Wolfgang Kirschner liest in behaglicher Atmosphäre aus seinem Erzählband. Foto: Stiegler Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Tübinger Autor Wolfgang Kirschner liest aus Erzählband "Huch, das Leben!"

Balingen. "Liebes Christkind, ich bin ein alter Küchenschrank, und werd’ von den Gerüchen krank. Ich will nicht viel, ich wünschte nur, ich stünd’ im Flur. Vielen Dank, Küchenschrank." Mit diesem humoristischen Nonsense-Gedicht setzt der Tübinger Autor Wolfgang Kirschner schon zu Beginn den Ton seiner Lesung in der Balinger "Genießbar" im Rahmen der VHS-Reihe "Kaffee und Kultur".

Sein Erzählband "Huch, das Leben!" versammelt zahlreiche Erzählungen aus den vergangenen Jahren sowie einige ausgewählte Glossen, die Kirschner für seine Kolumne in "Tübingen im Fokus" verfasst hatte. In behaglicher Atmosphäre, zwischen Kachelofen und uriger Holzvertäfelung, bei Milchkaffee und warmen Waffeln, lauscht das vorwiegend weibliche Publikum andächtig. "Zum Glück sind keine Kinder anwesend", kommentiert der Autor sarkastisch, "dann kann ich später noch meine nicht ganz jugendfreie Nikolausgeschichte vorlesen".

Immer wieder unterbrechen leises Kichern und herzhaftes Lachen den launigen Vortrag. Kirschner Geschichten, die mal derben und mal leisen Humor vereinen und den Zuhörer mitunter unerwartet nachdenklich zurücklassen, kommen gut an. Sie verbinden das Philosophische mit dem Absurden, wenn der kleine Junge am Esstisch "bei Fertigbraten und Pfanniknödeln" über den drohenden Einsturz des Universums nachsinnt oder mit "Mond-Moni" beim Kaugummitausch statt Blutsbrüderschaft "Speichelbrüderschaft" feiert.

"Ich habe versucht, der Lesung einen vorweihnachtlichen Touch zu geben", erklärt der Tübinger Autor augenzwinkernd und warnt anhand einer weiteren Geschichte vor drohenden Hindernissen, Peinlichkeiten und Liebeswirrungen beim nur scheinbar harmlosen Besuch einer Buchhandlung. Das Publikum möge sich bei seinen Weihnachtseinkäufen vorsehen.

"Das Humoristische springt mich an. Es ist meine besondere Art die Dinge zu sehen", so Kirschner. "Aber es ist ein liebevoller Humor. Er kann zwar auch mal bissig werden, aber ich möchte niemanden bloßstellen. Wir haben schließlich alle unsere Schwächen".

Die Inspiration für seine absurden Alltagsbeobachtungen und tragikomischen Geschichten findet Kirschner in der Zeitung, beim Flanieren durch die Stadt oder auf dem Sofa liegend. Im Moment schreibt er an seinem fünften Roman, der im Zirkusmilieu spielen und selbstverständlich schelmische Elemente haben wird. "Ich kann gar nicht anders", sagte Wolfgang Kirschner. "Nur ernst? Das geht nicht."