Großzügig, aufgeräumt, autofrei: So soll künftig der Bahnhofsvorplatz aussehen. Der Technische Ausschuss des Gemeinderat hat für die Planungen am Mittwoch grünes Licht gegeben. Foto: Holzwarth

Technischer Ausschuss hat auch kritische Fragen: Granit aus China? Zu wenig Grün?

Balingen - Die Planungen zur Umgestaltung des Umfelds des Balinger Bahnhofs und damit des nördlichen Stadteingangs haben am Mittwoch eine wichtige Hürde genommen: Der Technische Ausschuss hat sie mit breiter Mehrheit befürwortet. Gleichwohl hatten die Stadträte auch einige kritische Fragen.

Endgültig entscheiden wird über den Baubeschluss und damit über das auf rund 2,7 Millionen Euro kalkulierte Vorhaben der Gemeinderat Ende des Monats. Die am Mittwoch angesprochenen Kritikpunkte werden bis dahin aber nicht geklärt sein.

Stein soll aus Europa kommen

So war sich der Technische Ausschuss zwar einig darüber, dass die Bahnhofstraße von der Mörike- bis ein wenig über die Karlstraße hinaus einen Betonbelag erhalten soll (wie rund um den Kreisel am Hinteren Kirchplatz). Ebenso, dass der Bahnhofsvorplatz sowie die Gehwege jenseits der Bahnhofstraße mit gelb-beigem Naturstein - gepflastert werden sollen. Aber woher soll der Granit bezogen werden? Geht es nach Planer Gerd Holzwarth aus Berlin, der mit seinem Entwurf den Wettbewerb gewonnen hatte, dann aus China. Dagegen sprachen sich mehrere Stadträte aus, so etwa Ingrid Helber (FDP) und Erwin Feucht (Grüne). Sie wollen, dass der Stein möglichst aus Europa kommt.

Für Diskussionen sorgte die Frage, ob der neue Bahnhofsvorplatz zu wenig grün sei. Ingrid Helber befürchtet, dass Beton und Stein dominieren. Planer Holzwarth sagte dazu, dass derzeit fünf Bäume auf dem Platz stünden - künftig seien es 15. Vorgesehen ist ein "Baumpaket" auf der nördlichen Seite nahe der Trafostation sowie weitere Bäume - unter anderem rote, nicht fruchtende Rosskastanien - im Süden sowie entlang der Straße.

Ob es rund um den Bahnhof künftig genügend Parkplätze geben wird für Menschen, die auf den Zug wollen oder von dort abgeholt werden? Auch darüber wurde munter debattiert. Der Vorplatz selbst ist künftig autofrei - und damit ganz anders als heute. Mittels sogenannter Pflasterbänder wird der Platz optisch über die Bahnhofsstraße bis auf den gegenüberliegenden Gehweg verlängert. Auf der Straße gilt künftig wohl Tempo 30, sodass Fußgänger problemlos hin- und herwechseln können. Planer Holzwarth verwies darauf, dass man die Aufenthaltsqualität auf dem Platz und drumherum verbessern wolle: Was nützt ein schönes Pflaster, was nützen elf neue Holzbänke, auf denen man gemützlich sitzen kann, wenn man Angst haben muss, angefahren zu werden?

Vorhaben ist eine "eine ambitionierte Kiste"

14 Kurzzeitparkplätze werden entlang der Bahnhofstraße und an der Straße Am Lindle angelegt; 15 bis 30 Minuten nur wird man dort parken dürfen. Dazu kommen neben zusätzlichen Fahrradabstellmöglichkeiten - neben Bügeln auch Boxen - auch Behindertenparkplätze. Und zwar dort, wo sich jetzt noch die Bahnhofsgaststätte befindet. Diese wird, wie berichtet, abgerissen; stattdessen baut ein privater Investor an der Ecke Lindle/Bahnhofstraße das Stadthaus (früher Querbau). Die Taxi-Stellplätze werden in Richtung Busbahnhof an die Bahnhofstraße verlagert. Ulrich Teufel (SPD) sagte, seiner Meinung nach werde der Parkplatzdruck in diesem Bereich zunehmen - vor allem dann, wenn der neue Württemberger Hof fertig sei.

Ziel ist es, das Gesamtpaket - Bahnhofsvorplatz, Württemberger Hof, Stadthaus - bis zur Gartenschau 2023 fertigzustellen. Die Bagger anrollen sollen im Frühjahr 2021, zunächst werden Kanäle und Leitungen in der Bahnhofstraße verlegt - in dieser Zeit soll der Verkehr zum dann letzten Mal über den Vorplatz umgeleitet werden, ehe dieser gepflastert wird. Parallel wird am Württemberger Hof gebaut, zum Abschluss dann das Stadthaus. Insgesamt sei das Vorhaben "eine ambitionierte Kiste", sagte Baudezernent Michael Wagner.

Bereits am Dienstag haben die Stadträte im Verwaltungsausschuss eine weitere wichtige Entscheidung bezüglich der Zukunft des Bahnhofsvorplatzes getroffen: In der nichtöffentlichen Sitzung sprachen sie sich nach Informationen unserer Zeitung dafür aus, dass die Stadt dem derzeitigen Eigentümer Peter Seifert die Fläche abkauft. Wie berichtet, wird der Kauf - weil der Vorplatz im Sanierungsgebiet liegt - vom Land bezuschusst; ebenso wie die anschließende Neugestaltung der Fläche.