Das Maag-Gebäude soll in Frommern weichen, dafür soll neuer wohnraum geschaffen werden. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: Debatte im Gemeinderat um Zukunft des Maag-Areals und damit um Innenentwicklung in Frommern

Dass Bauvorhaben – zumal wenn sie nicht auf der "grünen Wiese" geplant sind – nicht immer den Beifall der Anwohner erhalten, kommt immer wieder vor. Ein besonders krasses Beispiel dafür bietet aktuell ein Vorhaben im Frommerner Ortskern.

Balingen. Wie berichtet, will das Unternehmen Urbanbau an der Konrad-Adenauer-Straße auf dem sogenannten Maag-Areal Neubauten mit bis zu 46 Wohneinheiten errichten. Eine entsprechende Bauvoranfrage war im Frommerner Ortschaftsrat zunächst begrüßt, das Vorhaben als "willkommene Innenentwicklung" bezeichnet worden. Doch nach massiven Anwohnerprotesten hat die Urbanbau die Bauvoranfrage wieder zurückgenommen; das Vorhaben dient nun als Ausgangspunkt für einen Bebauungsplan, für den der Gemeinderat am Dienstagabend den Startschuss gegeben hat. Im Rahmen des Verfahrens soll für das Maag-Areal geprüft werden, welche Nutzungen dort überhaupt möglich sind und in welchen Dimensionen dort gebaut werden kann.

Dem Balinger Bauamt schweben derzeit verschiedene Nutzungsmöglichkeiten auf dem insgesamt rund 10 000 Quadratmeter großen Plangebiet vor: Auf Höhe des auf der anderen Seite der Konrad-Adenauer-Straße befindlichen Seniorenheims Hörnleblick ist ein Mischgebiet vorgesehen, wo neben Wohnraum auch Gewerbe, etwa Büros, möglich sein sollen. Es würde damit als "Puffer" dienen zwischen dem südlich angrenzenden Gewerbegebiet (Autoverwertung Ritzmann) sowie dem nördlichen Bereich bis zur Waldstetter Straße, der als reines Wohngebiet ausgewiesen werden soll. Beim Maß für die künftige Bebauung auf dem Maag-Areal will sich das Stadtplanungsamt an der bestehenden Firsthöhe orientieren und straßenbegleitend eine dreigeschossige Bebauung mit Staffelgeschoss zulassen. Das entspräche laut Baudezernent Michael Wagner ungefähr der Höhe des "Hörnleblicks".

Insbesondere die Stadträte aus Frommern meldeten sich dazu am Dienstagabend im Gemeinderat zu Wort, nachdem der Bebauungsplan bereits im Ortschaftsrat kontrovers diskutiert worden war. Angela Godawa (SPD) meinte, dass man einen "Spagat zwischen den Interessen" der Anwohner, des Investors und derjenigen hinbekommen müsse, die eine Wohnung in Frommern suchen. Gerhard Lay (FDP) sagte dazu, dass der Gemeinderat dabei nicht einseitig den Wünschen des Investors "hinterherspringen" solle. Ingrid Helber (FDP) meinte, dass das neue Gebäude sich einfügen und insbesondere nicht zu hoch und nicht zu groß ausfallen solle – man sei schließlich in Frommern und nicht in New York.

Mit Blick auf die Proteste der Anwohner gegen das Vorhaben sagte Günther Meinhold (CDU), dass man – nicht nur in Frommern, aber dort ganz besonders – derzeit eine Art "Anwohner-Demokratie" erlebe, die möglicherweise schädlich für die künftige Innenentwicklung des Orts sei und Investoren abzuschrecken drohe. Es könne und dürfe nicht sein, so Meinhold, dass rechtlich mögliche, zudem der Entwicklung dienliche Vorhaben abgeblockt würden, weil sie den Wünschen der Anlieger entgegenstehen. Es gebe in Frommern ein "öffentliches Interesse" und eine starke Nachfrage nach neuem Wohnraum. Hätte man in Frommern in den 1950er- und 60er-Jahren allein auf die Interessen der Anlieger gehört, dann wäre, so Meinhold, das Zentrum Buhren niemals gebaut worden. Dieses habe die Entwicklung des größten Balinger Stadtteils in entscheidender Weise befördert.

Ganz ähnlich äußerte sich auch Peter Seifert: Auf dem Maag-Areal solle in einem sogenannten Mischgebiet neuer Wohnraum entstehen – seltsamerweise aber werde nicht die gewerbliche, sondern die beabsichtigte Wohnnutzung kritisiert. Ihm komme es so vor, sagte Seifert, dass der "wohnende Mensch" heutzutage als Störfaktor wahrgenommen werde.