Oberamtmann Johann Ludwig Huber aus Tübingen schwieg so lange, bis der Punkt an die Reihe kam, worin untersagt wurde, das Geringste von dem Vorhaben an die Gemeindeverwaltungen auszuschreiben. Freimütig sprach er dem Minister gegenüber seine Bedenken über die Gesetzwidrigkeit des Ansinnens aus. Er ließ sich dabei auch durch die Zorn- und Schmähworte des allmächtigen Ministers nicht aus der Fassung bringen.
Pflichtbewusst legte Oberamtmann Huber hernach der Amtsversammlung in Tübingen den herzoglichen Antrag vor. Er war auch dort freimütig genug, die Annahme zu verweigern, und die Tübinger Amtskollegen folgten ihm in diesem Schritt.
Die charaktervolle, mutige Haltung Hubers wirkte weit über die Grenzen des Tübinger Amtsbezirks hinaus. Seinem Beispiel folgten Stuttgart, Sulz, Calw und andere Oberamtsstädte, und bald verbreitete sich der Widerstand durchs ganze Land, so dass der Herzog sich genötigt sah, den Steuerplan aufzugeben.
Nun ließ der Herscher dem Oberamtmann Huber seine volle Ungnade angedeihen und verfügte im Juni 1764 die militärische Exekution über Tübingen, nachdem an Karfreitag bereits ein Dragonerregiment nach Balingen gelegt worden war, wo sich auch zahlreiche Bürger geweigert hatten, die neue Vermögenssteuer anzuerkennen. Vier der Widerspenstigen wurden auf die Festung Hohenneuffen abgeführt. Oberamtmann Huber wurde nebst drei Ratspersonen auf dem Hohenasperg eingesperrt. Ihre Gefangenschaft wurde durch Härten und Entbehrungen verschiedenster Art verschärft.
Der kaiserliche Gesandte beim herzoglichen Hof intervenierte für Huber. Um Weihnachten 1764 war er wieder daheim. In Tübingen erhielt der Tapfere viele Belobungs- und Glückwunschschreiben sowie von Stadt und Amt 200 Gulden zum Geschenk. Da der Herzog inzwischen einen anderen Oberamtmann eingesetzt hatte, lebte Huber fortan, von 1765 bis 1788, als Privatmann den Musen in der Hoffnung auf bessere Zeiten. Unter seinen Gedichten sind die auf dem Hohenasperg verfassten, die seine politische Gesinnungstreue und seine fromme Ergebung spiegeln, bei weitem die schwungvollsten und anziehendsten. Die patriotische Jugend seiner Zeit sah zu dem Mann, der es wagte, dem Despoten zu trotzen und ein damals leuchtendes Beispiel von Charakterstärke gab, voll Verehrung hinauf.
Als Herzog Karl Eugen 1793 starb, wurde auf Grund seines letzten Willens zum Ratgeber für die Landesfürstin Franziska der gleiche Oberamtmann Huber bestellt, den der Herzog einst auf den Asperg hatte abführen lassen. Huber war im Jahr 1788 nach Stuttgart verzogen. Er starb dort am 30. September 1800 im Alter von 77 Jahren hochgeehrt und viel betrauert.
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