Ein Bus fährt die Heselwanger Straße in Balingen hinab. Der Stadtverkehr soll neu geregelt werden, wenn möglich ab Mitte Dezember. Foto: Maier

Neukonzeption des Stadtverkehrs nimmt die Hürde Verwaltungsausschuss. Umsetzung ab Dezember geplant.

Balingen - Wenn nach dem Verwaltungsausschuss auch der Gemeinderat seine Zustimmung gibt, kann zum bundesweiten Fahrplanwechsel am 13. Dezember auch die Neukonzeption für die Linien 14, 16, 18 und 24 umgesetzt werden. Möglich machen soll sie die Firma Maas.

Ziel sei es, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver zu machen, sagte der Leiter des Amts für Familie, Bildung und Vereine, Harry Jenter, am Dienstag bei der Vorstellung der Pläne. Diese sähen unter anderem vereinfachte Linienführungen vor. So sollen die bisherigen drei Varianten der Linie 14 von Balingen nach Frommern und Weilstetten zu einer einheitlichen Linie zusammengefasst werden. So soll auch mit den vier Varianten der Linie 24 Balingen-Heselwangen verfahren werden. Eine weitere wichtige geplante Neuerung: Die Haltestellen der beiden Linien würden in einem Halb-Stunden-Takt angefahren.

Rufbussystem als Ergänzung

Jenter wies darauf hin, dass als Ergänzung eine Rufbussystem eingeführt werden soll, so für Linien von der Kernstadt nach Streichen, nach Schmiden und Binsenbol sowie ins Gewerbegebiet Rote Länder, nach Roßwangen und ins Endinger Wohngebiet Schlickkuchen. "Die Rufbusse fahren stündlich und zu einem festen Fahrplan."

Aus rechtlichen Gründen sei es nicht möglich, für Erzingen ebenfalls ein Rufbussystem einzuführen, wenn der Dorfplatz von den Schnellbussen nach und von Rottweil nicht angefahren werde, so Jenter. Dennoch gebe es zu Schulzeiten eine Verbindung nach Frommern durch die Linie 18 sowie eine Anbindung durch die Regionallinie Rottweil-Balingen. Und es gebe die Möglichkeit von so genannte Bürgerbussen, "um besonder Ecken zu bedienen", ergänzte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Ostdorf sei wie bisher über die überregionale Linie Balingen-Haigerloch angebunden, Engstlatt durch eine stündliche Zugverbindung und durch die Buslinie Hechingen-Albstadt, erklärte Jenter.

Die Ausschussmitglieder stimmten nicht nur dafür, den Auftrag, der bis 2028 datiert ist, an die Firma Maas zu vergeben, sondern diese auch mit der Einführung eines Rufbussystems zu beauftragen. In diesem Zusammenhang soll unter anderem ein Verkaufsbüro in der Kernstadt eingerichtet werden. Zudem sollen Zweitbusse vorgehalten werden, um die "Verkehrsverlässlichkeit" zu garantieren.

Rund 510 000 Euro an Kosten seien jährlich zu erwarten, rechnete Jenter vor – "eine deutliche Steigerung" zu den bisherigen 330 000 Euro. Für den Rufbus seien rund 120 000 Euro zu finanzieren. Sowohl er als auch Reitemann wiesen darauf hin, es sei vertraglich geregelt, dass Fahrplan-, Preis- und Leistungsanpassungen möglich seien.

Gemeinderat kann Stadttarif einführen

Als eine "neue Welt des ÖPNV" bezeichnete Wolfgang Schneider (CDU) die geplante Neukonzeption. Sie sei eine Einladung, diesen intensiv zu nutzen. Christoph Foth (FDP) ist sich sicher, dass sich die Mehrkosten lohnen werden. Nach Ansicht von Günther Meinhold (CDU) habe die Neukonzeption zwar viele Vorteile, sie sei aber auch eine Kompromisslösung mit Schwachstellen, wobei er auf die seiner Meinung nach unzureichende Anbindung Dürrwangens wies. Er frage sich zudem, ob ältere Personen Rufbusse in Anspruch nehmen und was zu tun sei, wenn diese generelle nicht genutzt werden.

Nicht nachvollziehen konnte Angela Godawa (SPD), dass es keinen Stadttarif. "Den hätte ich gerne gehabt", sagte sie und verwies darauf, dass ihn auch viele Bürger gewünscht hätten. Dann wäre der ÖPNV noch attraktiver, betonte sie und fragte, ob beim Verkehrsverbund und der Stadt keiner Lust gehabt habe, einen Stadttarif umzusetzen.

"Wir sind nicht lustlos an dieses Thema herangegangen", wies OB Reitemann die Einschätzung Godawas zurück. Es habe Berechnungen gegeben, wonach Einnahmeausfälle von rund 140 000 Euro zu verkraften gewesen wären. Die Verwaltung wollte daher dem Gemeinderat keinen Finanzierungsvorschlag unterbreiten, doch wenn dieser einen Stadttarif wolle, sei dies durchaus möglich, wenn auch nicht gleich zur Einführung der Neukonzeption, sollte diese kommen.