Die bisherige Holztribüne wirkt nach: "Vertrautes in moderne Formensprache transportieren" will Architekt Peter Zoll mit dem Entwurf, der inzwischen leicht modifiziert worden ist. Die Tribüne soll nur noch fünf statt sechs Sitzplatz-Reihen und zwei statt vier Aufgänge haben. Unklar ist, ob der VIP-Raum (rechts) integriert werden wird. Foto: Stadt

Rat sagt Ja zu Sanierung von Au-Stadion und Lochenbad. Kosten über acht Millionen Euro.

Balingen - Die rund neun Millionen Euro teure Erweiterung der Stadthalle wurde geschultert. Nun hat Balingen für die kommenden Jahre zwei in der Summe ähnlich große Vorhaben vor der Brust. Das Au-Stadion und Weilstettens Lochenbad werden saniert.Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss hat der Gemeinderat gestern Abend gefällt.

Die Stadion-Sanierung wird bis zu fünf Millionen Euro kosten. Für die umfangreichen Maßnahmen im Bad fallen geschätzte 3,4 Millionen Euro an. Nach der Steuerschätzung im Dezember soll endgültig darüber entschieden werden, wann die Umsetzung der Großprojekte startet. Die gestrige Sitzung machte deutlich: Es stehen noch einige Diskussionen ins Haus.

Die TSG Balingen als "Hausherrin" des Au-Stadions zeigte in der Sitzung Präsenz. Und die Vereinsvertreter, darunter mehrere Kicker um Jugendkoordinator Nico Willig, spendeten dem Gremium Szenenapplaus.

Auf 2.500 statt auf 5.000 Besucher ausgerichtet

Die große Mehrheit der Räte zog die Dringlichkeit der Stadion-Sanierung nicht in Zweifel. Lob erntete der Entwurf des Architekturbüros Zoll, der an die zu erwartenden entschärften Anforderungen der Fußball-Regionalliga angepasst worden war. Diese strebt der derzeitige Oberligist an. Wie berichtet, soll die Tribüne nun 600 statt der zunächst geplanten 1.000 Sitzplätze bieten. Insgesamt wird das Stadion auf 2.500 statt auf 5.000 Besucher ausgerichtet.

Ob der geplante VIP-Raum in die auf Stelzen ruhende Tribüne integriert und somit schöne Aussichten bieten oder ob der Mehrzweckraum separat gebaut werden soll, daran scheiden sich noch die Geister. Ersparnisse von bis zu 300.000 Euro seien für einen Verein ein "großer Betrag", betonte Werner Jessen (Freie Wähler). Denn wie Baudezernent Ernst Steidle betonte, wird die TSG eine "wesentliche Kostenbeteiligung" für diesen Raum leisten müssen, und zwar in ähnlicher Dimension wie der heimische Handball-Bundesligist beim HBW-Pavillon nahe der SparkassenArena. Architekt Peter Zoll warnte jedoch vor einer "Missproportion".

Arne Stumpp (Freie Wähler) sprach sich ebenso für die "bessere Variante" aus wie Walter Zanker (CDU), dem es "wehtun" würde, "wenn wir die Planung jetzt zerpflücken". Die VIP-Raum-Frage soll bis September in Gesprächen mit TSG-Vertretern geklärt werden. Laut Sitzungsvorlage fallen für die Ertüchtigung der Flutlichtanlage weitere 190.000 Euro und für Provisorien während der Bauzeit von rund 15 Monaten noch einmal 50.000 Euro an.

"Den Zorn eines Stadtteils" auf sich ziehen

Ihre Furcht vor einem wachsenden Schuldenberg der Stadt brachten mehrere Räte zum Ausdruck. Bereits jetzt sei die 30-Millionen-Euro-Marke überschritten, mahnte Sabine Klaiber (Frauenliste). Drohe ein Stand von 35 Millionen Euro Schulden oder mehr, müsse die Lochenbad-Sanierung verschoben werden. Auch Dieter Foth (FDP) regte an, das Bad erst anzugehen, wenn die Stadion-Sanierung abgeschlossen sei. Doch der Antrag seiner Fraktion fand ebenso wenig eine Mehrheit wie der Beschlussvorschlag der Grünen. Diese hatten gefordert, das Bad zu schließen, wenn dessen Technik den Geist aufgebe. Ihr sei bewusst, dass die Grünen "den Zorn eines Stadtteils" auf sich zögen, sagte Conny Richter. Doch die "katastrophale Haushaltslage" lasse keine andere Möglichkeit zu.

Die Mehrheit der anderen Fraktionen sah das nicht so. Nach dem gestrigen Votum soll die Sanierung des Au-Stadions bei einer positiven Steuer-Prognose im kommenden Sommer und die etwa 16 Monate umfassende Lochenbad-Sanierung im Frühjahr 2013 beginnen.

Steidle stellte klar, dass trotz Provisorien während des Stadion-Umbaus dort keine Punktspiele ausgetragen werden können.