Laut Markus Zehnder nur Wetterkapriolen: Wärme führt dazu, dass das "Schwäbische Hanami" in diesem Jahr zwei Wochen früher dran ist

Von Nick Leukhardt

Balingen. Ein Zeichen des Klimawandels? Die Bäume blühen früher als sonst. Besonders die Apfelbäume in der Region sind zeitig dran, ganze 13 Tage vor dem Jahresdurchschnitt. Kreisobstfachberater Markus Zehnder kann aber keinen Trend erkennen: Im vergangenen Jahr habe es beispielsweise zehn Tage zu spät geblüht. Bis auf die Jahre 2013 und 2014 sei die Obstblüte aber immer "planmäßig" erfolgt, um den 4. Mai herum. Laut Zehnder ist die frühe Blüte ein Zufall, bedingt durch das Wetter. Er will allerdings keinerlei Prognosen abgeben, schon gar nicht bei "alternativen" Früchten wie etwa Pfirsichen und Aprikosen.

Zwar wäre es, würde das Wetter tatsächlich wärmer werden, denkbar, auf diese Obstsorten umzusteigen, sagt Markus Zehnder. Das sei momentan aber noch kein Thema. Immerhin wirke sich das warme Wetter auch auf die heimischen Obstsorten äußerst positiv aus. Im Vergleich zum vergangenen Jahr, in dem es wegen der Kälte eine sehr schlechte Ernte gab, seien die Bedingungen in diesem Jahr optimal: "Apfelbäume brauchen sonniges, trockenes Klima, und der jetzige Regen kam auch zum perfekten Zeitpunkt."

Auch was Schädlinge anbelangt, sei trockenes Wetter für die Bäume gut. Vor allem das Ausbleiben der Monilinia, einer Pilzsorte, die Fruchtfäulnis hervorruft, sei ein Segen für die Obstbauern. Die freut’s: Obst und Most sind schließlich das Markenzeichen des Schwäbischen Streuobstparadieses, zu dem bekanntlich auch die Zollernalb gehört.

Ein Risiko seien das warme Wetter und die frühe Blüte allerdings für die Bienenzüchter. Zwar könnten die Bienen frühzeitig mit ihrer Arbeit beginnen, allerdings würden die Völker zu dieser Zeit noch nicht ihre volle Stärke erreichen. Komme dann im Mai eine Kältewelle, breche die Honigproduktion ein, heißt es. Doch der Vorsitzende des Imkervereins Balingen/Geislingen/Rosenfeld, Friedrich Scholte-Reh, winkt ab. Er glaubt an ein gutes Jahr 2014 und sieht auch das oftmals diskutierte Bienensterben nicht als Problem an. Der vielerorts beobachtete Bienenschwund sei nicht nur durch die Landwirtschaft verursacht, sondern hänge auch von der Leistung der Imker ab, sagt er.

Unter dem Motto "Schwäbisches Hanami" (japanisch: Blüten betrachten) finden nun im Zollernalbkreis und darüber hinaus zahlreiche Veranstaltungen rund um die Streuobstblüte statt – von Blütenwanderungen über Blütenfeste bis hin zu fachlichen Exkursionen. Auftaktveranstaltung ist am morgigen Sonntag, 4. Mai, ab 11 Uhr auf der über 500 Bäume umfassenden Obstwiese im Gewann Ludenstall neben dem Bisinger KZ-Friedhof.

Kinder können mit dem Streuobstpädagogen eine Saatkiste mit Blütenmischungen ansäen, während die Erwachsenen von Imkern und Obstfachwarten durch die Streuobstwiese geführt werden. Baumkletterer führen vor, wie hohe Obstbäume gefahrlos geschnitten werden können, und der Hohenzollerndrechsler zeigt, was aus Obsthölzern hergestellt werden kann. Eine Baumschule stellt blühende Obstbäume in Containern aus, und das Umweltamt des Landkreises informiert über die Pflege von Streuobstwiesen durch das kommunale Ökokonto.

Für Verpflegung sorgt der Kreisobstbauverband. Die im Hechinger Regionalladen vertretenen Streuobstbetriebe bieten Saft, Most, Dörrobst und Destillate zum Verkauf an.

Weitere Informationen: www.streuobstparadies.de