Klein, aber fein: Die Balinger Jugendherberge ist im Reiterhaus untergebracht. Foto: Maier

Jugendherbergswerk will aufrüsten - Stadt hat aber kein Geld. Herbergsmutter Baader geht Ende 2015 in Ruhestand.

Balingen - Wie weiter mit der kleinen, aber feinen Jugendherberge Balingen? Wegen dieser Frage gibt es derzeit Gerangel zwischen der Stadt und dem baden-württembergischen Jugendherbergswerk. Es geht um Geld und darum, mit welchem Modell die Einrichtung künftig geführt werden soll.

Anlass ist das absehbare Ausscheiden der jetzigen Herbergsmutter, Ilona Baader. Seit Ende der 1980er-Jahre betreibt sie mit ihrem Mann Harry, der als Hausmeister fungiert, die Balinger Jugendherberge im Reiterhaus des Zollernschlosses. Ilona Baader geht voraussichtlich Ende des kommenden Jahres 2015 in den Ruhestand.

Die Baaders betreiben die Balinger Jugendherberge – das ist landesweit gesehen ein Sonderfall – auf eigene Rechnung; sie entrichten aber eine Art Abgabe an das Jugendherbergswerk. Das Gebäude ist im Besitz der Stadt; die Kommune hat es Ende der 1980er-Jahre aufwendig saniert. Der Betrieb der "Juhe" ist in einem Vertrag zwischen der Stadt und dem Jugendherbergswerk geregelt. Dieser Status könnte nach Meinung von Harry Jenter, dem Leiter des Amts für Familie, Bildung und Vereine, durchaus so weiter bestehen. Doch das Jugendherbergswerk will etwas anderes.

Mit dem Ausscheiden von Ilona Baader soll der Balinger Sonderfall beendet werden – die künftigen Betreiber sollen also, wie vielerorts üblich, beim Herbergswerk fest angestellt sein. Zugleich verlangt das Jugendherbergswerk eine Modernisierung des Gebäudes. Dabei geht es um die Anpassung des sogenannten Standards: schönere Bäder, gehobenere Ausstattung, Zweibettzimmer.

Dafür ist viel Geld notwendig: 700.000 Euro. Diese Summe soll nach Meinung des Jugendherbergwerks die Stadt Balingen aufbringen. Doch die Stadt hat kein Geld dafür übrig. Nach Einschätzung der Verwaltung ist deshalb davon auszugehen, dass das Jugendherbergswerk den Vertrag Ende nächsten Jahres kündigt. Das Aus für die Balinger Jugendherberge?

Nicht unbedingt: Grundsätzlich hat der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats in der vergangenen Woche festgestellt, dass der Weiterbetrieb unbedingt sicherzustellen sei. Die Suche nach einem potenziellen Investor für die vom Jugendherbergsverband geforderte Sanierung verlief erfolglos. Sollte sich weiter keiner finden und würde das Jugendherbergswerk den Vertrag kündigen, dann würde wohl die Stadt die Jugendherberge unterhalten mit dem Ziel, einen privaten Betreiber zu finden – nach demselben Modell wie bisher mit den Baaders, nur eben ohne das Jugendherbergswerk im Boot. Über das Thema debattiert in der nächsten Woche auch der Gemeinderat (Dienstag, 27. Mai, 17 Uhr, Stadthalle).

Fraglich ist dabei auch, ob die Jugendherberge, die mit zehn Zimmern und 46 Plätzen die kleinste in Baden-Württemberg ist, nach einer möglichen Vertragskündigung durch das Jugendherbergswerk weiterhin mit diesem Namen für sich werben darf. Das werde gerade rechtlich geprüft, sagt Harry Jenter.