Die Jugendmusikschule Balingen wird 60 Jahre alt. Foto: Hennings/Musikschule

Festakt in der Stadthalle. Mehr als 1000 Schüler werden unterrichtet. G8 sorgt für Probleme bei Unterrichtszeiten.

Balingen - Der Veranstaltungskalender der Stadt Balingen ohne Beiträge der Jugendmusikschule? Das ist kaum vorstellbar. Allein 2013 musizierten Schüler und Ensembles bei 80 Veranstaltungen. In diesem Jahr feiert die Schule ihr 60-jähriges Bestehen.

Mit einem Festakt am Samstag, 29. März, ab 17 Uhr im Kleinen Saal der Stadthalle wird das Jubiläum begangen. Neben einem Grußwort von Oberbürgermeister Helmut Reitemann stehen  musikalische Beiträge mit Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartoldy auf dem Programm.  Das Jubiläum ist außerdem Anlass für vier weitere Konzerte im Laufe des Jahres.

Zehn Ensembles treten im Namen der Musikschule auf

Schon die trockenen Zahlen lassen erahnen, inwieweit sich die Jugendmusikschule über die Jahrzehnte etabliert hat: 1100 Schüler werden derzeit von 47 Lehrkräften, darunter 16 freien Mitarbeitern, an 36 Orten unterrichtet. Dazu gibt es zehn Ensembles, unter anderem die Big Band, das Jugendorchester und Spielkreise. Das Angebot reicht von den gefragtesten Instrumenten Klavier (189 Schüler) und Gitarre (170) bis zur Harfe (16).Angesprochen werden alle Altersklassen: von den Babys im Musikgarten bis zu den Erwachsenen, die seit 1. März Unterricht nehmen können. 

Den Löwenanteil machen 13- bis 16-Jährige aus.»Auch wenn wir 20 Schüler weniger als im Vorjahr haben, haben wir in diesen Jahren so viele  wie nie zuvor«, sagt Josef Lohmüller. Der 60-Jährige ist seit 2001 Musikdirektor der Schule, die damals 800 Musiker zählte. Außerdem dirigiert er die Big Band.Eröffnet wurde die Musikschule 1954, zwei Jahre nachdem das Regierungspräsidium Tübingen die Gründung angeregt hatte. Wegen des fehlenden Geldes war es aber zu Verzögerungen gekommen.

Erst nachdem Musikschulen wie in Horb angenommen wurden und eine Umfrage in Balingen ergab, dass Bürger eine Gründung befürworteten, wurde die Idee verwirklicht.Unter der Leitung der Musikdirektoren Eugen Altheimer (1954 bis 1978) und Volkmar Fritsche (bis 2001) vergrößerte sich die Schule stetig. Seit 1965 ist sie städtische Einrichtung.  Mehrfach musste sie wegen zu kleiner Proberäume umziehen. Im Zollernschloß, in der Sichelschule,  in der Inselstraße – überall wurde musiziert.

Sogar Wartelisten für interessierte Jungmusiker gab es. Seit 2007 ist die Schule in der Jakob-Beutter-Straße beherbergt. »Dort haben wir bessere Gegebenheiten, auch wegen des Schlagzeugraums und des Konzertsaals«, so Lohmüller.Seit zehn Jahren wird die Schule zusätzlich vom 135-Mitglieder starken Förderverein unterstützt, der Geld mit Beiträgen und Spenden sammelt. »Das ist eine große Hilfe, eine tolle Einrichtung«, sagt der Musikdirektor.

Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen angestrebt

Für den Anstieg der Schülerzahlen sorgten im vergangenen Jahrzehnt die Kooperationen mit den Balinger Musikvereinen, die ihre Schüler zum Unterricht schicken.  Als nächstes ist geplant, die Kooperationen mit allgemeinbildenden Schulen zu stärken.

Bedenklich stimmt Lohmüller aber, dass die Schüler immer weniger Zeit für Musik finden: »Weil die Kinder immer länger Schule haben, wird bei uns abends bis 20.30 Uhr unterrichtet. Und durch G8 verlassen uns viele Leistungsträger ein Jahr früher«. Immerhin, ist er erleichtert, konnte in Anbetracht der hohen Schülerzahlen verhindert werden, den Unterricht auch samstags anbieten zu müssen.