Bleiben bei der Kommunalwahl außen vor: die im Amt bestätigten Vorstandsdamen der Balinger Frauenliste, Sabine Klaiber (links) und Teresa Schmidt verzichten auf eine Kandidatur für den Gemeinderat. Es sei schlicht nicht möglich, die Kandidatenliste mit ausreichendNamen zu füllen. Foto: Thiercy

Gremium mangelt es schlicht an Kandidatinnen. Kritik an Infopolitik des Rathauses.

Balingen - "Wir finden keine 30 Kandidatinnen, die Liste bleibt leer": Das hat Sabine Klaiber bei der Versammlung der Balinger Frauenliste erklärt. Das Gremium – sechs Damen hatten sich im katholischen Gemeindehaus eingefunden – suchte nach Gründen für die Politikverdrossenheit der jüngeren Generation.

Klaiber und ihre Vorstandkollegin Teresa Schmidt (beide wie der bisherige Vorstand im Amt bestätigt) sind sich sicher: Ohne "Zugpferd" und ohne die Bereitschaft der aktuell 38 Mitglieder der Liste ist ein Kommunalwahlkampft schlicht nicht zu stemmen. "Die jungen Leute scheinen heute alle etwas anderes zu machen und zu wollen."

"Politikwechsel wäre nötig"

Und das, obwohl nach Ansicht der Frauenliste ein Politikwechsel in Balingen drängender wäre denn je. Die Frauenliste sieht in der Eyachstadt "einen überalterten Gemeinderat". Die anstehenden Themen im Rathaus wie die Gartenschau 2023 wären zwar interessant. Und darauf, dass mit den Kandidatinnen der Liste der Frauenanteil im Gemeinderat gut ein Viertel betragen hatte, sind die Damen stolz.

Verständnis hat Klaiber aber für die jungen Frauen. Sie erinnert sich an ihre Zeit mit Beruf, Kindern und Gemeinderatsmandat: "Das war ein echter Kraftakt." Der ohne Oma nicht zu stemmen gewesen wäre. Oder eben mit Babysitter. Der bezahlt werden muss. "Das Sitzungsgeld ist leider nur eine Aufwandsentschädigung", so Klaiber.

Die Frauenliste stellte vor einigen Jahren den Antrag, ein Mehr an Geld für pflegende Angehörige oder junge Mütter zur Verfügung zu stellen. Ohne Erfolg. "Nicht mal die Frauen im Gemeinderat stimmten damals dafür." Die Loyalität unter den Frauen lasse zu wünschen übrig, war bei der Versammlung zu hören.

Kritik kam auch an der Informationspolitik des Rathauses auf. So wurden die Diskussionen mit den Balingern zur Gartenschauplanung als "Schein-Workshops" betitelt, danach passiere nichts, und irgendwann werde im Rathaus ein Beschluss gefasst.

Trotzdem oder gerade dennoch haben die Frauen Visionen. Sie wollen sich mit anderen Frauenlisten, beispielweise aus Winterlingen, bei der dortigen Tagung des Dachverbands am kommenden Samstag vernetzen. "Dranbleiben, präsent sein", so die ausgegebene Devise. Das soll auch 2023 so sein. An Ideen mangelt es den Damen nicht, wie sie sich bei der großen grünen Schau in Balingen einbringen können.

Und auch das rote Regal im Bahnhof soll weiter gedacht werden. Ein neuer Standplatz wird gesucht. "Das kann auch eine Kiste in einem Café sein oder eine Bank im Park, die wie eine Truhe funktioniert."

Ein Termin steht für dieses Jahr bereits fix im Kalender: Am 10. November steigt in der Eberthalle wieder die Kinderartikelbörse. Die hat im vergangenen Jahr die Kasse klingeln lassen. Mehr als 1400 Euro landeten im Topf. Die sollen nun an den guten Zweck gehen. Je 500 Euro spendet die Frauenliste an den Verein Feuervogel, den Kinderschutzbund, das Frauenhaus und den Verein Huckleberry & Pippilotta. Was 2018 erwirtschaftet wird, soll zu einem Teil auch an ältere Menschen gehen.