Zeigt ihr neues Buch: Ingrid Helber. Die Historikerin aus Balingen hat die Geschichte der Betzinger Tracht aufgearbeitet. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Balinger Historikerin schreibt über Betzinger Tracht / Vergleiche zum Zollernalbkreis

Mit der typischen Tracht im Reutlinger Stadtteil Betzingen befasst sich ein neues Buch. Verfasst hat es die Balingerin Ingrid Helber.

Balingen/Betzingen. Die Kunsthistorikerin und Historikerin Ingrid Helber beleuchtet in dem jetzt erschienen Werk den Forschungsstand, die Betzinger Tracht, und klärt dann die Fachbegriffe des Bereichs "Kleidung – Mode – Tracht" sowie die Quellen zur Kleidungsgeschichte, jeweils in Bezug zu Betzingen.

Was das Buch auch für Einwohner des Zollernalbkreises interessant machen könnte: Im Text vergleicht Helber die Betzinger immer wieder mit der Kleidung in dieser Gegend – Balingen, Bitz, Ebingen, Tieringen oder Leidringen beispielsweise.

Laut Helber hatte sich schon vor mehr als 100 Jahren "Betzinger Tracht" als fester "Markenbegriff" etabliert. Sie sei ein wichtiges Identifikationsmerkmal des Orts, in dem sich reichsstädtischer Bürgerstolz und bäuerliches Selbstbewusstsein manifestierten. Von einigen Betzinger Frauen wurde die Tracht ununterbrochen bis in die 1960er-Jahre hinein getragen. Die Männer nahmen um 1900 Abstand davon.

Die Tracht tauche auch in unterschiedlichen Medien wie Malerei, Plastik, Grafik, Fotografie, Literatur, Presse oder Fernsehen auf. Auch die Reklame verdeutliche über hundert Jahre lang die Werbewirksamkeit der Betzinger Tracht.

Kleidungsdetails wie der Goller, der Kragen über dem Schnürmieder der Mädchen und Frauen, hätten sich über Jahrhunderte hinweg konserviert. Schappeln beziehungsweise Blütenkränze waren schon im Mittelalter bekannt. Das in Vergessenheit geratene "Lappenleible", eine Übergangsform vom geschnürten Mieder zum zugehakten Leible, kam wieder zum Vorschein.

Im Laufe der Zeit habe sich die Pflege der Tracht von der Sängerschaft über den Musikverein zum Schwäbischen Albverein verlagert. Seit 1965 werde sie hauptsächlich vom Freundeskreis der "Lichtstube" gepflegt.

Die Herstellung und die Regeln des Tragens sind überliefert. Helber dokumentiert die Trachtenpflege und der Ist-Zustand, wobei Tradition, Wandel und Weiterentwicklung ihren Worten nach einen immerwährenden Veränderungsprozess bilden. Untersucht hat sie auch die Herkunft und die Entwicklung einzelner Kleidungsstücke – wie des "Betzinger Häubles". Außerdem erfolgt eine Erklärung der Farbsymbolik zum Beispiel für grüne und rote Bänder.

Das aktuelle, von der Autorin selbst aufgenommene Bildmaterial stammt aus den Jahren 2014 und 2015. Die einzelnen Kapitel sind stark gegliedert und können alle unabhängig voneinander gelesen werden, wobei zahlreiche Abbildungen den Text beleben.

Das buch: Ingrid Helber: Die Betzinger Tracht. Anmut, Stolz und Selbstbewusstsein. Reutlingen-Betzingen, 2015; 288 Seiten mit 330 farbigen Abbildungen, 28 Euro. ISBN 978-3-939775-53-9.