"Habe alles gegeben, was ich konnte"

Balingen-Zillhausen. Es ist seine letzte Gelegenheit, in der Juniorklasse den Pokal nach Hause zu bringen. Am ersten Tag des Wettkampfwochenendes wird Manuel aufgerufen und betritt das Flugfeld. Modellflugzeuge hat er ungefähr 15 Stück. Es sind Segelflugzeuge und Motormaschinen dabei. Jetzt trägt er das Modell McFly unterm Arm, einen so genannten Hochdecker mit einer Spannweite von 1,40 Metern, der für den Wettkampf vorgeschrieben ist.

Hochdecker bedeutet, dass die Tragflügel des Flugzeugs über der Rumpfoberkante angebracht sind. Zusammengebaut hat er das Flugzeug selbst, den Bauplan und die Elektronik hat er gekauft. "Das Zusammenbauen macht mir am meisten Spaß. Man kann sich mit der Technik auseinandersetzen und weiß, wie alles funktioniert", sagt Manuel.

Er setzt das Flugzeug in der Mitte des Flugfelds ab und führt eine letzte Kontrolle der Elektronik vor dem Start durch. Höhenruder, Seitenruder, Querruder: Alles funktioniert einwandfrei. Manuel tritt zurück in den Sicherheitsbereich am Rand des Felds. Dann startet er die Maschine und gibt über die Fernbedienung langsam Gas. Der erste von drei Flügen beginnt.

"Dann ist es in ein Maisfeld gestürzt"

Lange hat er sich auf diesen Moment vorbereitet, wochenlang über die Sommermonate hinweg immer wieder geübt. Seine Mutter fuhr ihn fast jedes Wochenende mit dem Auto vom heimatlichen Schwenningen zum Flugplatz Zillhausen, wo er Mitglied in der Modellfliegergruppe Zillhausen ist. "Ich habe mich sehr angestrengt, weil es mein letzter Versuch in dieser Klasse ist", erzählt Manuel. Denn bald wird er zu alt sein, um in der Juniorklasse am Wettbewerb teilnehmen zu können.

Er fliegt, seit er fünf Jahre alt ist. Sein Vater hat ihm die Leidenschaft fürs Modellfliegen vererbt. In den ersten Jahren haben sie oft gemeinsam geübt. Immer wieder nahm Manuel an Regionalmeisterschaften teil und war hierbei so erfolgreich, dass er sich auch schon in der Vergangenheit für die Jugendmeisterschaft qualifiziert hatte.

Doch vor einem Jahr ging alles schief: "Wenn man’s nicht übertreibt, gibt es eigentlich selten Abstürze." Am Tag vor der Jugendmeisterschaft wagte der 16-Jährige einen letzten Probeflug. Die Lenkung versagte. "Wenn das passiert, kann man nichts mehr machen. Nur noch zugucken", sagt er. Das Flugzeug trieb noch eine Weile steuerlos am Himmel. "Dann ist es in ein Maisfeld gestürzt." Der Wettbewerb war damit gelaufen.

Auf dem Flugfeld hebt die McFly sauber ab, die Räder lassen den Boden unter sich, ohne noch einmal abzusinken und die Grasnarbe zu berühren. Vier Punktrichter schauen Manuel zu. Am Ende zählen diese Punkte und die zwei besten Zeiten der drei Durchgänge. Manuel ist konzentriert. "Mir macht die Genauigkeit beim Modellflug Spass. Alles muss sauber und exakt sein", schwärmt der Schüler. Beim Wettbewerb muss er zunächst einen liegenden Doppelkreis fliegen, beide Kreise müssen gleich groß sein. Daraufhin folgen ein Looping und ein liegendes Dreieck. In fünf Metern Höhe muss die Maschine dann den Boden überfliegen und schließlich so präzise landen, dass das Modell genau in der Mitte des Flugfeldes zum ersten Mal den Boden berührt. Manuel ist sich sicher: "Ich habe alles gegeben, was ich konnte."

Am ersten Wettkampftag findet auch der zweite Durchgang statt, der dritte Flug am Tag darauf. Danach heißt es warten, bis der Sieger verkündet wird. Die Überraschung ist groß: Zum ersten Mal gewinnt Manuel Meier in der Juniorklasse die Deutsche Meisterschaft. Der erste Platz: "Ich war so glücklich, dass ich es endlich geschafft habe."

Bei der nächsten Meisterschaft will er wieder teilnehmen. Diesmal dann in jenen Klassen, die auf die Juniorklasse folgen: die Expert-Klasse, der Elektrosegelflug sowie die F-Schlepp-Klasse. Über den Winter fliegt Manuel allerdings nicht. "Aber wenn es wärmer wird, geht’s wieder los", freut sich Manuel: "Eigentlich kann ich es kaum noch erwarten."