Helfer beim Erfahrungsaustausch: Die Mitarbeiter des Weißen Rings aus den benachbarten Landkreisen haben sich über Traumabehandlung für Kriminalitätsopfer informiert. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Weißer Ring: Treffen der Außenstellen

Zollernalbkreis. Die fünf Außenstellen des Weißen Rings in den Kreisen Freudenstadt, Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar-Kreis und Zollernalbkreis haben sich zum Austausch getroffen. Schwerpunkt war das Thema "Traumabehandlung für Kriminalitätsopfer" Psychotherapeut Knut Latscha referierte.

Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung von traumatisierten Opfern sei es, dass sie so schnell wie möglich psychologische Hilfe bekommen, damit sich das Trauma nicht festsetze und das Opfer in die Opferrolle rutsche. In solchen Fällen könne der Weiße Ring helfen. Durch die Zusammenarbeit mit der Traumaabteilung des Vinzenz-von- Paul-Hospitals Rottweil könne zeitnah ein Behandlungstermin organisiert werden. Im Bedarfsfall erhielten die Opfer einen Erstberatungsscheck in Höhe von 150 Euro.

Ein Diskussionspunkt war der Konflikt zwischen schneller Behandlung und der Auffassung einiger Richter und Staatsanwälte, dass das Opfer durch die Erstbefragung durch einen Psychologen beeinflusst werden könnte. Die Aufhebung der Schweigepflicht des Therapeuten wäre eine praktikable Lösung.

Latscha führte aus, dass nicht jedes Opfer traumatisiert sei. So spielten die Art und die Schwere der Tat, aber auch das individuelle Verarbeiten des Erlebten eine Rolle. Hauptauslöser seien bei Frauen Vergewaltigung und Missbrauch in der Kindheit, bei Männern schwere Unfälle und körperliche Gewalt. Statistisch gesehen seien fünf Prozent der Bevölkerung betroffen.

Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung, die etwa nach vier Wochen einsetze, seien das ungewollte Wiedererleben des Geschehens (Alpträume), ein Vermeidungsverhalten (Meidung des Tatorts oder Gespräche über das Erlebte), Wahrnehmungs- und Stimmungsveränderungen (Scham- und Schuldgefühle) oder Überreaktionen (Wutausbrüche).

Für eine Therapie ist es für Latscha wichtig, dass das Opfer alles über das Geschehene erzähle. Sollte noch keine Anzeige erfolgt sein, werde mit dem Betroffenen über die Notwendigkeit und Konsequenzen gesprochen, bis hin zu realistisch zu erwartenden Strafmaßen. Der Traumapatient müsse sich bewusst werden, dass er nie wieder so sein werde wie vor der Tat, aber mit Hilfe der Therapie seinen Alltag wiedererlangen könne. Dazu würde individuell auf das Opfer zugeschnittene praktische Übungen durchgeführt, um das Selbstvertrauen auf- und Ängste abzubauen.

Kriminalitätsopfer können sich an den Weißen Ring wenden, der Beistand, Begleitung zu Terminen bei Polizei, Ämtern und Gericht, Hilfsschecks für anwaltliche und psychotraumatologische Erstberatung sowie finanzielle Unterstützung in Notlagen bietet. Der Weisse Ring arbeitet ehrenamtlich. Er finanziert sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen sowie Bußgeldern.

kontakt: Weisser Ring Zollernalbkreis, Leiter Karl Maier, Telefon 0151/55 16 46 32