Dem "68er-Gedankengut" ist er treu geblieben: der Balinger Bernd Hempel alias Hans-Günter Mühlfenzel. Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder-Bote

Bernd Hempel erzählt unter dem Pseudonym "Hans-Günter Mühlfenzel" die Geschichte der Grünen in Balingen

Von Gert Ungureanu

Balingen. Beim gescheiterten Versuch, mit der "Bunten Liste Zollernalb" den Sprung in den Kreistag zu schaffen, hatte er es bereits angekündigt: Bernd Hempel hat die "wahre, fiktive Geschichte der Grünen" mit dem provozierenden Titel "Die Diktatur der Mandatsträger" veröffentlicht.

Der Berufsschullehrer, Jahrgang 1950, "seit dem Mord an J. F. Kennedy und Martin Luther King politisch interessiert" und eigenen Angaben nach Gründungsmitglied der Balinger Grünen, stellt von Anfang an klar: Es sei kein Roman und kein Sachbuch, sondern vielmehr eine Autobiografie, eine Dokumentation über die Geschichte der Grünen, pardon, der "Blauen" in Balingen. Alles könne er belegen, versichert er und verweist auf die 137 Quellenangaben am Ende.

Es ist nicht der einzige Begriff, den der Autor verfremdet. Er selbst, gebürtiger Hannoveraner und "im Herzen" immer noch Hannoveraner, schreibt unter dem Pseudonym "Hans-Günter Mühlfenzel" über Begebenheiten in den drei Mittelzentren "Bachingen", "Badstadt" und "Härlingen", über den "Zickenkrieg" der "Blauen" im "Baden-Härlingen-Kreis". Den "Hans-Günter" habe er von seinem Vater entliehen, den "Mühlfenzel" habe er immer schon benutzt, wenn er den eigenen Namen außen vor lassen wollte, sagt er.

Ein Wutbürger, der über Stuttgart 21 wettert, über das "Lügenpack von Mappus-Anhängern", den "schwarzen Donnerstag" und die "Räumung des Schlossgartens"? Nein, das sei er keineswegs, versichert er. Nur einer, der visionär denken und zwischen den Zeilen lesen könne. Und nein, er wolle mit seinem Buch auch nicht Rache dafür nehmen, dass er seinerzeit bei den "Blauen" hinausgeekelt worden sei.

"Ich wollte damit nur ein Beispiel geben", sagt er. "Was bei den ›Blauen‹ passiert ist, könnte auch beim Hasenzüchterverein passieren." Provozierend auch die Aussage, dass Stammtische besser seien als Ortsvereine, etwa der "Blauen", weil Ortsvereine zu viel Energie für "administratives Zeug" verwendeten.

Schlimm finder er das, aber er weiß, dass er es nicht ändern kann. Das will er auch nicht: "Nur ein wenig Unruhe stiften und einen Anstoß zum Nachdenken geben", sagt er. Seine Schlussfolgerung: Mandatsträger, egal welchen Couleurs, seien nach einer gewissen Zeit nur noch bestrebt, "ihr Mandat zu verteidigen um ihres Egos willen". Mühlfenzels Empfehlung (denn das Buch enthält auch jede Menge Empfehlungen und Tipps): politische Mandate zeitlich zu befristen, im Schulbereich in Bildung zu investieren und nicht nur in Gebäudesanierung.

Vielleicht ist dem Autor irgendwann aufgefallen, dass die vielen Pseudonyme (bei den "Blauen" stimmen allerdings die Initialen) das Lesen erschweren. Darum gibt er zu Beginn Anleitungen dazu, was man unbedingt lesen sollte, was wichtig ist und was man lesen "kann".

das buch: Hans-Günter Mühlfenzel: "Die Diktatur der Mandatsträger. Eine wahre, fiktive Geschichte", Books on Demand, 2014, 316 Seiten, 17,99 Euro.