Die Geburt war schwierig, aber es ist ein schönes Kind geworden: Festredner Heinrich Haasis erinnert bei der Jubiläumsveranstaltung gestern in der Balinger Stadthalle an die Gründung des Zollernalbkreises vor 40 Jahren. Foto: Maier

Haasis Festredner bei Jubiläumsveranstaltung zu "40 Jahre Zollernalbkreis". Pauli nennt Aufgaben.

Balingen - Ungewöhnliche Töne in der Balinger Stadthalle: Aus rund tausend Kehlen erklang die Nationalhymne am Ende der gestrigen Neujahrssitzung des Kreistags – gleichzeitig auch die Jubiläumsveranstaltung zu "40 Jahre Zollernalbkreis".

Der 1. Januar 1973 war die Geburtsstunde des neuen Kreises, entstanden im Rahmen der Kreisreform in Baden-Württemberg, durch die aus 63 schließlich 35 Landkreise wurden.

Dass die Geburt des Zollernalbkreises nicht einfach war, daran erinnerte Festredner Heinrich Haasis, Präsident des Weltinstituts der Sparkassen – aber als ehemaliger Bürgermeister von Bisingen, Kreisrat und Landrat auch "Zeitzeuge", wie Landrat Günther-Martin Pauli bei seiner Begrüßung formulierte. Laut Haasis gingen der Gründung "erbitterte Diskussionen" voraus. Nachdem der Widerstand gegen die Auflösung des Altkreises Hechingen erfolglos geblieben war, wurden zum Teil hitzige Debatten über das Landkreismodell Balingen-Hechingen-Sigmaringen und die Eingliederung des Altkreises Hechingen zu Tübingen geführt. Schließlich waren bei einem Bürgerentscheid in Hechingen 86,4 Prozent für ein Aufgehen im neuen Zollernalbkreis, gebildet aus den Altkreisen Balingen und Hechingen sowie Gemeinden der Kreise Stockach, Sigmaringen und Rottweil – womit laut Haasis auch zusammengefügt wurde, was schon einmal zusammengehört hatte. So waren Balingen und Hechingen 1255 zur Stadt erhoben worden, erinnerte er.

"Es hat sich inzwischen ein gutes Kreisbewusstsein entwickelt, alle Verantwortlichen streben eine ausgewogene Entwicklung in den drei Mittelbereichen Albstadt, Balingen und Hechingen an", hielt der ehemalige Landrat fest – wenngleich in der Vergangenheit auch "die große Chance" eines Großkrankenhauses bei Balingen vertan worden sei. Er erwähnte zudem die Pläne eines großen Berufschulzentrums bei Frommern oder die Zentralisierung der Behörden, des Krankenhauses und der Schulen bei Bisingen. Auch wenn die "missliche Verkehrsanbindung" immer noch bestehe sowie die Schließung des Standorts Meßstetten und die Polizeistrukturreform zu verdauen sei, der Zollernalbkreis "hat sich gut entwickelt", bilanzierte Heinrich Haasis.

"40 bewegte Jahre"

Dieser Einschätzung schloss sich auch Landrat Günther- Martin Pauli an. Auch wenn die vergangenen vier Jahrzehnte "40 bewegte Jahre" für den Zollernalbkreis gewesen seien, gezeichnet von "Höhen und Tiefen, Sternstunden und schwierigen Situationen", den Landkreis zeichnen seiner Ansicht nach eine "hohe Lebensqualität und überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit aus".

Damit dies so bleibe, gelte es, Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Lebensqualität zu tätigen. Speziell nannte er den Bau des Zollernalb-Klinikums, mit dessen Fertigstellung Anfang 2015 zu rechnen sei. Der Kreistag sei sich einig, dass sich der Landkreis nicht aus der Krankenhausversorgung der Bevölkerung zurückzieht und stehe weiterhin zu einer kreiseigenen Klinik an den Standorten Balingen und Albstadt. Das Gremium sei auch stark an der Nachnutzung der Hechinger Klinik interessiert.

Wichtig ist für Pauli auch die "Verfügbarkeit von Datenautobahnen". Daher werde der Kreis im Falle der Breitbandverkabelung "am Ball bleiben". Voraussetzung für Erfolg und Fortschritt sei auch die Qualität der Bildung. Für Pauli ist es unumgänglich, die Bildungslandschaft "konsequent" weiterzuentwickeln. Mit einer geplanten Bildungskonferenz mit verschiedenen Institutionen sollen zudem "Weichen für die Zukunft gestellt werden". Ziel aller Anstrengungen müsse sein, "dass die Bewohner, unabhängig von individuellen Einschränkungen und Fähigkeiten, ethnischer oder sozialer Herkunft, Geschlecht oder Alter, an den gesellschaftlichen Prozessen teilhaben können".

Schließlich hielt er fest, dass die vielen Menschen, die in Gesellschaft, Kultur, Sport, Kirche oder Umweltschutz Verantwortung übernehmen, gemeinsam vieles auf den Weg gebracht hätten. "Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein,", so seine Einschätzung.