Auf seinem Balkon hat Manfred Hettel während der Ferienzeit wegen dauernder Überflüge nur wenig Freude. Foto: Schnurr

Manfred Hettel aus Erzingen ärgert Zunahme des Flugverkehrs über Balingen. Routen nach Zürich und Palma.

Balingen-Erzingen - Der Flugverkehr über Balingen habe zugenommen, findet der Erzinger Manfred Hettel. Er sucht daher den Austausch mit anderen Bürgern, denen dieser Lärm ebenfalls auf die Laune schlägt.

Eigentlich gebe es rund um Balingen ruhige Rückzugsräume. Doch diese seien durch ständigen Fluglärm beeinträchtigt. Hettel läuft und walkt in der Natur, von Erzingen aus etwa über Endingen und den Bronnhaupter Hof. Doch diese "Ruhezone" sei gestört: Dauernd gebe es "Überflieger". Am Karfreitag sei ihm das erstmals aufgefallen: Während der Osterzeit habe es deutlich mehr Reiseflugverkehr gegeben: "Da sind mir die Schuppen von den Ohren gefallen."

Zuhause sei es nicht besser: "Das Dröhnen der Düsentriebwerke ist mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag zu hören." Am frühen Morgen, zur Mittagszeit und abends bis Mitternacht sei es am schlimmsten: "Ein entspannter Aufenthalt unter freiem Himmel, auf dem Balkon oder beim Spaziergang ist für mich nicht mehr möglich." Die Flugzeuggeräusche begleiteten ihn beim Aufstehen, beim Frühstück, beim Verlassen des Hauses, bei der Rückkehr von der Arbeit und bis in den Schlaf.

Seine Vermutung: Es gebe immer mehr Starts und Landungen in Stuttgart. Der Himmel über Erzingen sei zur Einflugschneise der Flugrouten von Deutschland nach Zürich, Mailand, Barcelona oder Palma geworden: "Ich kann und möchte mich nicht daran gewöhnen."

Das zentrale Problem sei das tiefe Dröhnen der Turbinen. Dieses "Hintergrundrauschen" sei fast immer da. Die Frage laute: "Muss man damit leben? Was kann man dagegen tun?" Hettel hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) gefragt, ob sich an der Flugfrequenz oder den Routen etwas geändert habe. Die knappe Antwort: Es könne ein Wetterproblem sein, das werde sich wieder legen.

"Da keine Änderungen an Verfahren oder Flugrouten im Bereich Ihres Wohnortes vorgenommen worden sind, handelt es sich um normale Schwankungen", so die DFS. "Aber was ist schon normal?", fragt Hettel.

Er hat beobachtet, dass das Flugaufkommen saisonal und von der Tageszeit abhängig ist: Während der zu Ende gegangenen Sommerferien habe er "Flüge am laufenden Band" gehört. Er sieht das als Symptom des allgemeineren Problems Massentourismus: "Jeder fliegt ›mal schnell‹ in den Urlaub." Nach Mallorca etwa, konkurrenzlos billig für ein Wochenende nach Berlin oder in eine andere Stadt.

Zwar spreche jeder von Umweltschutz und Lärmbelastung. Aber dabei gehe es in der Regel um Autos, nicht um Flugzeuge. Zwar sagten viele Mitbürger: "Es ist halt so. Da kann man nichts machen." Doch damit will er sich nicht abfinden, sondern dieses Aufregerthema in die Öffentlichkeit bringen.

Der 60-Jährige, der mit "social media" ansonsten nicht viel am Hut hat, richtete deshalb einen Twitter-Account ein. Mit "Hashtags" (Schlagworten) wie #BalingenZiehtFlugzeugeAn informiert er seit 2. September über das Thema. Er hofft darauf, dass mehr Menschen sich des Problems bewusst werden.

Nach den Sommerferien werde der Lärm aus den Wolken jetzt wohl wieder weniger werden: "Aber die Herbstferien kommen bald." Manfred Hettel wird das spätestens am wieder zunehmenden Flugverkehr merken.

Twitter: @MH28828074