AfD-Kreisvorsitzender Hans-Peter Hörner möchte in seine Partei "nach den ganzen Querelen Einheit reinbringen".Foto: Ungureanu Foto: Schwarzwälder Bote

Landtagswahl: Der 69-jährige Hans-Peter Hörner geht im Wahlkreis 63 Balingen für die AfD ins Rennen

Von Gert Ungureanu

Hans-Peter Hörner ist Erstkandidat der AfD im Wahlkreis 63 Balingen für die bevorstehende Landtagswahl. Innerhalb der Partei sieht sich der 69-jährige Wahl-Balinger weder als liberal noch als konservativ oder gar rechtsextrem.

Zollernalbkreis. Ziel des Betriebs- und Volkswirts, der zunächst als Schatzmeister im AfD-Kreisvorstand aktiv war, bis er zum Kreisvorsitzenden gewählt wurde: "Nach den ganzen Querelen Einheit reinzubringen." Das habe sich zeitweilig als schwierig herausgestellt, denn mit der bevorstehenden Landtagswahl sei die "Zeit der Glücksritter" angebrochen: Leute auf der AfD-Liste für die Landtagswahl, die keiner kannte.

Ihr Ziel: "Mandate abzugreifen, letztlich die AfD zu übernehmen". Ähnlich wie bei einem Staatsstreich, oder besser gesagt, einem "Parteistreich". Namen will Hörner nicht nennen: "Ich will keine Schlammschlacht", sagt er: "Die Leute, die mich wählen, wissen, wer ich bin."

Im Herzen sieht sich der Vater von sechs mittlerweile erwachsenen Kindern als Lehrer. "Wir haben ein hervorragendes Bildungssystem", sagt er. Aber das sei in Gefahr: "Ich fürchte, dass das dreigliedrige System aufgeweicht wird." Genug Geld sei dafür da. "Aber was kriegt man dafür? Es ist leider so", sagt Hörner, "dass laut Pisa-Studie 20 Prozent der 15-Jährigen nicht lesen können, und 25 Prozent lesen zwar, wissen danach aber nicht mehr, was sie gelesen haben." Die Pandemie verschärfe die Probleme noch. Zweifellos sei Corona eine schlimme Krankheit, räumt er ein. Aber die Maßnahmen seien unverhältnismäßig.

Es ist nicht das einzige Thema, das ihm am Herzen liegt: Umwelt- und Wirtschaftspolitik seien nicht voneinander zu trennen. Dass man im "Autoland Baden-Württemberg" weg wolle vom Verbrennungsmotor? Kaum umsetzbar. Das Problem bei Elektrofahrzeugen seien die Herstellungskosten. Notgedrungen würden die Autobauer die Produktion ins Ausland auslagern, wo die Arbeitskräfte billiger seien.

"Dabei sollte man bestrebt sein, Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern", so Hörner. Er verweist auf die Abwanderung von hoch qualifizierten Fachkräften und Ärzten: "Es gibt nicht nur eine Einwanderung, sondern auch eine Auswanderung", sagt er. ÖPNV und Zollern-Alb-Bahn seien wichtig. Aber auch der vierspurige Ausbau der B 27 sei zwingend erforderlich. Denn wer wolle trotz Energiewende und CO2-Steuer gerne auf sein Auto verzichten? "Es ist ein Stück Freiheit", so Hörner.

Synthetischer Kraftstoff, der aus CO2 und Wasser hergestellt werden könne, sei zu teuer – wegen der hohen Strompreise. Noch 2008 habe Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt, Deutschland wäre dumm, wenn es auf Kernkraft verzichten würde, aber "dann kam Fukushima". Ein Atomkraftwerk der vierten Generation würde praktisch ewig laufen, den radioaktiven Abfall regenerieren und Strom für drei bis vier Cent pro Kilowattstunde erzeugen.

Der Klimawandel? Klimaschwankungen habe es seit Millionen Jahren gegeben, sagt Hörner, und wenn der CO2-Ausstoß um vier Prozent geringer wäre, "würde der Klimawandel vielleicht hinausgezögert, aber nicht abgewendet". Lohn- und Rentenpolitik? Ein Problem. Denn "wenn jemand Leistung bringt, muss er am Ende mehr haben als jemand, der keine Leistung bringt".

Die wachsende Staatsverschuldung, die in den "Rotweinländern" noch krasser sei? "Eine Währungsreform wird kommen", prophezeit Hörner: "Es geht nur über einen Neuanfang." Schmunzelnd räumt er ein, dass man ihm Verschwörungstheorien unterstellen könnte, wenn er behauptet, dass in zehn oder 20 Jahren "60 Prozent die AfD wählen werden". Fest steht für ihn: Sollte er gewählt werden, werde er jeweils ein Büro in Balingen und Albstadt eröffnen: "Ich will greifbar sein. Da können die Leute dann mit ihren Anliegen hinkommen."