Ein Kleeblatt gegen Corona: die Balinger Wort-Werker Sigrid Maute, Silke Porath, Boris Retzlaff und Fabian Hernando haben die Videoreihe abgeschlossen. Ein gemeinsames Bühnenprogramm ist in Planung.Foto: Ingrid Roth Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Die vier Balinger Wort-Werker ziehen Bilanz ihres Video-Projekts / Zusammenarbeit geht weiter

Es ist vollbracht: 24 Videos plus einen Abschiedsgruß haben die Balinger Wort-Werker Sigrid Maute, Silke Porath, Boris Retzlaff und Fabian Hernando bei Youtube veröffentlicht. Sie wollten ihr Publikum in der Krise unterhalten. Und haben dabei selbst gewonnen.

Balingen. Was tun, wenn das Publikum nicht zu den Künstlern kommen kann? Die Künstler kommen zu den Fans. Das jedenfalls dachten sich die vier Balinger Wort-Werker und starteten einen Youtube-Kanal. Dort sind die Beiträge in der Ewigkeit des Internets gesichert und jederzeit abrufbar.

Gedacht war das Projekt für die Corona-Zeit. Eigentlich. Denn entstanden ist die Idee, dass die Wort-Werker nach der Pandemie weiterbestehen. Ein gemeinsames Live-Projekt – dazu haben die vier bereits Ideen. Den Impuls zu den Wort-Werkern gab Sigrid Maute.

Die Märchen-Erzählerin sagt: "Ich habe viel gelernt. Mit Videos hatte ich keine Erfahrung, musste in der Bühnenarbeit umdenken." Schließlich sei es etwas anderes, für ein imaginäres Publikum zu erzählen, als live. Bemerkenswert für sie: "Wir haben uns zum Teil vorher gar nicht gekannt."

Regelmäßige Skype-Sitzungen haben bis dato das persönliche Kennenlernen ersetzt. "Und doch ist eine tolle Combo daraus geworden", sagt die Initiatorin, die demnächst den ersten Live-Auftritt vor Autos auf dem Gelände der Balinger Eishalle haben wird.

Jüngster im Bunde ist der Schauspieler Fabian Hernando. Und vermutlich der, der die meiste Arbeit hinter den Kulissen hatte. Er lernte die Monologe für seine Videos auswendig, produzierte diese und war dafür zuständig, sämtliche Filme zu schneiden und den Jingle von Reiner Schweizer aus Geislingen sowie die Grafik von Ingrid Roth einzubinden. "Es hat mich gefreut, das Team mit dem Editing zu unterstützen", sagt er.

"Uns war wichtig, dass die Künstler professionell sind und ihre Kunst mit Passion ausleben." Für ihn sei es eine große Motivation, so früh in seiner Karriere mit "so interessanten Menschen" zusammenzuarbeiten. "Für mich war es auch das erste Mal, online zu arbeiten, ohne die Kollegen im ›real life‹ zu sehen. Ohne Händedruck und gar nichts. Da ist das Arbeitsverhältnis noch mal anders."

Von Silke Porath gab es bei den Wort-Werkern zum ersten Mal die gelesene Version der "Waldrausch"-Kolumnen "Mein Leben mit Monsieur". Was keiner gesehen hat: Das IPad lehnte am aufgeklappten Laptop, das wiederum auf einer Kiste, die wiederum auf einer Klappleiter stand. Für Porath waren die Wort-Werker Premieren in vielerlei Hinsicht.

So liest sie zum Beispiel in einem Video eine Geschichte von Kibalù vor. Das ist ein Bär, der anderen Tierkindern beim Einschlafen hilft. Die Geschichten stammen aus dem ersten Kinderbuch der Balinger Autorin, mit Illustrationen der Kärntnerin Saskia Reichl. "Nach dem Hochladen bekam ich Mails. Ich soll in Kärnten auftreten."

Boris Retzlaff besitzt schon einige Video-Erfahrungen. "Mir war es wichtig, dass ich etwas anderes mache als auf meinem eigenen YouTube-Kanal – sowohl inhaltlich als auch visuell." Während er dort meist humorig vom Schreibtisch aus das aktuelle Weltgeschehen kommentiert, zog er für die Wort-Werker mit der Handykamera in die Natur und erzählt griechische Mythen.

"Ich habe schon lange kein größeres Projekt mehr in Arbeit gehabt", sagt er, "das hat richtig gutgetan. Normalerweise stehe ich jede Woche mit einer kurzen Nummer auf der Bühne. Jetzt mal wieder etwas mit langem Atem zu machen – das ist ein ganz anderer kreativer Prozess." Besonders freuten ihn die Rückmeldungen, die zeigten, wie sehr manche von Folge zu Folge bei seiner Erzählung mitfieberten.

"Bei den Wort-Werkern fühlt man sich sehr gut", sagt Fabian Hernando abschließend. Und das, so betont das Kleeblatt unisono, soll nicht nur für die Macher, sondern vor allem für das Publikum gelten.