Pfarrer Johannes Hruby ist zuversichtlich, dass im kommenden Jahr die Stufen als Eingangshürde vor der Medarduskirche baulich überwunden werden können. Die Waschbetonplatten auf dem Vorplatz sollen durch farblich auf die Kirchhofmauer abgestimmte Steinplatten ersetzt werden. Fotos: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Zugang zur Ostdorfer Medarduskirche wird voraussichtlich ab Frühjahr barrierefrei umgebaut / 125 000 Euro veranschlagt

Insgesamt acht Stufen und knapp anderthalb Höhenmeter müssen Gemeindemitglieder überwinden, bevor sie durch den Haupteingang ins Innere der Ostdorfer Medarduskirche gelangen. Für ältere und gehbehinderte Menschen ist das eine Hürde.

Balingen-Ostdorf. Deshalb hatte es in der Kirchengemeinde schon seit längerem Überlegungen gegeben, den Zugang zum Gotteshaus barrierefrei umzubauen. Bereits 1991 sei das im Zuge der Instandsetzung der westlichen Kirchhofmauer ein Thema gewesen, weiß Pfarrer Johannes Hruby. Man habe sich aber damals dagegen entschieden.

Hruby, seit 2006 Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ostdorf-Geislingen, brachte vor ein paar Jahren diese Frage wieder ins Gespräch. Leider seien sich damals Denkmalamt und Oberkirchenrat nicht einig geworden – unter anderem wegen der großen Menge Erdreichs, die auf dem ehemaligen Friedhof um die Kirche herum hätte bewegt werden müssen, falls der barrierefreie Zugang neben dem Pfarrhaus gebaut worden wäre.

Seit 2017 sind Kirchengemeinderat und Pfarrer nun erneut am Ball: Das Gelände wurde vermessen und die Landschaftsarchitektin Irmgard Röcker hat einen Plan für die Neugestaltung der Fläche am Haupteingang entworfen.

Weil das Denkmalamt Bedenken anmeldete und die ursprüngliche Idee verworfen wurde, den barrierefreien Zugang durch die nördliche Kirchentür zu ermöglichen, waren mehrere Überarbeitungen erforderlich. Dem sechsten Entwurf hat schließlich der Kirchengemeinderat in seiner Junisitzung zugestimmt.

Dieser sieht vor, die bestehende, etwas unebene Treppe aus Waschbeton hinter dem eisernen Kirchhoftor ein Stück nach Osten in Richtung des Portals zu verrücken. Ein elektrischer Hebelift wird links des Tors eingebaut, um die 1,15 Meter Höhenunterschied bis zum Niveau des Vorplatzes zu überbrücken.

Der Platz selbst soll vergrößert und einladender gestaltet werden. Unter anderem sind Sitzbänke und farblich auf die Mauer abgestimmte Bodenplatten vorgesehen.

Auch soll die Rasenfläche schöner gestaltet werden. Westlich der Medarduskirche standen bis 2011 zwei Linden, die gefällt werden mussten. Das Gelände ist in diesem Bereich noch immer weder eingeebnet noch neu begrünt. "Das ist momentan eher ein Acker", findet Hruby.

Wichtig für den barrierefreien Zugang ist der Bau einer Rampe, die hinter dem "Kriegerdenkmal" hinauf zum Podest vor der Kirchentür führt. Der inklusive Gedanke dabei: Behinderte und Nichtbehinderte sollen denselben Eingang nutzen können.

Die Gemeinde hat viele ältere Mitglieder, für die das Gehen beschwerlich ist und die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind. Ihnen soll der Zugang erleichtert werden: "Niemand soll ausgeschlossen werden", so Hruby.

Ebenso gilt das für die Jüngsten: Kinderwagen seien auch ein Faktor. Schließlich gebe es wieder mehr Taufen.

"Die Schwellen sollen niedrig gehalten werden", betont der Pfarrer. Am Baulichen solle es nicht scheitern, wenn jemand in die Kirche wolle.

Hruby ist zuversichtlich, dass dieser Plan auch die Zustimmung des Denkmalamts erhalten wird. Ab Frühjahr könnte dann gebaut werden.

Rund 125 000 Euro Kosten sind für die Arbeiten veranschlagt. Viel Geld, räumt der Pfarrer ein, aber der neue Vorplatz solle ja auch 50 oder gar 100 Jahre in dieser Form genutzt werden: "Wir wollen das richtig machen. Das ist eine langfristige Maßnahme."

Gut 53 000 Euro Zuschuss erhofft die Kirchengemeinde aus Fördermitteln des Oberkirchenrats. 30 000 Euro hat man bereits zurückgelegt. Bleiben noch 42 000 Euro, die auf andere Weise zusammenkommen müssen.

Im Herbst erhalten die rund 2000 evangelischen Christen in Ostdorf, Geislingen, Binsdorf und Erlaheim wieder Handzettel und Überweisungsträger für den freiwilligen Gemeindebeitrag zugeschickt. Dieser ist dann für die anstehende Baumaßnahme gedacht. Eventuell, so der Pfarrer, könne es auch zusätzliche Aktionen geben, beispielsweise das Gemeindefest, den Adventsbasar oder Benefizkonzerte.

Einen kleinen Extrawunsch hat Hruby noch: Er hofft auf einen Fahnenmast hinter der Mauer zur Dorfstraße hin. "Dann könnten wir an kirchlichen Festen auch mal Flagge zeigen", sagt der Pfarrer.