Niedlich, mit schwarzen Knopfaugen: die Rötelmaus. Das Gesundheitsamt warnt: In diesem Jahr könnte der kleine Nager wieder vermehrt das gefährliche Hantavirus übertragen. Foto: SB-Archiv

Gesundheitsamt rechnet in diesem Jahr mit Welle von Infektionen. Zollernalb Risikogebiet.

Zollernalbkreis - Es beginnt wie eine Grippe: Drei bis vier Tage hält das Fieber an, Kopf, Bauch und Rücken schmerzen. Blutdruckabfall und Nierenfunktionsstörungen bis zum Nierenversagen folgen. Schuld daran ist das Hantavirus, und Überträger ist eine scheinbar harmlose, kleine Maus.

 

Die Erkrankung ist alles andere als harmlos: In seltenen Fällen können sogar die Lungen betroffen sein, und es kann zu deutlich sichtbaren äußeren Blutungen kommen.

Erkrankungen kommen nicht überall in Deutschland gleich häufig vor. Zu den Gebieten, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, gehört die Zollernalb. Hier infizieren sich jährlich bis zu 20 von 1000 Einwohnern mit dem Erreger. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr in den Frühjahrs- und Sommermonaten von Mai bis September. Die Erkrankungen treten zwar in allen Altersgruppen auf, Männer im mittleren Alter sind jedoch häufiger betroffen als Frauen. Das größte Infektionsrisiko besteht, wenn man Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen hat.

Die registrierten Fälle stammen überwiegend aus Gebieten mit Buchenwäldern. Auf Jahre mit starker Buchenmast (intensive Bildung von Bucheckern im Herbst) folgen Epidemiejahre, weil sich die Rötelmaus stark vermehren konnte. Sogenannte Epidemiejahre waren 2007 und 2010. Auch im laufenden Jahr wird mit einer Welle von Erkrankungen gerechnet.

Über die Schleimhäute in den Körper

Die infizierte Tiere scheiden Hantaviren mit Kot, Urin und Speichel aus. Die Erreger können über Tage und Wochen ansteckend bleiben. Wird erregerhaltiger Staub aufgewirbelt und eingeatmet, können die Hantaviren über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Die Übertragung durch Nagetierbisse sei grundsätzlich denkbar, für Baden-Württemberg sei aber seit 2001 kein Fall mit einem Na-getierbiss gemeldet, heißt es in einer Mitteilung der Gesundheitsbehörden.

Zu den Tätigkeiten mit besonderem Infektionsrisiko gehören Arbeiten in der Forstwirtschaft oder im Bauwesen, die Reinigung von Scheunen, Schuppen, Ställen oder Häusern, in denen Nager leben, Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen führen können – etwa Gartenarbeiten, Holzschlagen oder -stapeln, Jagen, Joggen und Zelten.

Was tun? Lebensmittel sollten für Nager unzugänglich aufbewahrt werden, rät das Gesundheitsamt. Tierfutter und Wasser sollten keinesfalls über Nacht offen stehen, und der Abfall sollte in verschließbaren Mülleimern entsorgt werden. Essensreste und tierische Abfälle sollten nicht auf den Hauskompost geworfen werden. Bei starkem Mäusebefall sollte ein erfahrener Schädlingsbekämpfer hinzugezogen werden. Im Zweifelsfall kann auch das Gesundheitsamt helfen.

Zum Schutz vor Hantavirus-Infektionen müssten tote Mäuse sicher beseitigt werden und kontaminierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger ge-reinigt werden. Dabei sollte man zur Sicherheit Gummihandschuhe tragen und bei Staubentwicklung möglichst einen eng anliegenden Mund- und Nasenschutz. Bei der Entfernung von Mäusekot und Nestmaterial sollte auf keinen Fall Staub aufgewirbelt werden. Ein Staubsauger sollte nicht benutzt werden, weil die Viren über die Abluft abgegeben werden könnten, warnt das Amt.