Eveline Günther ist Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Engstlatt-Auf Schmiden. Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Eveline Günther: Gott vertrauen

Balingen. "„Die Hoffnung stirbt zuletzt!": So sagt es das Sprichwort. Hoffen können, das ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Ich weiß von keinem anderen Lebewesen, dass dies auch kann. Hoffen bedeutet, dass ich trotz widriger Umstände immer noch das Vertrauen, die Zuversicht habe, dass etwas anders wird. Dass sich die Dinge zum Guten verändern. Dass unmöglich Scheinendes möglich wird. Hoffnung und Leben gehören zusammen. Das wird in einem Zitat von Cicero deutlich: "dum spiro spero" – "solange ich atme, hoffe ich".

Vielleicht kann man es aber auch anders herum übersetzen: Solange ich hoffe, atme ich. Beide Übersetzungen geben Sinn, ergänzen sich. Hoffen und leben gehören also untrennbar zusammen.

Das kann man besonders spüren, wenn man Menschen begegnet, die jede Hoffnung aufgegeben haben. Ihnen fehlt jede Lebendigkeit, obwohl sie am Leben sind. Das ist traurig und für alle schwer auszuhalten. Gerade in den momentanen Zeiten brauchen wir Hoffnung. Eigentlich brauchen wir jede Menge davon. So viele Bereiche brauchen Veränderung – bei uns vor Ort, aber auch weltweit.

Wir brauchen Hoffnung für die Menschen, die krank sind. Sei es, dass sie an Covid-19 erkrankt sind oder an anderen Krankheiten leiden. Wir brauchen Hoffnung für die Konflikte und Kriege dieser Erde, dass die Machthabenden endlich zu Besinnung kommen und Frieden suchen, anstatt täglich mehr Leid anzurichten. Wir brauchen Hoffnung für die Menschen, die von Naturkatastrophen und Plagen betroffen sind, die die Ernte vernichten und sie ihrer Lebensgrundlage berauben. Wir müssen mit all diesen Menschen hoffen, dass sich alles zum Guten wendet, dass Neues entsteht und gesundes, friedliches und gutes Leben möglich wird.

Hoffnung jedoch braucht eine Grundlage. So beschreibt es David in Psalm 62. Er ist in großer Not, als er diesen Psalm dichtete, hat Angst um Leib und Leben. Doch er hält an der Hoffnung fest und betet: "Aber sei nun stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung."

Seine Hoffnung ist also nicht grundlos, kommt nicht aus sich selbst, sondern seine Hoffnung ist Gott. Er setzt sein Vertrauen auf den, der Zeit und Ewigkeit in Händen hält. Auf den, von dem er weiß, dass er bei ihm ist und bleibt. Der ihn durch die Höhen und Tiefen seines Lebens begleitet hat. Auf ihn verlässt er sich. Er ist seine Hoffnung.

Diese Haltung Davids tut mir gut. Denn sie weist mich darauf hin, dass ich nicht aus mir selbst Hoffnung schaffen und am Leben halten muss. Sondern dass Gott meine Hoffnung sein darf. Auf ihn und sein Tun kann ich hoffen, gerade dann, wenn ich am Rande meiner Kraft und meiner Möglichkeiten bin. Wir müssen nicht auf unser Können bauen, sondern dürfen auf Gottes Möglichkeiten vertrauen.

Gerade so wie es Paul Gerhard treffend dichtet: "Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege, des, der den Himmel lenkt! Der Wolken, Luft und Winden, gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann."