Das Au-Stadion wurde komplett überflutet. Foto: Schefer

Nach dem Hochwasser: Kritik und Anregungen im Gemeinderat. Schäden im Au-Stadion kosten 75.000 Euro.

Balingen - Politische und finanzielle Nachwirkungen: Das Hochwasser Anfang Juni und dessen verheerende Folgen haben gestern den Gemeinderat Balingen beschäftigt. In der Sitzung gab’s Kritik an den Behörden und der Stadtverwaltung. Das Gremium genehmigte außerplanmäßige Gelder für die Beseitigung der Schäden, die im Au-Stadion entstanden waren.

Rose Mauthe, Eigentümerin eines Mietshauses an der Hindenburgstraße, fragte im Rahmen der Bürgerfragestunde, ob es von Seiten der Stadt keine Soforthilfe für besonders stark vom Hochwasser Betroffene gebe. Sie spreche für ihre Mieter, von denen einige "in der Existenz bedroht" seien. Es gebe Fälle, bei denen es nicht um einen mittelfristigen Schadensausgleich gehe, sondern um dringend notwendige Hilfe zur Existenzsicherung. Diese fühlten sich von den Behörden und der Bürokratie im Stich gelassen. Oberbürgermeister Helmut Reitemann verwies auf das bundesweite Sofortprogramm sowie auf die Möglichkeit, Schäden ans Landratsamt zu melden – dort könnten Betroffene auch schnell Geld erhalten.

Eindringliche Nachfragen zur Hochwasser stellte Walter Mauthe, Anwohner an der Hindenburgstraße, direkt neben dem Bauhof. Der Bauingenieur, der in anderen Gemeinden in Sachen Hochwasserschutz tätig war ("Leider nicht in Balingen") wollte wissen, was die Stadt kurz- und langfristig zu tun gedenke, um eine ähnliche Katastrophe mit enormen Schäden im Bereich der Hindenburgstraße und des Au-Stadions künftig zu vermeiden. Insbesondere fragte er nach dem Plänen, nach denen der Gewässerlauf und die Renaturierung vor Ende der 1990er-Jahre umgesetzt wurden. Möglicherweise habe es hier Versäumnisse gegeben.

Mauthe kritisierte zudem das "Zuständigkeitschaos", was den Bewuchs des Eyachufers angeht – die Bäume sollten dringend gestutzt werden, um einen besseren Abfluss im Fall eines Hochwassers zu ermöglichen. Als "Witz" bezeichnete er den Umstand, dass durch das Hochwasser die Zufahrt zum städtischen Bauhof wie eine Badewanne vollgelaufen sei – und die Bauhoffahrzeuge deshalb mit den Fahrzeugen das Gelände zunächst nicht verlassen konnten, um Hilfe zu leisten. Zugleich bot Mauthe der Stadt seine Mitarbeit bei der Erstellung eines Konzepts für die nördliche Eyach vor. So ein Hochwasser wolle er "nie mehr" erleben, sagte Mauthe; der Schaden sei für viele in der Hindenburgstraße existenziell.

Derweil steht mittlerweile die Höhe des Kosten fest, die die Stadt für die Beseitigung der Hochwasser-Schäden im Au-Stadion stemmen muss. Vor allem die Reinigung und Instandhaltung der Plätze kommen teuer – insgesamt rund 75 000 Euro, dazu 12 000 Euro an Bauhofleistungen.

In Mitleidenschaft gezogen wurde durch die Wassermassen insbesondere der Kunstrasenplatz, so die Verwaltung. Dieser sei unter anderem unterspült worden, der Kunstrasenteppich wurde teilweise verworfen. Eine dicke Schlammschicht habe sich abgelagert. An Maßnahmen seien die Reinigung, das Befüllen mit Quarzsand und Granulat sowie das Nachlegen der Matten vorgesehen. Es werde mit Kosten von rund 32 000 Euro gerechnet.

Rund 35 000 Euro sind laut Köhler im Falle des Rasenplatzes für das Abfräsen, Besanden, die Tiefenlockerung und die Neuansaat eingeplant. Außerdem müsse der neue Rasen auch gedüngt werden.

Nachdem der Bauhof die Laufbahn im Stadion vom Schlamm befreit hatte, ist sie inzwischen auch schon von einer Spezialfirma intensiv gereinigt worden. Das hat 6400 Euro gekostet. Die Stadt hat zusätzlich 25 000 Euro für "Unvorhergesehenes und sonstige zusätzliche Maßnahmen" zurückgestellt.

Wie weiter aufgezeigt, habe die Überschwemmung des Messegeländes durch die Steinach vor allem zu Schäden durch Verschlammung geführt. Die Schäden an den Gebäuden seien noch nicht beziffert.

Auch Gemeindestraßen und Feldwege seien durch Murenabgänge und Rutschungen in Mitleidenschaft gezogen worden, vor allem die Gemeindeverbindungsstraße von Balingen nach Streichen. Hierfür werde ein Sanierungskonzept ausgearbeitet, die Kosten für die Beseitigung der Schäden würden noch ermittelt.