Blumenkästen stehen vor dem Hotel-Gasthof Lang an der Wilhelm-Kraut-Straße. Früher waren dort Parkplätze. Foto: Maier

Inhaberin Margarete Lang-Murmann befürchtet massive Nachteile durch Planungen der Stadt.

Balingen - Viele Gäste von außerhalb, die essen, trinken und übernachten wollen: Die Gartenschau 2023, könnte man meinen, ist auch für Gastronomen in Balingen eine große Chance. Margarete Lang-Murmann, Inhaberin des Hotel-Gasthofs Lang, sieht dagegen viele Nachteile durch die Planungen rund um ihr Haus.

Im Jahr 1786, damals vor den Toren der Stadt als Schankwirtschaft erbaut, liegt das Gebäude heute ganz nah dran am künftigen Gartenschaugelände – gegenüber dem Zollernschloss, nahe der Eyach. In diesem Bereich ist im Rahmen des Grünprojekts, und eben nicht nur fürs Jahr der Gartenschau, sondern dauerhaft einiges geplant, was Margarete Lang-Murmann als mögliche, wahrscheinliche Gefahr für ihr Traditionshaus sieht, das sie in der fünften Generation betreibt.

Vorgesehen ist in dem Bereich rund um den Gasthof Lang eine Menge, unter anderem, dass die Heinzlenstraße künftig eine Sackgasse wird. Aktuell können Autofahrer von der Wilhelm-Kraut- und der Friedrichstraße über die Heinzlenstraße und die gleichnamige Brücke hinunter ins Roßnägele fahren und so auch den Freibadparkplatz ansteuern. Künftig nicht mehr: Die Brücke soll noch in diesem Jahr abgerissen und durch einen nur noch von Fußgängern und Radfahrern passierbaren Steg ersetzt werden.

Stadtbalkon mit Blick aufs Zollernschloss

Direkt vor der Brücke soll ein kleiner sogenannter Stadtbalkon samt Sitzgelegenheiten angelegt werden, der die Balinger und die Gartenschaubesucher mit Blick auf das gegenüberliegende Zollernschloss zum Gucken und Verweilen einlädt.

Im Zuge der künftigen Sackgassen-Regelung sollen zudem zwei Autoparkplätze entlang der Heinzlenstraße wegfallen; der Behindertenparkplatz soll von der Straße direkt neben den Gasthof auf den Gehweg verlegt werden. Unterhalb der Brücke, auf dem Freibadparkplatz, wird außerdem voraussichtlich ab diesem Jahr das neue Stadtarchiv gebaut – mit der Folge, dass noch mehr Parkplätze wegfallen.

Erreichbarkeit des Gasthofs nicht mehr gegeben

All das sieht Margarete Lang-Murmann als Gefahr für ihren Gastronomiebetrieb, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Anfahrbarkeit von Hotels und Gastronomiebetrieben sei, wie die 78-Jährige betont, ein enormes Thema. Dadurch, dass die Heinzlenstraße zur Sackgasse wird und Parkplätze wegfallen, sei die bequeme Erreichbarkeit ihres Gasthofs nicht mehr gegeben. Gäste müssten künftig weite Wege fahren, um einen Parkplatz zu finden; recht wahrscheinlich sei, dass viele potenzielle Kunden künftig das nicht in Kauf nehmen, stattdessen entnervt weiterdüsen und sich anderswo umsehen.

Dass die Stadtverwaltung nun weiter systematisch Parkplätze streichen wolle, sei ohnehin ein Unding: Erst habe man ihrem Gasthof die Parkmöglichkeiten vor dem Haus an der Wilhelm-Kraut-Straße genommen, nun auch noch dahinter sowie in der nahen Umgebung am Freibadparkplatz. Betroffen davon seien auch ihre Nachbarn; gegenüber dem Gasthof sind zwei Arztpraxen angesiedelt.

Wenden für Lastwagen wird schwierig

Als problematisch empfindet Lang-Murmann zudem den Umstand, dass Lastwagen, die ihren Gasthof beliefern, sowie Müllautos in der Sackgassen-Heinzlenstraße künftig wohl nur noch schwer wenden können. Bei einem "sehr sachlichen" Gespräch hätten Oberbürgermeister Helmut Reitemann und Annette Stiehle, eine der Leiterinnen des Eigenbetriebs Gartenschau, am Mittwoch dargelegt, dass der Platz für Lastwagen und Autos durchaus ausreichend sei. Nutzen sollen die Fahrzeuge dafür einen Teil des sogenannten Stadtbalkons. Aber all das ist laut Lang-Murmann der "planerische Blick" auf die Dinge: Tatsache sei, dass das Wenden für kleine Autos in diesem Bereich schon heute bisweilen schwierig ist.

Im Gespräch mit Reitemann und Stiehle habe sie deutlich gemacht, dass die Gartenschauplanungen, soweit sie den Bereich rund um ihren Gasthof betreffen, bei ihr "keine Begeisterungsstürme" entfacht hätten, sagt Lang-Murmann. Sie sei vielmehr enttäuscht und fühle sich machtlos, weil die Gartenschau ihrem Empfinden nach über allem stehe – auch über dem Wohl ihres Betriebs.

Enttäuscht ist Lang-Murmann auch über die aus ihrer Sicht mangelnde Kommunikation: In die Planungen, die den Gasthof direkt betreffen, sei sie niemals eingebunden worden. Aus der Zeitung und erst im Nachhinein habe sie davon erfahren, was rund um ihren Betrieb so alles vorgesehen sei.