Bald andere Perspektiven: Die alte Tribüne im Au-Stadion wird in der zweiten Juni-Woche abgerissen – anschließend wird die neue gebaut. 5,6 Millionen Euro kostet dieser Teil des Mega-Pakets, das der Gemeinderat gestern beschlossen hat. Foto: Maier

Tribüne im Au-Stadion und Sanierung des Lochenbads kosten 10,1 Millionen. Start im Sommer.

Balingen - Dick war es bisher schon – jetzt ist das Investitionspaket aus Au-Stadion-Tribüne und Lochenbad richtig fett geworden: 10,1 Millionen Euro steckt die Stadt Balingen in den nächsten zwei Jahren in die beiden Projekte. Der Gemeinderat gab gestern grünes Licht und hat die Arbeiten vergeben.

Der Neubau der Tribüne im Au-Stadion inklusive Sanierung des Sanitärtrakts und der Umkleiden kostet 5,6 Millionen Euro. Das ist deutlich über dem Kostendeckel, den der Gemeinderat einst bei 4,99 Millionen festgelegt hatte. Der Abriss der bisherigen Tribüne erfolgt in der zweiten Juniwoche; bis Herbst 2014 soll die neue fertig sein. Der Sportbetrieb könne fast ungehindert weiterlaufen, hieß es gestern. Die gesamte Tribünen-Infrastruktur – Umkleiden, Duschen, Verpflegungszelte – wird auf das Gelände der benachbarten ehemaligen Tennishalle verlegt. "Da kommt in den nächsten drei Wochen viel Arbeit auf uns zu", sagte TSG-Fußball-Chef Uwe Haußmann unserer Zeitung. "Aber wir freuen uns drauf." Die TSG trägt 300 000 Euro zu den Gesamtkosten bei. Der Spielplatz am Au-Stadion wird während der Bauphase aus Sicherheitsgründen geschlossen, sagte Baudezernent Ernst Steidle. Die Skateranlage wird auf den Verkehrsübungsplatz umgesiedelt.

Für die Vergabe der Tribünen-Arbeiten – Aufträge im Volumen von mehr als zwei Millionen Euro gehen an Balinger Firmen – sprach sich der Gemeinderat einstimmig aus. Alle Redner meinten, dass das Vorhaben dringend notwendig sei, alle mahnten zugleich aber auch an, genau aufs Geld schauen wollen. Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte, dass die Stadt die derzeitigen Mehrkosten gut schultern könne.

Kontroverser verlief die Diskussion zum Weilstettener Lochenbad. Der zweite Teil des Mega-Pakets kostet 4,5 Millionen Euro – das liegt noch deutlicher über den Erwartungen: Noch Ende 2012 hatte die Stadt mit 3,6 Millionen Euro für die Sanierung kalkuliert.

Lochenbad und Stadtwerke: Finanzamt stimmt Modell zu

Die Kosten für die eigentliche Sanierung liegen nun bei 4,2 Millionen Euro. Das sei eben der hitzigen Baukonjunktur geschuldet, meinte Ernst Steidle bereits in der vergangenen Woche (wir berichteten). Erledigen wird die Arbeiten das Bauunternehmen Reisch aus Bad Saulgau als Generalunternehmer.

Weitere 300 000 Euro kommen obendrauf durch den Einbau eines Blockheizkraftwerks – dieses ist notwendig, um den sogenannten technisch-wirtschaftlichen Querverbund mit den Stadtwerken herzustellen, in deren Regie das Lochenbad künftig betrieben wird. Der Gemeinderat hatte der Übertragung des Lochenbads auf die Stadtwerke bereits zugestimmt; gestern gab nun auch das Finanzamt grünes Licht für den Querverbund, der der Stadt in Zusammenhang mit dem chronisch defizitären Lochenbad-Betriebs in erster Linie Steuern sparen helfen soll.

Zum wiederholten Male gegen die ihrer Meinung nach unverhältnismäßig teure Sanierung des Lochenbads sprachen sich die Grünen, die Frauenliste sowie Paul Pick (FDP) aus. Der Weilstettener Ortsvorsteher Kurt Haigis (SPD) meinte dagegen, dass die Sanierung nicht mehr verschoben werden dürfe, weil sonst die Schließung des für Schüler, Kindergartenkinder und Vereine unverzichtbaren Bads drohe.

Seine Türen schließen wird das Lochenbad während der Bauarbeiten. Im August soll die Sanierung beginnen, im November oder Dezember 2014 soll alles fertig sein. Anders als im Au-Stadion kann der Badebetrieb nicht aufrecht erhalten werden – auf die Schwimmer und Vereine kommen also seinige Einschränkungen zu.

Kommentar

Jetzt ist die Freude groß: bei den Fußballern, die sich vom neuen Tribünengebäude im Au-Stadion einen Schub versprechen, bei Schulen und Schwimmvereinen, denen bald ein umfangreich saniertes Weilstetter Lochenbad zur Verfügung steht, bei Verwaltung und Gemeinderat, weil bei den beiden Großprojekte eine Entscheidung getroffen ist.

Bei so viel Freude lässt sich leicht vergessen, dass es eine Kosten-Deckelung beim Au-Stadion gegeben hat und das Lochenbad wegen der Kostensteigerungen immer wieder auf der Kippe stand, weil die Finanzierbarkeit unsicher war. Das war aber nur Augenwischerei. Zu wichtig war vor allem den großen Fraktionen die Umsetzung der Großvorhaben. Das hätten sie aber von Beginn an deutlich machen müssen. Nun kann sich jeder seinen Teil denken, wenn in Zukunft wieder von Sparen die Rede sein wird.