Mit einem Stein ist ein Mann im Gesicht verletzt worden. Foto: pavlofox – stock.adobe.com

Im Rausch einen vermeintlichen Dieb im Gesicht verletzt. Angeklagter zeigt bei Prozess Reue und entschuldigt sich.

Balingen - Weil er einem Mann am Balinger Bahnhof einen Stein an den Kopf geworfen sowie Sanitäter und Polizisten beleidigt und bedroht hat, ist ein 40-jähriger Mann vom Amtsgericht Balingen zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und einem Monat verurteilt worden.

Es ist der 31. Oktober 2019, als ein Koch spätabends mit dem Zug aus Hechingen von der Arbeit heimkommt. Als er am Bahnhof in Balingen aussteigt, fällt ihm eine herrenlose schwarze Tasche auf, die auf einer Bank auf dem menschenleeren Bahnsteig liegt. Als er diese näher inspizieren will, stürmt wie aus dem Nichts ein Unbekannter schreiend auf ihn los. "Du Dieb" ruft der. Als der Koch beschwichtigen will, wirft ihm der Angreifer einen Stein aus dem Gleisbett an den Kopf. Der Koch erleidet eine Wunde an der Wange. Als er flüchtet, trifft ihn ein weiterer Stein am Knöchel.

Angeklagter geständig

Die alarmierte Polizei nimmt den alkoholisierten Steinewerfer in Gewahrsam und bringt ihn zur Untersuchung ins Krankenhaus. Dort verzögert sich der Aufenthalt. Zwei Stunden sitzen zwei Polzisten mit dem 40-Jährigen dort. Während dieser Zeit beleidigt der Mann die Beamten ohne eine Pause zu machen mit den übelsten Schimpfworten, drohte ihnen "heilige Krieger" zu schicken, um sie töten zu lassen. "Das habe ich bislang noch nicht erlebt, dass jemandem so lange nicht die Luft ausgeht", berichtete einer der Polizisten vor dem Balinger Amtsgericht.

Der Angeklagte, ein 40-jähriger Mann aus Albstadt, war vor dem Gericht rundum geständig – wenngleich er sich an Details nicht immer genau erinnern kann. Denn der Mann hat ein massives Alkoholproblem, hat schon in der Vergangenheit mehrfach im Rausch Mist gebaut. Nach eigenen Angaben hat er das Trinken mit 13 angefangen. "Alkohol war mein Begleiter", resümierte der 40-Jährige.

Er habe am besagten Tag nach Polen fahren wollen, gab er an. In der Tasche hätten sich unter anderem sein Reisepass und Fotos aus seiner Kindheit befunden. Da er jedoch schon den ganzen Tag über gezecht hatte, war sein Reisegepäck über den ganzen Bahnhof verteilt. Als er sah, wie ein Fremder sich seine Tasche schnappen wollte, sei er dorthin geeilt und habe den vermeintlichen Dieb zur Rede gestellt. Den Stein habe er nur zur Drohung geworfen, keinesfalls jedoch mit der Absicht, jemanden zu verletzen.

Ein anderer Vorfall, der sich vier Monate zuvor in Albstadt zugetragen hatte, wurde ebenfalls verhandelt. Damals hatte ihn ein Spaziergänger in einer Schrebergartenanlage betrunken in einem Graben liegend gefunden. Die alarmierten Sanitäter beleidigte der Mann mit derben Schimpfworten, ebenso die zur Unterstützung herbeigerufenen Polizisten.

Mann zeigt Reue und entschuldigt sich

Vor dem Balinger Amtsgericht zeigte der Mann Reue, entschuldigte sich bei sämtlichen Beteiligten ausführlich. Einem der beteiligten Polizisten hatte er bereits ein Entschuldigungsschreiben geschickt und Schmerzensgeld an die Polizeigewerkschaft gezahlt. Zu Jahresbeginn hat er von sich aus eine Entzugstherapie begonnen, die er bis zum heutigen Tage erfolgreich durchzieht. Sein Bewährungshelfer stellte dem 40-Jährigen, der vier Kinder von drei Frauen hat, eine überaus gute Sozialprognose aus.

Das überzeugte sowohl den Staatsanwalt wie auch die Richterin. So kam er – trotz zwölf Vorstrafen – ein letztes Mal mit einem blauen Auge davon. Er wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und einem Monat verurteilt. "Sie können das schaffen", zeigte sich die Richterin überzeugt.