Blick hinab die Heinzlenstraße: Links ist das Gebäude mit den Praxen, rechts der Gasthof Lang, weiter unten die Brücke. Dass in diesem Bereich Parkplätze wegfallen, die Brücke für Autos gesperrt und die Heinzlenstraße damit zur Sackgasse wird, stößt den Anliegern sauer auf. Foto: Maier

Praxen in Heinzlenstraße befürchten Nachteile. "Patienten sind auf Parkplätze angewiesen."

Balingen - Die Planungen für die Heinzlenstraße im Zusammenhang mit der Gartenschau stoßen auf immer breitere Kritik. Die dort ansässige Physiotherapie-Praxis von Veit Jochen Helber-Runge sowie die Praxis für naturheilkundliche Medizin von Amarill und Isabell Kuhnle befürchten massive Nachteile für sich und ihre Patienten.

Nachdem Margarete Lang-Murmann, Inhaberin des Hotel-Gasthofs Lang, vergangene Woche gegenüber unserer Zeitung ihre Bedenken geschildert hatte, meldete sich auch Physiotherapeut Veit Jochen Helber-Runge zu Wort. Seine Sorgen sowie diejenigen von Amarill und Isabell Kuhnle sind ganz ähnlich gelagert wie jene von Lang-Murmann: dass durch den Abriss der Heinzlenbrücke, den Neubau eines Fußgänger-und Radfahrerstegs sowie die Ausweisung der Heinzlenstraße als Sackgasse und durch den Wegfall mehrerer Parkplätze der Praxisbetrieb "existenziell gefährdet" werde.

Erschwerte Bedingungen für Behinderte

Enorme Probleme sieht Helber-Runge vor allem durch die Streichung der beiden Parkplätze entlang der Heinzlenstraße auf den Praxisbetrieb zukommen. Dabei gehe es nicht um Befindlichkeiten oder etwa Bequemlichkeit – seine Patienten, in der Mehrheit stark mobilitätseingeschränkte Menschen, seien darauf angewiesen. Sie könnten nicht, so Helber-Runge, in größerer Entfernung zur Praxis parken und damit längere Fußwege bis zu den Behandlungsräumen überwinden.

Dass der Behindertenparkplatz von der Straße wegverlegt werde, sei in Ordnung; wenigstens bleibe er in der Nähe erhalten, sagt der Physiotherapeut. Aber: Wer dort sein Auto abstellen wolle, müsse künftig laut den Planungen bergauf parken – behinderten Menschen werde das Ein und Aussteigen damit unnötigerweise erschwert.

Stadt hält an Vorhaben fest

Parkplätze in der unmittelbaren Nähe könnte man nach Meinung von Helber-Runge erhalten: auf der Fläche unmittelbar angrenzend an der Heinzlenbrücke, wo die Gartenschau-Planer den sogenannten Stadtbalkon vorgesehen haben, von dem aus die Balinger und die Gartenschaubesucher künftig den tollen Blick auf das Zollernschloss genießen sollen. Wenn man diesen Balkon, so Helber, nicht direkt an der Straße beginnen lassen, sondern in Richtung Steinach an die frühere Mauer der Brauerei verlegen würde, könnten an der Straße zwischen fünf und acht Stellplätze ausgewiesen werden.

In Gesprächen mit der Stadtverwaltung habe er indes die Erfahrung gemacht, sagt Helber-Runge, dass "leider" derzeit an den Planungen stur festgehalten werde.

Mehr "gesunder Menschenverstand" sollte nach Meinung von Helber-Runge dabei einfließen, Menschenverstand, der die Bedürfnisse der Anwohner und Praxisbetriebe berücksichtige: "Man kann doch nicht einfach an der Realität vorbeiplanen."

Forderung: Plätze zur Verfügung stellen

Helber-Runge ist mit seiner Physiotherapie-Praxis seit 28 Jahren an der Heinzlenstraße ansässig. Für den Standort habe er sich damals entschieden, weil die Lage wie die Parkplatzsituation mit den Flächen direkt vor dem Haus gut gewesen sei.

In dem Gebäude waren einst sogar vier Praxen zu Hause; der Physiotherapeut erinnert daran, dass jede der Praxen bei der Stadt zwischen drei und fünf Stellplätze habe ablösen müssen Helber-Runge fordert nun, dass, wenn die beiden Stellplätze vor dem Haus wegfallen, die Stadtverwaltung in der Umgebung Plätze zur Verfügung stellen müsste, die für ihn und seine Patienten reserviert seien.

Wie es an der Heinzlenstraße weitergeht, war auch in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend ein Thema. FDP-Fraktionsprecher Dietmar Foth sagte, die Einwänder von Margarete Lang-Murmann und der Praxenbetreiber Jochen Veit Helber-Runge sowie Amarill und Isabell Kuhnle seien "nicht von der Hand zu weisen". Foth regte an darüber nachzudenken, ob vielleicht eine zweigeteilte Brücke denkbar sei, damit die Heinzlenstraße für Autofahrer und den Anlieferverkehr nicht zur Sackgasse wird.

Auch über die Parksituation müsse man nachdenken. Es müsse möglich sein, so Foth weiter, die Interessen der Anwohner und der Betriebe mit jenen der Gartenschau zu vereinbaren. Oberbürgermeister Helmut Reitemann sagte, dass die aktuellen Pläne demnächst in den Gemeinderatsgremien zur Debatte gestellt werden sollen; diese seien seiner Meinung nach eine "gute Lösung".