau werde ich, die ich als Dekoschnecke und Küchenschabe dienen soll, krank und muss Penizillin einwerfen. Meinen Monsieur wirft das aus der Bahn. Er ist so verstört, dass er beim Abholen der Schlüssel für das VHS-Kochstudio unserem nach der Obelix-Frau benanntem Auto "Mimine" einen Kratzer verpasst. Egal, Essen geht vor. Wir werfen alle Zutaten in den Kofferraum – nun ja. Fast alle. Das merken wir aber erst vor Ort, als Peter Flaig, Fabienne Büttner vom Projektmanaging und Fotograf Marco Kiechle eine Stunde vor Kursbeginn eintrudeln: Das Paniermehl steht zu Hause. Kurzerhand wird der erste eintreffende Teilnehmer, Rolf (selbst schuld, er hat mit mir Abi gemacht) vergattert, den nächstbesten Bäcker zu suchen. Und Peter macht sich in den umliegenden Supermärkten auf die Suche nach frischem Knofi. Beide werden fündig, und spätestens, als der Korken der Schampusflasche im Foyer knallt, sind die Teilnehmer angekommen in Frankreich. "Santé!" heißt es.

Mein Mann erklärt das Menü, und dann wird gewerkelt in den drei Kochinseln. Ich bin fein raus, die Tische sind rasch in Bleu-Blanc-Rouge gedeckt. Im Ofen schmoren die Knoblauchkartoffeln, die Jakobsmuscheln mit knackfrischen Pilzen und Scampi warten auf uns, der Salat bekommt eine waschechte Vinaigrette. Das Rind wird mit Knoblauch gespickt und das Dessert vorbereitet.

Mein Mann ist entspannt wie selten, und ich freue mich. Weil es allen schmeckt. Und weil kein Krümel übrig bleibt. Und drittens, weil wieder einmal bewiesen ist, dass gutes Essen völlig Fremde miteinander verbindet.