Regionalleiterin Manuela Mayer erzählt von der Entstehung und den Errungenschaften der Caritas. Fotos: Irion Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart feiert im Balinger Jakobushaus das 100-jährige Bestehen

Balingen. 100 Jahre Caritas sind mit einem Festakt im Balinger Jakobushaus gefeiert worden. Schwerpunkt der Veranstaltung war unter anderem die verbandseigene Initiative gegen Kinderarmut.

Die Jubiläumsveranstaltung begann mit dem sogenannten Sternpilgern, wanderlustige Abenteurer hatten vier Strecken zur Auswahl. Von verschiedenen Startpunkten aus pilgerten die Teilnehmer über Stock und Stein, Ziel war das Jakobushaus. Zur Stärkung hielt die Caritas Kaffee und Kuchen bereit, um die Mittagszeit gab es eine kostenlose Mahlzeit für die Besucher.

Regionalleiterin Manuela Mayer eröffnete die Veranstaltung vor zahlreichen Gästen mit einer Rede über Entstehung und Errungenschaften der Caritas. "Die Menschen, die für die Caritas arbeiten, arbeiten mit bedingungsloser Menschenliebe", sagte sie.

Pfarrer und Vorstandsvorsitzender Oliver Merkelbach und Dekan Anton Bock feierten vor dem Jakobushaus einen Gottesdienst, in dem sie die Kinderarmut und deren Auswirkungen thematisierten. "Das Gesicht der Armut hat sich in den vergangenen Jahren stark geändert", sagte Merkelbach. Kinder müssten keine Lumpen tragen und auf der Straße leben, um arm zu sein. Vielmehr äußere sich Kinderarmut durch "keine adäquate Teilnahme am gesellschaftlichen Alltag". Allein in Baden-Württemberg sei jedes fünfte Kind von Armut betroffen oder gefährdet, vor zehn Jahren sei es noch jede sechste gewesen. "Und dennoch hat jedes einzelne Kind Träume, ob kleine oder große", fügte Dekan Bock hinzu.

Am 15. Juli 1918 wurde der Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart gegründet. Der Erste Weltkrieg ging seinem Ende zu und forderte tausende Opfer, unter anderem durch Krankheiten und Mangelernährung. Das wollte der Verband unterbinden, besonders die Ersthilfe für Menschen in schweren Lebenslagen rückte in den Fokus.

Merkelbach berichtete vom "Steckrübenwinter", bei dem durch Missernten Hunderttausende Menschen Hunger litten. Schon damals war die Caritas bemüht, solchen Missständen entgegenzuwirken. Heute zähle der Verband deutschlandweit 617 000 Mitarbeiter, dazu kommen noch etwa 500 000 Ehrenamtliche. Die Caritas ist einer der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland.

Die Besucher hatten die Möglichkeit, sich genauer über den Werdegang der Caritas zu informieren. Eigens für das Jubiläum angefertigte Plakate und Broschüren erzählten aus 100 Jahren voller Fortschritt und Nächstenliebe. Für Kinder gab es Spiel- und Bastelangebote, auch eine Luftballonaktion fand statt. Hierbei durften die kleinen Besucher einen Ballon mit einem Brief in die weite Welt entsenden. Sollte jemand antworten, erhalten die Kinder ein Geschenk.

Marc Meßmer, Fachreferent für Solidaritätsstiftung der Caritas, zeigte sich sehr zufrieden über die Veranstaltung und vielen Besucher: "Zu sehen, wie viel Freude die Besucher ausstrahlen, zeigt mir, dass sich der Aufwand gelohnt hat." Er leitete einen Stand, an dem die Besucher durch eine Virtual-Reality-Brille ins Zimmer eines in Armut lebenden Kindes eintauchen konnten.

In einem übergroßen Puzzle war die Losung der Initiative zu lesen: "Mach dich stark". Unter dem Motto "Mit 100 in die Zukunft" blickt die Caritas zielgerichtet nach vorn. Die Charta 28 beschreibt Visionen und Vorstellungen, die der Verband in den kommenden zehn Jahren verwirklichen möchte. Dazu gehört eine Gesellschaft ohne Armut, insbesondere ohne Kinderarmut. "Im Fokus unserer Arbeit steht die Nächstenliebe, denn der Mensch wird am Du zum Ich" fasste Manuela Mayer Mayer am Ende zusammen.