In Geislingen waren die Hagelkörner teilweise tennisballgroß. Foto: Müller

Unwetter zieht über den Zollernalbkreis. Schwerpunkt im Hechinger Raum. Verletzte im Klinikum behandelt.

Zollernalbkreis - Kurz, aber heftig ist das Unwetter gewesen, das sich am Dienstagnachmittag in zwei Etappen über dem Kreis entladen hat: mit Hagelkörnern so groß wie Hühnereiern, starken Regenfällen und eingeschlagenen Dachfenstern und Autoscheiben.

Um 16.30 Uhr, als das Unwetter an Balingen und Hechingen vorbeigezogen war, wurde im Landratsamt ein Krisenstab einberufen. Bis zu dem Zeitpunkt waren 80 bis 100 Schadensmeldungen eingegangen. Laut Kreisbrandmeister Stefan Hermann war keine davon "extrem zeitkritisch", doch alle mussten nach und nach abgearbeitet werden.

Ortsmitte von Bisingen überschwemmt

Die zwei kurz aufeinander folgenden Unwetter verursachten in der Gesamtgemeinde Bisingen schweren Schaden. Die Einsatzkräfte aller Abteilungswehren und der Bauhof waren voll gefordert. Die Ortsmitte von Bisingen war auf Höhe der Gaststätte Löwen in wenigen Minuten überschwemmt, das Wasser stand etwa einen halben Meter hoch, die Betonpoller am Straßenrand waren nicht mehr sichtbar. Die Hauptstraße wurde gesperrt.

Die Schächte in der Laiblache nahmen das Wasser ebenfalls nicht mehr auf. Ungezählte Geschäfts- und Wohnhäuser wurden beschädigt. So wurden Rollläden von den Hagelkörnern durchlöchert, Dachplatten und Dachfenster zerstört, Autos demoliert, Äste lagen auf den Straßen. Ein ähnliches Bild ergab sich in den Ortsteilen Zimmern und Wessingen.

Hausmeister Werner Bachmann meldete, dass in die Hohenzollernhalle Wasser eingedrungen sei. Auf den Wiesen und Feldern entstanden große Seen, die Oberflächen waren eisbedeckt. Nach den Unwettern verließen die Bewohner die Häuser und kontrollierten Autos, Dächer, Fensterscheiben. Der gesamte Schaden wird sich erst in den nächsten Tagen feststellen lassen.

In Grosselfingenhat der Hagelsturm laut Bürgermeister Franz Josef Möller vom Ortszentrum bis zum Marienhof eine Schneise der Verwüstung geschlagen. Auf dem Gehöft sind die Dächer komplett zerstört. "Uns hat es böse erwischt", meinte Möller gestern direkt nach dem Gewitter am Telefon. Dauereinsatz für die Feuerwehr: Nach Angaben des Bürgermeisters tropfte es auch im Rathaus durch die Decke, tennisballgroße Hagelkörner hatten das Dach durchlöchert. Sämtliche im Ortskern geparkten Autos seien beschädigt und die Bäume teils vollständig entlaubt.

Laternenmast stürzt auf Auto

Die Gesamtstadt Hechingen ist nach den Worten von Stadtbrandmeister Maik Bulach mit einem "blauen Auge" davon gekommen. Nur Weilheim erwischte der Sturm schwer. Fünf Fahrzeuge der Wehr seien in dem Ortsteil im Einsatz, berichtete Bulach gegen 16.30 Uhr. Der Hagel habe Ziegel auf den Dächern zerschlagen und Dachfenster zerstört. Autos wurden durch die Hagelkörner eingedellt. Außerdem habe es einen Schadensfall in der Stettener Straße gegeben. Laut Bulach lief ein Keller voll.

Die Gemeinde Rangendingen – Zentrum des Unwetters im Zollernalbkreis vor gut einer Woche – blieb gestern vom Hagelsturm weitgehend verschont.

In Balingen war vor allem Ostdorf betroffen. Viele Dächer wurden beschädigt, eine Firma kämpfte gegen die Wassermassen. In Balingen stürzte ein Laternenmast um, ein Autofahrer konnte nicht mehr ausweichen.

Im Zollernalb Klinikum in Balingen mussten mehrere Personen behandelt werden. Die Hagelkörner verursachten Prellungen und Platzwunden, ein Patient hatte einen gebrochenen Finger.

Karl-Heinz Jetter registrierte an seiner Wetterstation in Heselwangen nicht nur Sturmböen von bis zu 82 Kilometer pro Stunde, sondern auch eine Niederschlagsmenge von 38,9 Liter pro Quadratmeter – innerhalb einer Stunde. Er geht davon aus, dass es gewittrig bleibt und abkühlt.

Die Rosenfelder Feuerwehr hatte laut Abteilungskommandant Gerd Ziegler nur zwei Einsätze wegen zerschlagener Dachfenster. Schlimmer traf es die drei Geislinger Abteilungen: Laut Kommandant Hans Schenk waren sie am Nachmittag pausenlos im Einsatz, zumeist wegen kaputter Dachfenster. Als einen Schwerpunkt machte Schenk den Stadtteil Binsdorf aus, während sich der Schaden in Geislingen und Erlaheim in Grenzen gehalten habe.

In Owingen hagelte es heftig, die Hagelkörner waren nach Aussagen von Owingern so groß wie Tennisbälle. Autoscheiben gingen zu Bruch, auch Kunststoffdächer und Dachziegeln wurden beschädigt. Keller liefen voll. Darüber hinaus trat die Eyach zwischen Owingen und Stetten stellenweise über die Ufer.

Durch das Unwetter kam es am Dienstag gegen 16 Uhr zu einem Stromausfall in Teilen von Onstmettingen. Ursache war ein Baum, der durch den Sturm in eine 20 000-Volt-Freileitung gefallen war und sowohl die Leitung als auch einen Masten beschädigte.