Auf dem Podium (von links): Wiebke Jessen, Lea Irion, Sven Brandelik, Michael Damm und Helmut Reitemann. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Debatte: Zahlreiche Interessierte bei Lernforum-Veranstaltung / Von "Expeditiven" und Hedonisten

Balingen. Wie lebt und erlebt die Generation Z ihren Alltag? Was bedeutet dies für Schulen und Unternehmen? Wie können Eltern die Zukunft ihrer Kinder mitgestalten? Antworten auf diese Fragen haben die Besucher nun beim "Lernforum Keynote" bekommen, das das Balinger Lernforum Brandelik auf die Beine gestellt hatte. Zahlreiche Interessierte waren im evangelischen Gemeindehaus Stadtmitte in Balingen dabei, neben Fachpublikum wie Pädagogen, Therapeuten und Ausbildern auch Eltern. "Ich bin hier, weil ich meine Enkel nicht verstehe", sagte etwa ein älterer Besucher.

Die Referentin Wiebke Jessen von der SINUS:akademie Heidelberg beschäftigt sich seit Jahren mit den Wünschen und Ängsten von Jugendlichen. Für die aktuelle Sinus-Jugendstudie sprachen die Forscher mit Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren, um die soziokulturelle Vielfalt der jugendlichen Lebenswelten in Deutschland abzubilden.

Exemplarisch für die Forschungsergebnisse stellte Jessen drei dieser Lebenswelten vor. Konservativ-bürgerliche Jugendliche sind laut Jessen sehr pflichtbewusst und sehnen sich nach Sicherheit und einer planbaren "Normalbiografie". "Solche Jugendliche legen großen Wert auf Gemeinschaft", sagte Jessen. Deshalb seien sie oft in Vereinen, Verbänden oder auch in der Feuerwehr zu finden.

Ganz anders ticken dagegen die "Expeditiven": Als erfolgs- und lifestyleorientierte Networker sind sie auf der Suche nach neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen. "Sie wollen raus, haben klare Ziele und wollen sich selbst verwirklichen. Sie vernetzen sich, grenzen sich aber auch gerne ab", so Jessen. Von Lehrern oder Gesprächspartnern erwarten diese Jugendliche hohe Kompetenz und Leistungsorientierung. Die "materialistischen Hedonisten" wiederum seien konsum- und markenorientiert, sagte Jessen. Mit ihrer klaren Fokussierung auf den Mainstream seien Kleidung, Schuhe und Modeschmuck diesen Jugendlichen als Garant für Anerkennung äußerst wichtig.

Es gibt, so Jessens Fazit, nicht diese eine, auf alle zutreffende Lebenswelt der "Generation Z". Vielmehr sei es wichtig, zu hinterfragen, aus welcher Lebenswelt die Jugendlichen genau kommen, die man erreichen möchte, und deren Ansprache darauf abzustimmen. "Wagen Sie den Perspektiv-Wechsel und denken Sie nicht nur aus ihrer eigenen Lebenswelt heraus", lautete der Rat der Referentin.

Anschließend fand die Podiumsdiskussion mit Balingens Oberbürgermeister Helmut Reitemann, Realschulrektor Michael Damm, Lea Irion und Wiebke Jessen statt. Moderiert wurde diese von Lernforum-Geschäftsführer Sven Brandelik. Angeregt diskutierten die Gäste über Themen wie Generationenkonflikt und "Fridays for Future".