Das Gastgewerbe ist durch Corona am Boden.Foto: ©Konjunkturindex-stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: IHK-Umfrage ergibt zweigeteiltes Bild der Konjunktur in der Region

Die Wirtschaftslage in der Region Neckar-Alb zeigt nach der jüngsten Umfrage der Industrie- und Handelskammer Reutlingen im Konjunkturindex fast wieder dieselben Daten wie vor der Pandemie 2020. Der Industrie geht es relativ gut, aber im Gastgewerbe sieht es düster aus.

Zollernalbkreis/Reutlingen. 35 Prozent der befragten Unternehmen verzeichnen steigende Umsätze, der Anteil der Unzufriedenen nimmt ab. Die Umfrage der IHK ergibt ein uneinheitliches Bild: Die Industrieunternehmen in den Kreisen Tübingen, Reutlingen und Zollernalb profitieren vom Export, vor allem in die Eurozone, nach Asien und in die USA, werden aber durch einen Mangel an Rohstoffen ausgebremst. Laut IHK-Präsident Christian O. Erbe sind vor allem bestimmte Stahlsorten, Kunststoffgranulate, Halbleiter und Holz knapp – "und das vom Anfang der Lieferkette her". Probleme gebe es auch bei der Logistik. Doch viele Betriebe steigern den Export und haben die Absicht, zu investieren – in Digitalisierung und Innovationen.

Gebeutelt von den Pandemie-Beschränkungen sind laut IHK hingegen der Einzelhandel, vor allem mit Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, sowie die Gastronomie. 96 Prozent der Geschäftsinhaber bezeichnen die Lage als schlecht. Verhalten bleibt die Hoffnung auf wärmere Tage und eine Lockerung der Restriktionen. Erbe: "Es fehlen die Öffnungsperspektiven."

Positiv stellt sich für die IHK die Lage auf dem Arbeitsmarkt dar. Viele Betriebe wollen Mitarbeiter einstellen. Neben der Industrie zeichnen sich auch das Baugewerbe und der Bereich der Dienstleistungen durch einen positiven Saldo aus.

Der Tübinger Unternehmer warnt zugleich die Politik davor, nach der Bundestagswahl mit Steuererhöhungen die Bereitschaft der Unternehmen zu Innovationen zu untergraben. Beispiel ist für Erbe die Politik des US-Präsidenten Biden, der eine Erhöhung der Unternehmenssteuern plant – und das in die wieder anspringende Konjunktur hinein: "Das killt jede Investition", so Erbe, dessen Firma für Medizintechnik in den USA ein Zweigunternehmen betreibt. Statt einseitiger Festlegung auf "grüne Innovationen" wie im Koalitionsvertrag der neuen grün-schwarzen Landesregierung solle die Politik bessere Rahmenbedingungen für die mittelständischen Unternehmen schaffen, meint Erbe.

Ihm fehlt auch das Engagement, die überbordende Bürokratie zurechtzustutzen. Es könne nicht sein, dass jede Firma einen eigenen Stab bilden müsse, um die Vorschriften einzuhalten. Angesichts schwindender Steuereinnahmen durch Corona rät Erbe zu einer Priorisierung der Staatsausgaben und vor allem zu "verständlichen Spielregeln".

Zufrieden zeigt sich IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp mit der Besetzung der Ministerposten der neuen Landesregierung. Mit Kultusministerin Theresia Schopper und mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) pflege man eine gute Zusammenarbeit. Epp ist erfreut, dass Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-.Kraut (CDU) ihr Ressort behalten hat: Besonders bei der Beantragung der Corona-Soforthilfe an Firmen seien die Wege sehr kurz gewesen. Epp lässt auch auf Verkehrsminister Winfried Hermann nichts kommen: "So viele Straßen sind noch nie in der Region gebaut worden wie unter einem Grünen."

Von der neuen Regierung erwartet die IHK-Spitze Impulse in Richtung besserer Infrastruktur, Digitalisierung, Förderung der Wasserstofftechnik und der Künstlichen Intelligenz.