Noch stehen Autos auf dem freien Gelände in der Frommerner Mühläckerstraße. Das wird sich bald ändern, denn dort wird ein Senioren-Pflegeheim gebaut. Foto: Hauser

Offener Brief wegen geplanter Einrichtung an Investoren, Stadtverwaltung und Landkreis. "Konzept mit 100 Plätzen nicht mehr zeitgemäß".

Balingen-Frommern - So bitte nicht: In einem offenenen Brief kritisiert der Freundeskreis Seniorenhilfe Frommern das Konzept des in der Mühlackerstraße geplanten Seniorenheims. Dieses sei mit 100 Plätzen überdimensioniert und insgesamt nicht zeitgemäß.

Der offene Brief ging in diesen Tagen an die Balinger Stadtverwaltung, den Landkreis als die mit der Altenhilfe befasste Behörde sowie an die Betreibergesellschaft, die Casa Reha Holding mit Sitz im hessischen Oberursel, zudem an den Vertreter der Investoren, Steuerberater Herbert Bitsch in Winterlingen.

Wie bereits berichtet, planen die Investoren und die Casa Reha Holding als Betreibergesellschaft auf einem großen, derzeit brachliegenden Areal an der Mühläckerstraße in Frommern den Bau eines Seniorenpflegeheims. Grundsätzlich, meint der Freundeskreis, der sich um die Belange der Seniorenhilfe in den südlichen Balinger Stadtteilen und insbesondere der Senioren im Haus Hörnleblick in Frommern kümmert, sei eine weitere Aufstockung der Pflegeheimplätze in Balingen begrüßenswert und auch notwendig.

Allerdings sei ein Haus mit 100 Plätzen – der gesetzlich noch erlaubten Obergrenze – "nicht mehr zeitgemäß, geschweige denn zukunftsträchtig". Die Tendenz gehe vielmehr in Richtung kleinerer, damit überschaubarer und in Wohngebiete integrierter Pflegehäuser, um einer Anonymisierung vorzubeugen. Angesichts der geplanten Größe, so der Freundeskreis, entstehe der Eindruck, dass die Investoren und der Betreiber "aus Renditegründen das maximal Mögliche" herausholen wollten, "ohne die Bedürfnisse der älteren Menschen und die Situation des Standorts zu berücksichtigen".

Mehrere Gründe, die gegen Heim sprechen

Gegen den Bau eines Pflegewohnhauses in dieser Größe an diesem Standort gebe es mehrere Gründe, so der Freundeskreis. So befinde sich in unmittelbarer Nähe bereits das Seniorenheim Hörnleblick mit 54 Pflegeplätzen sowie 15 Plätzen im betreuten Wohnen. Die geplanten zusätzlichen 100 Plätze bedeuteten eine "Massierung", die den Bedarf Frommerns und der unmittelbaren Umgebung weit übersteige. Bedürfnisgerechter wäre es nach Meinung des Freundeskreises, wenn nicht der gesamte Balinger Bedarf an Pflegeheimplätzen an einer Stelle verwirklicht werden würde.

Sehr gut vorstellen könnte sich der Freundeskreis stattdessen ein kleineres Haus mit rund 50 Plätzen. Neben dem zusätzlich zu dem geplanten Seniorenpflegeheim vorgesehenen drei seniorengerechten Mehrfamilienhäusern bestehe in Frommern zudem Bedarf nach einer Tagesstätte für Senioren – dies umso mehr, als der Bedarf an konventionellen Pflegeplätzen in Balingen gedeckt sei. Wünschenswert sei der Bau eines Hauses nach dem sogenannten Wohngemeinschaftskonzept, wie es etwa im Pflegeheim Rauchberghaus in Onstmettingen bestehe.

Zugleich schlägt der Freundeskreis um den Vorsitzenden Rolf Schlagenhauf eine öffentliche Informationsveranstaltung vor, in der die derzeit noch vielen offenen Fragen geklärt werden sollen. Die Sache eile, da die Planung für das Heim in vollem Gange sei.