Baukolonne im Einsatz: Manfred Birkle (links) und Ralf Pfister richten auf der Wiese der Arbeitsagentur in Balingen den Rasen, nachdem sie dort bereits die Bodenplatte für eine Kunst-Skulptur gesetzt hatten. Die Kolonnen-Struktur des Bauhofs will die Stadtverwaltung künftig auch in den Ortsteilen einführen. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Balinger Bauhof soll zentralisiert und personell gestärkt werden / Bedenken und Zustimmung

Der Balinger Bauhof ist personell unterbesetzt – und er könnte mit einer anderen Struktur deutlich schlagkräftiger werden. Das sind die Ergebnisse einer Organisationsuntersuchung, über die in den Ortsteilen sowie demnächst im Gemeinderat diskutiert wird. Nicht überall indes stoßen die Empfehlungen auf Gegenliebe.

Balingen. Unter die Lupe genommen hat den Bauhof die Gemeindeprüfungsanstalt, die Schlussfolgerungen und Empfehlungen sind derzeit in den Balinger Ortsteilen ein viel diskutiertes Thema. Es geht dabei mitunter um Relikte der früheren Eigenständigkeit, ums Selbstverständnis auch sowie um liebgewonnene Strukturen, die die Ortschaften teils nicht einfach so aus der Hand geben wollen.

Im Kern indes geht es um die Frage, wie der Balinger Bauhof künftig noch besser als heute aufgestellt werden könnte. Diesbezüglich haben die Prüfer eine sachliche, emotionslose Antwort geliefert, die in den Ortsteilen indes teils Emotionen freisetzt.

Die zenrale Empfehlung lautet: Die Außenstellen der Bauhöfe in den Ortsteilen sollen aufgelöst, die Organsiation auf die sogenannte Kolonnen-Struktur umgewandelt und damit zentralisiert werden (siehe Info).

Solche Außenstellen gibt es heute noch in Weilstetten (zwei Mitarbeiter), Frommern (vier), Zillhausen (einer) sowie Heselwangen/Streichen (zusammen einer), wobei viele Aufgaben bereits über die Zentrale erledigt werden. Für Endingen/Erzingen sowie für Engstlatt und Ostdorf wurde die Kolonnen-Struktur bereits umgesetzt.

In den Ortsteilen, wo noch Außenstellen bestehen, gibt es gewisse Bedenken gegen die neue Struktur. Der Weilstettener und Roßwanger Ortsvorsteher Wolfgang Schneider etwa fragt, warum ein "funktionierendes System abgeschafft" werden solle. In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats sagte Schneider, dass Außenstellen Vorteile bieten – die Einsatzwege seien kurz, dadurch werde Zeit gespart. Er äußerte die Befürchtung, dass der gewohnte Standard nicht gehalten werden könne, und es mit einer Kolonnen-Struktur "Defizite" geben werde.

Im Weilstettener Gremium gab’s – vor allem bezüglich der Kolonnen-Struktur – ein Patt: Drei Ortschaftsräte stimmten dagegen, drei dafür, zwei enthielten sich. Unisono dagegen sprach sich das Zillhausener Gremium aus: Für den Ort sei die neue Struktur nicht sinnvoll, erklärte Ortsvorsteher Björn Gruner.

Gänzlich anders denkt über das Thema der Engstlatter Ortsvorsteher Klaus Jetter. Und er spricht aus Erfahrung. Das mit den Kolonnen "klappt sehr gut", sagt Jetter. Seit mittlerweile zwei Jahren gebe es in Engstlatt keine Außenstelle mehr, bis dahin war ein Bauhof-"Einzelkämpfer" zuständig. Die Umstellung habe er damals "skeptisch" gesehen, sagt Jetter, doch seine Bedenken hätten sich "in Wohlgefallen aufgelöst". Er habe zwar keinen Mann mehr direkt vor Ort, dafür aber kompetente Ansprechpartner in der Bauhofzentrale. Alle – auch die unvorhersehbaren – im Ort anfallenden Arbeiten würden zügig, kompetent und zur vollsten Zufriedenheit erledigt. Es gebe "alles aus einer Hand", er sei mit den Kolonnen "sehr zufrieden", sagt Jetter. Die Gremien in Heselwangen, Erzingen und Ostdorf haben der Neuorganisation bereits zugestimmt.

Während die Struktur-Frage Diskussionen aufwirft, ist ein anderes Ergebnis der Organsiationsuntersuchung eher unstrittig: Angesichts der Fülle der ihm zugewiesenen Aufgaben fehlt’s dem Bauhof an Personal, und zwar deutlich. Sieben Vollzeitstellen mehr dürften es sein. Vier zusätzliche Mitarbeiter sind im Haushalt des laufenden Jahres bereits eingeplant, die Stellen sind ausgeschrieben.

Grünflächen pflegen, Schlaglöcher flicken, Bäume schneiden, Schnee räumen, Stände etwa für den Christkindlesmarkt aufbauen: Die rund 70 Mitarbeiter des Balinger Bauhofs haben eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben zu erledigen. Im Prinzip kann jeder fast alles, allerdings gibt’s spezialisierte Kolonnen mit unterschiedlichen Tätigkeitsschwerpunkten. Je nach Aufgabengebiet unterscheiden sich naturgemäß auch die Ausrüstung und die Fahrzeuge, die die Kolonnen mit sich führen.

Der Vorteil der Kolonnen-Struktur nach Meinung der Organisationsuntersuchung, der sich die Stadtverwaltung anschließt: Es ist immer klar, wer welche Aufgaben schwerpunktmäßig hat und wo welches Gerät verfügbar ist – und es gibt damit – auch für die Ortschaften – klar definierte Ansprechpartner. Insgesamt würde der Bauhof dadurch schlagkräftiger. Nebenbei könnten die Leistungen des Bauhofs künftig genauer abgerechnet werden. Auch Urlaubs- und Krankheitsvertretungen ließen sich besser koordinieren.

Die Neuorganisation soll nach Darstellung der Stadtverwaltung über mehrere Jahre umgesetzt werden.