Viele Firmen in der Region Neckar-Alb gehen von einer weiteren Digitalisierung aus.Foto: © Zerbor – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Unternehmen in der Region rechnen mit nachlassendem Geschäft / Mittelständische Struktur hilft

"Unternehmen und Region müssen die aktuelle Krise als Ansporn und Chance für neue Geschäftsideen und Innovationen nutzen", so IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp bei der Vorstellung des neuen IHK-Konjunkturberichts.

Zollernalbkreis/Reutlingen. Auch in der Region Neckar-Alb schlägt die Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche Lage durch: Der IHK-Konjunkturklimaindex fällt bei der aktuellen Befragung von 121 auf 84 Punkte. Die gute Nachricht: Im Baden-Württemberg-Vergleich ist die Situation in den drei Landkreisen der Region leicht besser. Landesweit ist der Konjunkturklimaindex sogar auf 78,5 Punkte gesunken. "Hier hilft uns erneut die mittelständische Struktur mit den vielen erfolgreichen Betrieben, die jetzt handeln und sich neue Felder suchen", so Epp.

Der Rückgang des IHK-Konjunkturklimaindices ist von nachlassenden Erwartungen getrieben. 42 Prozent der teilnehmenden Unternehmen rechnen in den kommenden zwölf Monaten mit schlechteren Geschäften. Zu Jahresbeginn waren es noch etwas über 20 Prozent. Auch die Lagebeurteilung hat sich eingetrübt: Mehr als jedes dritte Unternehmen bewertet die Situation als "schlecht". Vor vier Monaten waren es nur zehn Prozent. Von guten Geschäften berichten knapp 25 Prozent. Bei der letzten Umfrage war es noch jedes zweite Unternehmen.

Einen Schub werde die Corona-Krise der Digitalisierung geben, so die Einschätzung der Unternehmen. 38 Prozent gehen davon aus, dass sich ihr Geschäftsmodell weiter digitalisieren wird. Veränderungen bei den Arbeitszeitmodellen erwarten 43 Prozent der teilnehmenden Unternehmen und wollen flexibleres und ortsungebundenes Arbeiten dauerhaft etablieren.

"In viele Firmen hat die Krise gezeigt, was alles möglich ist", sagte Wolfgang Epp. Diese Haltung gilt es aus Sicht des IHK-Hauptgeschäftsführers nun, für die Bewältigung der aktuellen Situation zu nutzen. Bei der IHK mehren sich derzeit die Rückmeldungen von Betrieben, die wegen der Krise neue Wege begonnen haben: "Ich bin überzeugt, dass uns der schwäbische Unternehmergeist zu neuen Höhen führen wird", so Epp.

Mit Blick auf die Entwicklung der Region plädiert Epp dafür, vorhandene technologische Zukunftsfelder wie "Künstliche Intelligenz" oder Wasserstoff jetzt mit Investitionen voranzutreiben. "Bei der IHK wird gerade das nächste regionale Entwicklungskonzept erarbeitet und im Herbst im Regionalforum vorgestellt. Das muss unser Startschuss sein", so Epp.

"Die Wirtschaft benötigt weiter Impulse der Politik", sagt Epp. Die IHK fordert Entlastungen, damit Unternehmen wieder mehr investieren. Beispielsweise könnten die steuerlichen Abschreibungen für digitale Innovationsgüter verbessert und Aufbewahrungsfristen für Unterlagen verkürzt werden. Weiter benötigen Unternehmen dringender denn je den Breitbandausbau. "Nur so kann die Digitalisierung auch wirklich in allen Betriebe Fuß fassen", so der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Hoffnungen setzt er auf die geplante Azubi-Prämie für Betriebe, die ihre Ausbildungstätigkeit trotz Corona fortführen oder sogar ausbauen. Die IHK wird ihr Engagement in diesem Bereich ebenfalls intensivieren und bietet ab dem neuen Lehrjahr erstmals eine Azubi-Card an, die Auszubildenden Vorteile und Preisnachlässe bringt.

An der Konjunkturumfrage der IHK Reutlingen hat sich eine repräsentative Auswahl von 372 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Bau (168), Groß- und Einzelhandel (88) sowie dem Dienstleistungssektor (116), darunter Hotel- und Gaststättengewerbe, beteiligt.

Die aktuellen Auswirkungen der Pandemie auf die einzelnen Branchen sind gemischt. In Industrie, Handel und Gastgewerbe hat sich die Stimmung regional deutlich verschlechtert. Im Bau ist die Krise noch kaum spürbar.

Die Erwartungen haben sich allerdings durch die Bank eingetrübt. Einbußen erwarten die Unternehmen, die im Außenhandel tätig sind: Knapp 52 Prozent sehen einen schwächeren Export kommen.