"Sollte, hätte, könnte, würde – machen!" Nur was? Artur Egle-Theurer will es beim Wahlforum des Evangelischen Kirchenbezirks von den Kreistagskandidaten (links) in den Räumen des Migrationszentrums in Balingen genau wissen. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Beim Forum des Evangelischen Kirchenbezirks kommen in Balingen viele Themen auf den Tisch

Armut, Pflege, Sonntagsschutz, Flüchtlinge, Gesundheitsversorgung oder das Verhältnis von Kirche und Politik: Beim Wahlforum des Evangelischen Kirchenbezirks sind am Donnerstagabend in Balingen viele Themen auf den Tisch gekommen.

Balingen. In den Räumen des Migrationszentrums standen wenige Tage vor den Kommunal- und Europawahlen sieben Kreistagskandidaten Rede und Antwort: Karl-Josef Sprenger (CDU), Alexander Maute (SPD), Dietmar Foth (FDP), Reinhold Schäfer (Freie Wähler), Uwe Jetter (Grüne), Eberhard Jaensch (Linke) sowie Sigrid Uhle-Wettler (AfD), allesamt Kandidaten für den Kreistag des Zollernalbkreises. Dabei handelte es sich nach Hechingen, Albstadt und Sigmaringen um das letzte von vier Wahlforen des Evangelischen Kirchenbezirks.

Moderator Artur Egle-Theurer, Leiter des Evangelischen Bildungswerks, startete mit einer vergleichweise simplen Frage an die Kommunalpolitiker in den Abend: Der nach der Motivation, sich überhaupt zur Wahl zu stellen und ins Kreisgremium einziehen zu wollen – quasi eine Fingerübung. Dann sollten die Sieben sich dazu äußern, wie sie die Aufgabe und die Stellung der Kirche zum Staat sehen: Soll die Kirche sich nur ums Seelenheil, nicht aber um die Politik kümmern? Oder muss jeder, der fromm ist, auch automatisch politisch sich positionieren? Schäfer, Foth, Maute, Jetter und Sprenger gaben dabei ganz ähnliche Bewertungen ab: Sie sahen viele Schnittmengen zwischen Kirche und Politik. Jaensch betonte dagegen, dass die Kirche eine "soziale und moralische Instanz" sein solle, die keine Politik machen, aber die Politik mahnen solle. Uhle-Wettler, die betonte, dass sie aus Familie mit langer evangelische Tradition komme, meinte, dass Pfarrer als Menschen durchaus politisch aktiv sein könnten, die Kirche als Organisation problematischerweise aber eher dadurch aufgefallen sei, stets an der Seite "der Macht" gestanden zu sein.

Bei der Frage des Engstlatter Pfarrers Christoph Braunmiller nach der Zusammenarbeit zwischen Kirche und Politik meinte Reinhold Schäfer, dass ein gutes Miteinander weiterhin notwendig sei. Uhle-Wettler sagte, ihrer Meinung nach sei die Kirche mittlerweile zu sehr als "gesellschaftlicher Dienstleister" – etwa im Bereich der Kindergärten und in der Flüchtlingshilfe – aktiv; deswegen kämen die spirituellen Aufgaben zu kurz. Dem widersprach Braunmiller. Dekan Beatus Widmann sagte, er beobachte mit Sorge, dass das Zusammenspiel zwischen Kirche und Kommunen vor allem dort nicht mehr selbstverständlich sei, wo junge Bürgermeister regieren.

Bei den vordringlichen Aufgaben im Zollernalbkreis gab es bei den Kandidaten viele ähnliche Aussagen: Gesundheitswesen und Pflege, Infrastruktur, Bildung, aber auch sozialer Wohnungsbau wurden genannt. Uwe Jetter betonte die Bedeutung von Klimaschutz und Biodiversität, er äußerte zudem eine große Sorge: "Wir verspielen derzeit die Schöpfung." Eberhard Jaensch lenkte den Blick auf die seiner Meinung nach vielfältigen sozialen Ungerechtigkeiten in Deutschland.

Zum Thema Europa äußerten sich sechs der sieben Kandidaten quasi unisono: Dieses Projekt habe dem Kontinent 70 Jahre Frieden und darüberhinaus einen enormen Wohlstand beschert. Deutlich machten Schäfer, Jetter, Foth, Maute, Jaensch und Sprenger aber auch, dass man angesichts nationalistischer Tendenzen für Europa kämpfen müsse. Sigrid Uhle-Wettler dagegen betonte dagegen die Diskrepanz zwischen Europa und EU: Ihrer Meinung nach gefährdet die EU den europäischen Zusammenhalt sowie die unterschiedlichen Kulturen in den Mitgliedsstaaten und sei deswegen letztlich sogar eine Gefahr für den Frieden auf dem Kontinent.