Die letzten Vertreterinnen der Frauenliste Balingen: Sabine Klaiber, Theresa Schmidt und Margrit Weinmann-Mayer (von oben) sind für die Gruppierung aktuell im Gemeinderat aktiv. Zur nächsten Wahl aber tritt die Frauenliste nicht mehr an. Foto: Gentsch/Archiv

Gruppierung verzichtet bei Kommunalwahlen 2014 auf eine eigene Liste. Fusion mit Grünen scheitert.

Balingen - Aus nach 20 Jahren: Die Balinger Frauenliste tritt bei den Kommunalwahlen im nächsten Jahr nicht mehr an. Es sind vor allem Personalsorgen, die zu diesem Entschluss geführt haben, sagt die Vorsitzende Sabine Klaiber.

Der Beschluss, keine eigene Liste mehr aufzustellen, sei im Verein getroffen worden, sagte Klaiber gestern unserer Zeitung. Dafür habe es mehrere Gründe gegeben. Der wichtigste: Es sei unheimlich schwer, junge Frauen für die Politikarbeit zu gewinnen. Das habe sich bei den Sondierungen gezeigt. Junge Frauen seien heute oft berufstätig, wenn sie dann auch noch Mutter seien, dann bleibe oftmals keine Zeit mehr für die Arbeit in einem politischen Gremium.

Bereits 2009, als die Kommunalwahl anstand, sei es schwer gefallen, die Liste einigermaßen voll zu bekommen, so Klaiber weiter. 31 Kandidatinnen wurden damals gefunden, drei – neben der Fraktionssprecherin Sabine Klaiber auch Theresa Schmidt und Margrit Weinmann-Mayer – schafften den Einzug in den Balinger Gemeinderat. Aktuell habe es noch weniger potenzielle Kandidatinnen gegeben, und es "hat keinen Sinn", so Klaiber, mit zehn Namen in den Wahlkampf zu ziehen.

Auch die Zielgruppe der Frauenliste ist begrenzt – "Männer können wir schlecht auf unsere Liste setzen", so Klaiber. Geschlechtsgenossinnen hingegen stünden die Listen anderer Parteien jederzeit offen. Zudem seien die Chancen, für die Frauenliste in ein verkleinertes Gremium einzuziehen – der Gemeinderat hat nach der nächsten Wahl nur noch 32 statt der bisher 40 Mitglieder – auch nicht gerade gut. Politisch ambitionierte Frauen wenden sich deshalb gerne etablierten Parteien zu.

Ein letzter Versuch, die Frauenliste zu erhalten und unter diesem Namen bei den Wahlen 2014 anzutreten, scheiterte: Es gab in den vergangenen Wochen Sondierungen mit den Grünen, eine gemeinsame Liste aufzustellen. Diese scheiterten aber am Votum der Grünen-Mitglieder, die sich nach Angaben von Stadtrat Erwin Feucht in einer Mitgliederversammlung mehrheitlich gegen die gemeinsame Liste aussprachen.

Die Arbeit im Gemeinderat wolle die Frauenliste nun trotz des Beschlusses, nicht mehr bei der Wahl anzutreten, bis zum Ende der Wahlperiode im Frühsommer 2014 "ordentlich und mit Anstand zu Ende bringen", sagte Klaiber. Sie selbst werde nach zehn Jahren im Gemeinderat die politische Arbeit erst einmal ruhen lassen. "Ich sehe mich auch nicht auf als Kandidatin auf einer anderen Liste", so Klaiber gestern. Ähnliches hört man von ihrer Frauenliste-Mitstreiterin Theresa Schmidt; Margit Weinmann-Mayer hat sich noch nicht entschieden. Als Verein wolle die Frauenliste indes "bis auf weiteres" aktiv bleiben. Auch die bisherigen Engagements werde es weiter geben.

Die Geschichte der Frauenliste begann 1993. Treibende Kraft war Edda Renz, der es ein Dorn im Auge war, dass zwar rund die Hälfte der Wahlberechtigten Frauen sind, damals aber gerade einmal zwei Frauen dem Balinger Gemeinderat angehörten. Das änderte sich schnell, denn bereits ein Jahr später zog die Frauenliste mit vier Mitgliedern ins Gremium ein. Das waren damals Edda Renz, Sigrid Haller-Srdanov, Gisela Schittenhelm und Theresa Schmid.

Bei den Kommunalwahlen 1999 und 2004 holte die Frauenliste gar fünf Sitze, wobei es ihr 1999 gelungen war, eine komplette Liste zusammenzustellen, also 47 Frauen für eine Kandidatur zu bewegen. Für die Kommunalwahl 2009 umfasste die Liste nur noch 31 Bewerberinnen, drei schafften den Sprung ins Gremium.

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