Edmund Merkel Foto: Maier

Nach Volldampf-Jahren heute ganz entspannt. Macher und Berufsoptimist. In 16 Jahren viel bewegt.

Balingen - Halb sitzt er, halb liegt er, man kann wohl sagen: Er fläzt in seinem Sofa. Im Gespräch aber springt er bisweilen auf, seine Augen blitzen und leuchten, er lacht viel, wenn er aus seinem Leben erzählt. Zu erzählen hat er eine Menge, nun, da er eine wichtige Wegmarke erreicht hat: Edmund Merkel, der frühere Balinger Oberbürgermeister, wird am Montag 70 Jahre alt.

"Zwei Gänge zurückschalten": Das nannte Edmund Merkel vor zehn Jahren im Gespräch mit unserer Zeitung anlässlich seines 60. Geburtstags und seines damals bevorstehenden Ausscheidens aus dem Amt des Oberbürgermeisters als Ziel für die dann folgende Zeit. Das hat er geschafft, es ist, hat man den Eindruck, sogar ein Gang mehr geworden.

Nach dem bewussten Entschluss, nicht für eine dritte Rathaus-Amtszeit in Balingen zu kandidieren, blieb er gleichwohl engagiert: Vorsitzender des Regionalverbands bis 2009, Kreisrat und CDU-Sprecher bis 2016. Mittlerweile hat Merkel alle öffentlichen Ämter und Aufgaben abgegeben. "Irgendwann ist es in Ordnung, wenn man geht".

Merkel hat, wie er sagt, Jahre, Jahrzehnte "unter Volldampf" hinter sich. Nach dem Jura-Studium in Freiburg war der gebürtige Heidelberger zunächst beim Kommunalen Arbeitgeberverband Baden-Württemberg beschäftigt, ehe er als Referent ins Wissenschafts- und dann ins Staatsministerium wechselte. 40-Stunden-Woche? Dieses Pensum hatte Merkel, der jung heiratete und mit seiner Frau Viktoria vier Kinder hat, oft schon Mitte der Woche geleistet.

Gleichwohl sagt Merkel, dass er die Arbeit immer mehr als Lust denn als Last empfunden habe – dies umso mehr, nachdem er von der Position eines Beamten, der im Hintergrund agiert, mit der Wahl durch die Balinger zum Oberbürgermeister selbst zum Chef wurde, der in der Öffentlichkeit steht. "Ich wollte das", sagt Merkel im Rückblick: Verantwortung übernehmen, gestalten, Dinge vorantreiben – das sei genau sein Ding gewesen. Das spürten auch die Balinger. Merkel gilt bis heute als Macher, als Kämpfer, als ein Mann der klaren Linie und klaren Vorgaben.

Bei alldem legt Merkel großen Wert darauf, nichts allein bewegt zu haben, sondern immer zusammen "mit meinen Leuten" in der Stadtverwaltung. Klar: Er sei der Mann "an der Front gewesen". Dabei sei er, und lacht, quasi als Berufsoptimist aufgetreten: Er habe immer das Gefühl vermitteln müssen, dass Vorhaben klappen. "Wenn man nur aufs Risiko schaut, dann kann man es eigentlich gleich lassen."

In Balingen hat Edmund Merkel in 16 Jahren viel bewegt – Stichworte sind die Fußgängerzone samt Wasserlauf (für die er 400.000 Mark an Spenden sammelte), Klein-Venedig, die weitere Stärkung Balingens als Kulturstadt, strukturelle Dinge wie die Übernahme der Strom- und Gasversorgung in ganz Balingen durch die Stadtwerke oder die Betreuung nicht nur in Kindergärten, sondern auch an den Schulen. Zudem gab Merkel den Ortsteilen mehr Kompetenzen – und er kämpfte dafür, dass Heselwangen wieder eine eigene Ortsverfassung bekam und damit Jahrzehnte nach der Zwangseingemeindung wieder ein eigenständiger Ortsteil Balingens wurde. Und er prägte die Begriffe der "Sonnen-" sowie der "Einkaufsstadt", stellte immer wieder die Lebensqualität Balingens und der Zollernalb heraus – und schuf damit emotionale Verbindungen der Menschen zu ihrer Heimat.

Balingen ist auch für die Merkels Heimat geworden. In Weilstetten sind sie zuhause, Von dort verfolgt Edmund Merkel die Entwicklung Balingens weiterhin interessiert. Einmischen würde er sich aber nie. Seine Meinung hält er zurück – und sagt sie, wenn es denn mal sein muss, seiner Frau.

Er genieße die jetzige Lebensphase sehr, sagt Merkel: Zeit für sich, Zeit für die Familie. Er selbst kann entscheiden, was er tun oder lassen soll. Alles ganz entspannt. So auch heute: Mit der Familie feiert er seinen Geburtstag. Die vier Kinder sind dabei, sieben Enkel auch. Das achte wird demnächst erwartet. "Einfach richtig schön", sagt Merkel.