Mit Wehmut: Ulrich Klingler blickt auf die Stadthalle, in der am Wochenende die Heckel-Ausstellung zu Ende geht. "Es war eine sensationelle Ausstellung", sagt Klingler. Leider seien nicht so viele Besucher gekommen wie erwartet. Foto: Maier

Stadthallenchef zieht Bilanz. Zahlen unter den Erwartungen. Ziel wurde nicht erreicht. Wetter im Juli zu gut?

Balingen - Freitagmorgen, Ulrich Klingler sitzt im Ledersofa im Foyer der Stadthalle und beobachtet. Sechs Leute stehen an der Kasse, er sagt: "Schnell, fotografieren Sie! Eine wahre Schlange!" Dabei schwingt eine gehörige Portion Galgenhumor mit. Noch bis Sonntag ist die große Heckel-Ausstellung zu sehen, der Renner war sie nicht gerade. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht der Stadthallenchef eine Bilanz.

Herr Klingler, Sie erinnern sich: Vor vier Monaten sagten Sie uns, dass in diesem Sommer niemand um Heckel herumkommen werde. Was sagen Sie heute?

Dass leider viele drumherum gekommen sind. Die Ausstellung war nicht so gut besucht, wie wir das erwartet hatten. Wir haben das Ziel nicht erreicht. Das ist enttäuschend.

Wie viele Besucher kamen in die Stadthalle?

Nun, das Wochenende steht ja noch vor uns. Ich denke, dass es am Ende rund 21 000 Besucher sein werden. Wir hatten mit 30 000 gerechnet.

Welche finanzielle Folgen hat das?

Klar ist, dass am Ende ein Minus steht. Es kamen weniger Leute als gedacht in die Ausstellung, das hat auch deutliche Auswirkungen auf die Verkäufe des Shops. Wir haben deutlich weniger Kataloge und Postkarten verkauft als während der letzten Ausstellungen. Wie hoch das Minus insgesamt ist, kann ich heute noch nicht sagen.

Die Heckel-Ausstellung – ein Flop?

Das würde ich insgesamt so nicht sagen. Ich habe auch positive Signale erhalten, beispielsweise von den Einzelhändlern und Gastronomen in Balingen. Und außerdem: 21 000 Besucher – das ist ja nicht nichts. Andere Hallen und Museen wären froh, wenn sie so viele Leute innerhalb von drei Monaten zählen könnten. Aber wir in Balingen haben mit Blick auf die Ausstellungen in der Stadthalle auch eine hohe Messlatte. Ich finde das Ergebnis, wie schon gesagt, enttäuschend. Aber ich jammere nicht, man kann nicht immer nur Mega-Erfolge verzeichnen. So etwas muss man auch ertragen.

Kritiker lobten die Heckel-Schau über alle Maßen...

Ja, das ist wirklich so. Von Garmisch bis Flensburg gab’s nur positive Kritiken, keinen einzigen Verriss. Auch ein Stuttgarter Blatt, dass uns als angeblichen Provinzlern früher immer sehr kritisch gegenüberstand, hat in diesem Sommer sogar ausdrücklich die Reise nach Balingen empfohlen. So gesehen ist die geringe Resonanz widersinnig, schon fast komisch. Für mich persönlich war es die vielleicht beste Ausstellung, die es in der Stadthalle je gab: große Vielfalt, große Qualität, kunsthistorisch gut durchdacht.

Wieso, glauben Sie, kam die Ausstellung dann aber doch nicht so gut an wie erwartet?

Das hat sicher mehrere Gründe. Zu Beginn, im Juli, war das Wetter einfach zu gut. Wenn es Sommer ist und die Sonne scheint, geht niemand Kunst gucken. Nach dem schlechten Start konnte die Schau dann keine Dynamik mehr entwickeln. Und auch die Vorlieben haben sich verändert: Im Nachbarkreis besuchten in diesem Sommer 650 00 Menschen die Landesgartenschau – vor zehn Jahren war so etwas nicht "in", heute dagegen schon, wie man auch tagtäglich im Fernsehen registrieren kann: Ein Großteil des Programms besteht aus Politik-Talks, dann kommen Koch- und Gartensendungen. Kunst? Kultur? Kommt fast nicht vor.

Wenn Kunst und Kultur nicht mehr "in" sind, ist die Zeit der großen Ausstellungen vielleicht vorbei?

Da sage ich klar: nein. Ich plädiere stark dafür, die Reihe der Kunstausstellungen in Balingen fortzuführen. Das tut der Stadt gut. Auch wenn "Heckel" kein finanzieller Erfolg ist, so hat die Schau den Ruf Balingens als Kunststadt doch enorm gefestigt. Die Entscheidung, wie es weitergeht, liegt aber nicht bei mir. Das ist Sache des Gemeinderats, das Gremium muss sagen, ob sich die Stadt Kunst weiter leisten will.