Auf dieser Karte ist das Zollernschloss an der Eyach abgebildet. Foto: Marquardt

Sammler tragen Postkarten und andere Dokumente zusammen. Balingen früher "ganz schön braunes Nest".

Balingen - Historische Bilder aus Balingen zeigt das Generationennetz am Freitag im Bürgerkontakt. Sammler haben Postkarten aus den verschiedensten Orten Deutschlands wieder zurück an die Eyach geholt. Auch Gerhard Marquardt hat zu der Bilderschau beigetragen.

Bei einigen der Ansichten handelt es sich um knapp 100 Jahre alte Zeichnungen. Das ehemalige Sanatorium, das Zollernschloss und Impressionen aus dem Stadtleben, etwa aus der Bahnhof- und der Friedrichstraße, sind dabei beliebte Motive.

Marquardt sind die Abbildungen und andere historische Dokumente mehr oder weniger "zugefallen", wie er erzählt. Die Postkarten habe ihm ein alter Freund seines Jahrgangs überlassen, der diese gezielt gesammelt hatte. "Der war viel auf Flohmärkten unterwegs", sagt der 75-Jährige über den besonderen Wert der Ansichten, "teilweise ist man beim Preis für so eine Karte schnell bei 20 Euro."

Außerdem hat er viele alte Rechnungen, größtenteils aus der Zeit des Dritten Reichs, zusammengetragen. Ein Teil komme von einem befreundeten und inzwischen verstorbenen Nachbarn. Der Mann sei Leiter eines Elektrizitätswerks und Mitglied der NSDAP gewesen. Immer wieder tauchen Reichsadler und Hakenkreuz auf den Dokumenten auf. "Balingen war damals ein ganz schön braunes Nest", sagt Marquardt. Eine Adolf-Hitler-Straße gab es damals auch in Balingen.

Ein anderer Teil stammt aus seinem eigenen Haus, das Marquardts Vater zu Beginn der 1940er-Jahre gebaut hatte. "Für jede Schraube im Haus hat er die Rechnungen aufgehoben", so Marquardt. Darunter seien auch Quittungen von Firmen, die heute noch existieren. Die Balinger Betriebe Frey&Hafner sowie Bizerba sind nur zwei Beispiele.

Interessant finde er auch die Preise auf den Dokumenten. Ein etwas bizarres Fundstück belegt die Anfertigung eines Sargs durch eine Balinger "Werkstätte für Wohnungseinrichtungen und feinen Innenausbau" im Dezember 1939: Kosten von 36 Reichsmark wurden dem Kunden damals in Rechnung gestellt. "Da sieht man die Inflation", so Marquardt scherzhaft, "heute ist man da locker bei 1000 Euro."

Auf die Frage, warum Marquardt das alles zusammengetragen habe, hat er eine einfache Antwort: "Ich bin halt Balinger", sagt er und freut sich über historische Einblicke in seine Geburtsstadt. Die Rechnung für seine Geburt vom "Entbindungsheim" habe er auch gefunden: 82 Reichsmark kostete sie demnach, auch die Kosten für "Licht" sind dabei aufgeführt. Darunter steht "Heil Hitler!".