Die "Friscalettu", die Hirtenflöte aus Sizilien, wurde zum Teil aus Knochen hergestellt. Foto: Schwarzwälder Bote

Festival: Beim Dudelsackfestival sind auch Knochenflöten zu hören – wie jene aus den Eiszeithöhlen der Alb

Wie hat die Musik geklungen, die die Menschen vor 40 000 Jahren gemacht haben? Gut möglich, dass das Festival "Sackpfeifen in Schwaben", das bis 22. Oktober stattfindet, diese Frage beantworten kann.

Balingen. Es geht darum, die Ursprünge der Musik in der Heimat zu ergründen. Und die weltweit ältesten Musikinstrumente, die bisher bekannt sind, wurden in Höhlen der Schwäbischen Alb gefunden. Beim Konzert in der Balinger Stadtkirche am Freitag, 19. Oktober, 19 Uhr, und bei den Konzerten im Haus der Volkskunst in Dürrwangen am Samstag, 20. Oktober, 15, 18 und 20.30 Uhr, aber auch am verkaufsoffenen Sonntag in der Balinger Stadtmitte sind die "Heimatklänge" zu hören. Weitere Konzerte sind in der Stadtkirche in Blaubeuren und im Haus der Begegnung in Ulm.

In den Höhlen der Schwäbischen Alb wurden neben Tier- und Menschenfiguren aus Mammutelfenbein, die rund 40 000 Jahre alt sind und die zu den ältesten bekannten Kunstwerken der Menschheit gehören, auch Musikinstrumente gefunden – Flöten. Flöten bringen auch die Gruppen mit, die in diesem Jahr bei der Volkstanzgruppe Frommern zu Gast sind.

"Die sardischen Flöten waren aus Flamingobeinen", weiß Manfred Stingel. Eine Launedda, eine sardische Flöte, war ihm bei seinem Besuch auf Sardinien vor zwei Jahren gezeigt worden. Kurze Zeit später habe er mit zwei jungen Leuten aus dem Haus der Volkskunst in der Steinzeitwerkstatt im URMU (Urgeschichtliches Museum Blaubeuren) einen Knochenflötenbau belegt. "Wir haben zwei Flöten nachgebaut, die in Höhlen in der Schwäbischen Alb gefunden wurden", sagt Stingel. Die Idee für das Thema des Festivals war geboren.

Dass die Menschen damals mit Steinwerkzeugen diese filigranen Flöten herstellen konnten, zeuge von einem hohen technischen Können. "Damals waren wir noch keine Schwaben, noch keine Badener – wir waren die neuen Menschen", sagt Stingel.

14 Gruppen sind zum Festival angereist. Sie kommen aus Frankreich, Griechenland, der Ukraine, Sardinien, Sizilien, Galizien, Georgien, der Slowakei, Kroatien, Litauen, Bulgarien, dem Baskenland, Rumänien – und aus Balingen. Viele von ihnen bringen auch Knochenflöten mit. Im Programmheft ist eine Flöte aus Mammutstoßzahn abgebildet und eine weitere aus einem menschlichen Schienbein, eine aus einem kunstvoll verzierten Geweih, eine aus Adlerknochen. Wichtigstes Ziel des Festivals im Europäischen Kulturerbejahr ist es aber, gemeinsam Musik zu machen – sicherlich so frohgemut wie der kleine Dudelsackspieler auf dem alten Glasgemälde, der zum Logo des Sackpfeifen-Festivals geworden ist.