Gregor Staub gibt seinen Zuhörern Tipps, wie sie ihr Erinnerungsvermögen stärken können. Foto: Fiedler Foto: Schwarzwälder-Bote

Gedächtniskünstler und -trainer zu Gast an der Realschule Balingen / "Selbstvertrauen" ist die Lösung

Von Julius Fiedler

Balingen. Gedächtniskünstler sind zu Unglaublichem imstande: Sie merken sich Zahlen mit teils tausend Ziffern, können unzählige Begriffe in der richtigen Reihenfolge wiedergeben und verfügen über scheinbar unendlichen Speicherplatz im Gehirn. Wie machen sie das?

Der Gedächtniskünstler und -trainer Gregor Staub war am Mittwochabend an der Realschule Balingen zu Gast. Zwei Flipcharts, sein Unterhaltungstalent und vor allem sein Gehirn – mehr brauchte Staub nicht, um das Publikum in der Gymnasiumshalle zu begeistern. Denn sein Auftritt sprach für sich.

Schulleiter Michael Damm versprach zuvor einen "hochkarätigen Referenten" mit einem ebensolchen Auftritt – und er versprach nicht zu viel. Straub gab einen Einblick in seine Fähigkeiten und Methoden, sich in kürzester Zeit einen ganzen Katalog an Begriffen oder Zahlen zu merken.

Zunächst aber informierte er das Publikum über seine "Lernphilosophie": "Beim Lernen sollte es nur zwei Möglichkeiten geben. Wenn man etwas weiß, freut man sich darüber, dass man es weiß. Wenn man etwas nicht weiß, freut man sich, dass man erkannt hat, woran man noch arbeiten muss", erklärte er.

Das Problem sei bei vielen aber, dass sie sich eine Leistung gar nicht zutrauten. Die Lösung: Selbstvertrauen: "Man muss sich Ziele setzen und sicher sein, diese erreichen zu können. Und man soll sich immer fünf Versuche geben, um das Ziel zu erreichen." Diese Einstellungen seien die Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Lernen.

Wie dieses genau funktioniert, zeigte Staub mit verschiedenen Übungen, bei denen die Zuschauer oft selbst von den Fähigkeiten ihres Gehirns überrascht waren. Eine Liste von 20 Wörtern innerhalb von vier Minuten lernen – unmöglich? Mitnichten! Mit der Belegung von Körperteilen, Räumen oder Zahlen lassen sich laut Staub einprägsame Assoziationen herstellen, so dass selbst mehr als zehn Begriffe innerhalb kürzester Zeit kein Problem sind.

Auch die zehn Vorgänger Barack Obamas als US-Präsidenten lassen sich mühelos auswendig lernen, wenn das Klopfen auf das Metall-Flipchart kurzerhand zum "Eisenhower" wird oder der Basketballkorb in den "Reagan" gestellt wird. Da ist die Assoziation der Bäume um den Sportplatz mit "Bush" schon fast logisch. Auch für Namen werden Assoziationen und Geschichten formuliert.

Und wer wünscht sich ein perfektes Namensgedächtnis? "Natürlich alle außer den Norwegern, weil dort sagt man ja sowieso nur ›Hey du‹", witzelte Staub, der nicht nur mit dieser Pointe das Publikum unterhielt. Durch flotte Sprüche und interaktive Elemente seiner Präsentation riss er das Publikum mit.

"Es gibt so viele Chancen, an denen wir vorbeilaufen", sagte er, an die Eltern gerichtet. Sie sollten ihren Kindern ermöglichen, diese Chancen zu sehen und zu nutzen. Er sehe "Liebe, Respekt und Anerkennung" als zentrale Erziehungsprinzipien.

Die Faszination des Publikums nutzte er, um sein Gehirntrainingsprogramm zu bewerben, mit dem die ganze Familie ihre Lern- und Merkfähigkeiten optimieren könne. Nach seiner begeisternden und beeindruckenden Show war die Resonanz unter den zahlreichen Zuschauern entsprechend groß. Auf dem Nachhauseweg versuchte mancher, sich an die gemerkten Wörter zu erinnern – es klappte hervorragend.