Hier rauscht’s nur so durch: Der ewige Verkehr quält die Endinger seit langem – jetzt fühlen sie sich auch noch durch Aussagen des Verkehrsministers Winfried Hermann veralbert. Der sagte in Stuttgart, dass das Straßennetz in Baden-Württemberg nahezu perfekt sei. Dass es gerade in Endingen nicht perfekt ist, will die Bürgerinitiative ihm vor Ort zeigen. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

"Keine Umgehungsstraßen mehr, nur noch Radwege": Endinger Bürgerinitiave ist irritiert über Verkehrsminister

Von Steffen Maier

Balingen-Endingen. Neues Jahr, neues Glück? Für die Endinger Bürgerinitiative (BI), die sich für den Bau der Umgehungsstraße einsetzt, beginnt 2012 mit einem bösen Dämpfer. Die Mitglieder sind irritiert und enttäuscht von Aussagen des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann (Grüne).

Hermann hatte Anfang der Woche in Stuttgart erklärt, dass seiner Meinung in den nächsten Jahren keine neuen Straßen gebaut, sondern die bestehenden saniert werden sollten. "Wir haben ein nahezu perfektes Straßennetz", so Hermann, deshalb müsse nun Geld in die Substanz gesteckt werden (wir berichteten auf der Seite Baden-Württemberg).

Werden Hermanns Aussagen Wirklichkeit, bedeutete das für Endingen und Erzingen: Die seit 50 Jahren gewünschte Ortsumfahrung rückt noch einmal mehr in weite Ferne.

In einem Brief an Winfried Hermann haben die BI-Mitglieder Manfred Biffar, Klaus Schwabenthan, Gerd Ulrich und Heike Zatrieb deshalb ihre Position noch einmal verdeutlicht – und den Minister zugleich nach Endingen eingeladen. Vor Ort soll er sich ein Bild vom massiven Verkehrsaufkommen, von der Lärmbelästigung, die im gesundheitsgefärdenden Bereich liegt, und von der Zweiteilung Endingens durch die B 27 und der damit verbundenen Gefahren für die Einwohner sowie dem Aussterben des Ortskerns machen: "Herr Hermann, schauen Sie sich das an!"

Nach dem Termin in Endingen, da sind sich die Mitglieder der BI sicher, wird der Minister seine Aussage vom "perfekten Straßennetz" korrigieren und, so die Hoffnung, die Endinger in dem Anliegen unterstützen, dass die Ortsumfahrung endlich als sogenannter vorrangiger Bedarf in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen wird. Das könnte frühestens 2015 geschehen, aber für Endingen bedeutete es eine Perspektive.

Derweil versucht die BI auch noch andere, möglicherweise flottere Wege zu beschreiten. BI-Chef Gerd Ulrich sagte gegenüber unserer Zeitung, dass die Ortsumfahrung ebenso als Sonderinvestition außerhalb des Verkehrswegeplans angegangen werden könnte. Andeutungen dazu gebe es aus dem Verkehrsausschuss des Bundestags, wohin zuletzt Kontakt geknüpft wurden.

Unabhängig davon, wann die Ortsumfahrung Wirklichkeit wird, will die BI erreichen, dass auf der Ortsdurchfahrt in Endingen Tempo 30 eingeführt wird. Die Stadt Balingen bereitet in dieser Sache offenbar schon einen Antrag ans Regierungspräsidium Tübingen vor. Ein weiterer Schritt wäre ein Nachtfahrverbot für Lastwagen, damit die Endinger wieder ruhig schlafen können.