Der damalige "Luderplatz" auf der vorübergehend stillgelegten Erddeponie bei Weilstetten: Der auf zwei Jahre befristete Modellversuch wurde einvernehmlich eingestellt. Foto: Archiv

Auf zwei Jahre befristete Fütterung auf der Weilstetter Erddeponie hat nicht das erhoffte Ergebnis gebrach.

Balingen-Weilstetten - Früher wurden sie vergiftet und abgeschossen – jetzt sind sie wieder willkommen: die Geier. Aber an dem "Luderplatz" auf der Erddeponie "Hölderle" in Weilstetten fanden die majestätischen Greifvögel wohl keinen Gefallen: Auf dem 12,5 mal 12,5 Meter großen Areal wurde kein einziger Geier gesichtet.

Den "Luderplatz" hatten Landkreis und Stadt Balingen in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Jagdverband, dem BUND und den örtlichen Naturschutzverbänden im Mai 2008 auf der Weilstetter Erddeponie Hölderle eingerichtet, auf Schautafeln wurde über die bedrohten Greifvögel informiert. Dass Vogelschützer im Jahr davor bei Haigerloch 22 Gänsegeier und zwei Mönchsgeier beobachtet hatten, schien Grund genug, den Futterplatz in die Diskussion zu bringen. Innerorts wäre das undenkbar gewesen: Da wären die Bürger wohl auf die Barrikaden gegangen, argumentierte Kreisökologe Werner Ludwig damals.

So erschien der Standort auf der Erddeponie als geeignet. Ein Maschendraht sollte das "Luder", den Tierkadaver, vor ungebetenen Tafelgästen wie Fuchs und Dachs schützen, sogar eine "Startrampe" für die vollgefressenen Greifvögel wurde angeregt. Sobald die ersten gefiederten Gäste aus Richtung Schweiz gesichtet würden, wollte man die Tafel decken. Aber nichts geschah.

Um Erfahrungen und Ergebnisse zu sammeln sowie Beobachtungen über den möglichen Einflug von Geiern zu ermöglichen, sei auf der vorübergehend stillgelegten Erddeponie ein eingezäunter Futterplatz für Geier eingerichtet worden. Die Stadt Balingen und das Veterinäramt hätten damals einer auf zwei Jahre begrenzten Fütterung dort zugestimmt.

"In dem landesweiten Modellprojekt sollten Erkenntnisse über das Verhalten der Gänsegeier gesammelt werden", heißt es in der Mitteilung des Landratsamts. "Während der Projektlaufzeit kam es jedoch zu keinem Einflug beziehungsweise zu keiner Nahrungsaufnahme des ausgelegten, verunfallten Wildes als Tierkadaver." Kurz: Es habe keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass der Futterplatz jemals von Geiern aufgesucht wurde.

Das bestätigt auch Herbert Fuchs vom Naturschutzbüro Zollernalb. Allerdings habe es kein Monitoring gegeben, räumt er ein. Fest stehe, dass zwischen Roßwangen und Dotternhausen ein Geier im Tiefflug gesichtet worden sei; fest stehe auch, dass es Fraßspuren an ausgelegten Kadavern gegeben habe, "aber die könnten auch von einem Milan, einer Rabenkrähe oder einem Bussard stammen". Die Geier seien nicht leicht zu beobachten: "Sie fliegen so hoch, dass man sie im Normallfall gar nicht zu Gesicht bekommt."

Wünschenswert wäre aus Sicht des Naturschützers, wenn es ein oder zwei gut gelegene Plätze in Baden-Württemberg geben würde, wo für die Greifvögel "der Tisch gedeckt wird mit unkontaminierter Nahrung". Herbert Fuchs erinnert an die fatalen Auswirkungen von Fleisch, das mit Blei oder Medikamenten wie Diclofenac kontaminiert ist, oder an illegale Giftköder. Aber im Land gebe es keinen ordentlich genehmigten Futterplatz.

Weitere Informationen:

www.naturschutzbuero-zol lernalb.de/geier/13_05.htm