Musik, Gesang, Trachten und jede Menge gute Laune: Mehr als 100 Mitwirkende aus aller Welt stehen in Balingen auf der Bühne.
Balingen - Manfred Stingel vom Gastgeber, der Volkstanzgruppe Frommern, hat sich sichtlich stolz auf die internationalen Gäste und ihre schwäbischen Freunde gezeigt. Zu Recht: Volkstanz in Balingen ist eben Völkerverständigung pur. Als zum furiosen Abschluss des 28. Volkstanzfestivals alle Gruppen auf die Bühne kamen und, angeheizt von den Kenianern, nochmal so richtig Gas gaben, war klar: Der dreistündige Tanzabend war eine Wucht aus Musik, Gesang, Trachten und jeder Menge guter Laune.
Die Gäste aus aller Welt nahmen Tulpen als Gastgeschenke mit nach Hause ("Die wurden die ganze Zeit fotografiert, anscheinend sind unsere Blumen was Besonderes", scherzte Stingel) und ließen ganz viel gute Laune zurück in der Kreisstadt. Den Auftakt machten die "Zottelbären" von Trainerin Amelie Sauter und Hannah Brinkmann. Die Jüngsten aus dem Volkstanzverein zeigten, dass sie in ihren Trachten locker mit den Großen mithalten können. Jens Jetter und Dirk Gabel als Gastbetreuer stellten anschließend die "Prairie Buffalo Performers" vor. Die vier Kanadier erzählten mit Trommeln und Gesang eine Geschichte vom "Great Spirit", dem großen Geist. Und was einer der Indianer mit 25 Reifen anstellte, war schon akrobatisch: Mal verwandelte er die Ringe in den Erdball, mal schlüpfte er so hinein, dass er einem Vogel glich. Danach zeigten die Schüler der Gastgeber, was sie drauf oder besser: in den Sohlen haben.
Stammgäste beim Volkstanzfestival sind die Tänzer aus Sardinien. Zum 25. Mal war die Gruppe "Su Masu" jetzt in Balingen. "Das sind längst Freunde geworden", freute sich Stingel. "Und im Oktober kommen sie zum Glück schon wieder!" Dann wird es wieder diese Tänze mit den kleinen, schnellen Schritten geben, die immer wieder neuen Formationen, vorgetragen in großer Präzision, und die prächtigen Trachten aus Brokat. Besonders die Schuhe der Damen entlockten so mancher Zuschauerin ein "Oh!", waren sie doch mit feinstem Stoff überzogen und würden gut in eine Designerboutique passen.
Die Schuhe waren allerdings schnell wieder Nebensache, als vier Männer einen 3000 Jahre alten Gesang zu Gehör brachten – Weltkulturerbe auf der Bühne der Stadthalle, bei dem es um Liebe, Politik und das Leben ging.
Die Frommerner Jugend nahm das Publikum anschließend mit auf eine Reise mit der schwäbischen Eisenbahn. Ein Galan kassierte live eine Ohrfeige – kein Wunder, tanzte er doch mit zwei Mädchen zugleich.
Weil es Probleme mit den Visa gab, schafften es nur acht Kenianer nach Balingen. Die aber heizten barfuß so richtig ein. "Sounds of Africa" bot Lebensfreunde pur und im Foyer Schmuck aus der Heimat an.
Die Gastgeber glänzten schließlich mit einer Choreographie schwäbischer Tänze. Eine sportliche Höchstleistung und ein fast undurchschaubares "Gewirr", wenn die Tänzer umeinander wirbelten, Spaliere bildeten und sich immer wieder neu formierten.
Noch am Auftrittsabend reisten die Dalmatier 20 Stunden mit dem Bus zurück nach Metkovice. Zuvor brachten sie operngleiche Gesänge, perfekte Tänze und den für den Mai so sehr ersehnten Sonnenschein auf die Bühne.