Die Friseursalons dürfen nach einer wochenlangen Zwangspause in der Corona-Krise wieder öffnen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Maskenpflicht, Abstandsregeln, keine Getränke: Friseurin erzählt vom neuen Arbeitsalltag.

Balingen - Der Bart wuchert im Gesicht, die Haare sind vom Spliss betroffen und sowieso schon viel zu lang, und der missglückte "Ich-schneide-mir-meine-Haare-selber"-Schnitt muss dringend gerettet werden. Die Friseursalons dürfen nach einer wochenlangen Zwangs-Schließung in der Corona-Krise wieder öffnen - unter Auflagen.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

"Ich bin sehr froh, dass wir wieder öffnen dürfen", sagt die Friseurin Jennifer Marx. Sie betreibt ihr eigenes Studio Haarszene41 an der Ebertstraße. Vergangene Woche waren sie und ihre Mitarbeiter noch mit dem Umbau des Studios beschäftigt, um die neuen Hygienevorgaben der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) einhalten zu können.

Terminplan ist streng geregelt

Vor der Eingangstür steht jetzt beispielsweise ein Desinfektionsmittelspender, die Mitarbeiter sind mit Schutzkleidung und Mund-Nasen-Schutz ausgestattet, und der Terminplan ist streng geregelt. Ein Zuspätkommen wird nicht toleriert.

Um die Abstandsregelung einhalten zu können, dürfen sich nur maximal vier Kunden gleichzeitig im Studio befinden. "Das ist die Hälfte der Kunden, die wir sonst bedienen können", erzählt die Inhaberin. Die ersten zweieinhalb Wochen sind dementsprechend bereits ausgebucht.

"Wir haben 50 Prozent Laufkundschaft", berichtet Marx. Spontanes Vorbeikommen ist jedoch nicht mehr möglich. Das würde den strikten Ablauf durcheinanderbringen. Termine werden sowieso nur noch telefonisch vergeben. Während des Gesprächs befragen die Mitarbeiter die Kunden zu Covid-19-Symptomen und Kontakt zu Infizierten. Außerdem wird man über die neuen Regeln im Friseursalon informiert.

Maskenpflicht gilt auch im Friseursalon

Kunden müssen vom Betreten bis zum Verlassen des Salons einen Mund-Nasen-Schutz tragen und sich vorher die Hände waschen oder desinfizieren. Marx empfiehlt, Wechselmasken mitzubringen, da sie nass werden könnten. Kinder unter sechs Jahren, die von der Mundschutzpflicht ausgenommen sind, dürfen den Salon nicht betreten. Ältere Kinder dürfen nur frisiert werden, wenn sie still sitzen können und eine Maske tragen. Eine Begleitung ist nicht erlaubt.

Auf Getränke und Zeitschriften muss verzichtet werden. Wer selbst Getränke mitbringt, darf sie nur außerhalb des Studios zu sich nehmen. Denn zum Trinken muss man sich die Maske abnehmen.

Nicht erlaubt sind Trockenhaarschnitte, Bartpflege sowie Kosmetik. Die Friseure müssen die Haare von jedem Kunden waschen, bevor sie mit dem Schneiden anfangen dürfen.

Damit eine etwaige Infektionskette nachvollzogen werden kann, dokumentieren die Mitarbeiter den Zeitpunkt, wann ein Kunde das Studio betritt und wieder verlässt, sowie die Kontaktdaten. 

Preise werden teurer

Nicht nur die Kunden, auch Marx und ihre Mitarbeiter müssen einiges beachten. "Eine Tiefenreinigung einmal am Abend reicht nicht mehr aus. Jetzt müssen wir nach jedem Kunden desinfizieren. Jeder Kamm, den wir berührt haben, muss gesäubert werden", erklärt die Friseurin. "Das verbraucht mehr Material und kostet Zeit." Deshalb werden auch die Preise angehoben.

Die Reaktion der Kunden fällt laut Marx unterschiedlich aus: "Viele jüngere Menschen zeigen kein Verständnis, während die Generation Ü40 sehr ängstlich reagiert und sich kaum mehr aus dem Haus traut."

Trotz der ganzen Auflagen atmet die Studio-Inhaberin auf. "Hätten wir nicht öffnen dürfen, hätte ich diese Woche einen Kredit aufnehmen müssen." Denn das Geld aus der Soforthilfe, die der Friseursalon bekommen hat, ist bereits wieder aufgebraucht. Hinzu kamen die Kosten für die Umbaumaßnahmen. "Denn dafür bekommen wir keine Unterstützung", so Marx.