So soll das neue 100-Plätze-Pflegeheim in Frommern aussehen, von der Mühläckerstraße aus betrachtet. Insgesamt entsteht ein U-förmiger Baukörper. Auf seiner Internetseite wirbt der Betreiber Casa Reha bereits für den "Münzehof". Foto: Architekturbüro Arndt/Maier

Gemeinderat mehrheitlich für Vorhaben der BCB und der Casa Reha in Frommern.

Balingen - Bauen will in Frommern der Investor BCB, betreiben will die Einrichtung das Unternehmen Casa Reha mit Sitz im hessischen Oberursel. Als Architekt fungiert Thomas Arndt aus Geislingen. Etwas weniger als 100 Plätze sollen auf dem früheren Münze-Gelände entstehen – der Name der früheren Firma lebt so neu auf: "Münzehof" hat die Casa Reha das Projekt getauft. Bis Ende 2016 soll es fertiggestellt sein. 24 Stadträte stimmten zu, fünf – allesamt von der SPD – waren dagegen.

Widerstände gegen das Projekt hatte es in den vergangenen Wochen in erster Linie vonseiten des Frommerner Freundeskreis Seniorenhilfe gegeben (wir berichteten). Dieser kritisierte insbesondere die Konzeption: Das geplante Pflegeheim sei mit fast 100 Plätzen nicht nur für Frommern überdimensioniert und insgesamt nicht zeitgemäß, weil der Trend hin zu kleineren Einrichtungen gehe. Zudem befinde sich in unmittelbarer Nähe bereits das Seniorenheim Hörnleblick mit 54 Pflegeplätzen sowie 15 Plätzen im betreuten Wohnen. Die geplanten zusätzlichen 100 Plätze bedeuteten eine "Massierung", die den Bedarf Frommerns und der unmittelbaren Umgebung weit übersteige. Bedürfnisgerechter wäre es nach Meinung des Freundeskreises, wenn nicht der gesamte Balinger Bedarf an Pflegeheimplätzen an einer Stelle verwirklicht werden würde.

Diese Argumente spielten indes, wie Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte, für die Entscheidung im Gemeinderat keine Rolle. Das Gremium musste allein über die baurechtliche Zulässigkeit befinden – und diese ist, wie Baudezernent Michael Wagner erläuterte, klar gegeben. Gleichwohl entwickelte sich im Gremium eine Grundsatzdiskussion über das Vorhaben an sich und die Betreiberkonzeption.

So sagte Ulrich Teufel (SPD), dass der Neubau ein "großer Klotz" sei, der sich nicht ins Ortsbild einfüge. Teufel meinte auch, dass es nicht wünschenswert sei, dass eine Großzahl der in den nächsten Jahren in ganz Balingen benötigten Pflegeheimplätze nun in Frommern entstehen. Angela Godawa (SPD) sagte, dass auch sie das Betreiberkonzept mit annähernd 100 Plätzen für nicht zeitgemäß halte: "Masse ist nicht automatisch klasse". Gewünscht seien vielmehr kleinere Einheiten.

OB Reitemann will neue Pflegeplanung für Balingen erarbeiten

Dagegen meinte Thomas Strobel (CDU), wie Teufel und Godawa Ortschaftsrat in Frommern, für ihn sei entscheidend, dass überhaupt neue Plätze entstehen – die derzeit üblichen Wartelisten seien für Menschen, die einen Pflegeplatz benötigen, "kein Zustand". Was das Konzept betreffe, so Strobel, darüber müssten die Kunden entscheiden. Er sei sicher, dass die Casa Reha gute Qualität wie an vielen anderen Standorten in ganz Deutschland auch in Frommern bieten könne.

Klaus Hahn (CDU) meinte, dass er den Versuch des Freundeskreises Seniorenhilfe, den Betreiber "runterzumachen", nicht verstehe – zumal dieser die Arbeit vor Ort noch gar nicht begonnen habe. Hahn berichtete aus persönlichen Erfahrungen, dass es auch in bestehenden Balinger Pflegeheimen durchaus noch Verbesserungspotenzial gebe. Peter Seifert (Grüne) kritisierte den Freundeskreis und die SPD ebenfalls scharf und äußerte die Vermutung, dass diesen wohl nur der Betreiber nicht passe.

Oberbürgermeister Reitemann sagte, dass neue Konzepte durchaus wünschenswert seien, dass die Stadt aber nur geringe Möglichkeiten habe, das zu steuern. Balingen werde in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch einen deutlich größeren Bedarf an Pflegeheimplätzen haben. Kleinere Einheiten, auch daran erinnerte Reitemann, seien zudem nicht immer automatisch gute Lösungen: Gerade kleinere Pflegeheime hätten oft mit Problemen zu kämpfen und würden von der Heimaufsicht geschlossen.

Reitemann sagte zu, dass nun zügig eine neue Pflegeplanung erarbeitet werden soll. Zeit dafür ist’s: die aktuelle stammt aus dem vorigen Jahrtausend, von 1994.